Was für die einen eine Selbstverständlichkeit, mag andere Selbstüberwindung kosten. Hüllenloser Urlaub, wirklich so ganz ohne, und das im Beisein von vielen anderen! Keine Frage, das muss man mögen, oder es halt einfach ausprobieren. Die allermeisten genießen diese Art von Urlaub, vor allem, wenn die Hemmschwelle erst überwunden ist. Gesünder ist es allemal!
Schon als Kind lernte ich, als Tochter eines FKK-liebenden Papas, unbekleideten Menschen problemlos zu begegnen. Und was Hänschen erlernt hat, vergisst er nicht. Die Frage, ob ich denn, noch dazu in meinem fortgeschrittenen Alter, kein Problem damit habe, eine Reise an die französische Atlantikküste zu einem Nudisten-Urlaub anzutreten, stellte sich mir erst gar nicht. Denn FKKler sehen in erster Linie den Menschen, nicht dessen nackte Haut. Wen interessiert schon, ob diese zu einem Jungen oder Alten, einem dicken oder dünnen gehört? Spätestens am zweiten Tag niemanden mehr!
Neben der kroatischen Adriaküste gilt die französische Atlantikküste nicht nur als einer der europäischen Hotspots für Camper, sondern auch für Liebhaber der Freikörperkultur1. Wie viele sehr schöne Sehnsuchtsorte liegt es leider nicht ums Eck. Die Anreise per Flugzeug und Mietauto nach Bordeaux ist aber von vielen Flughäfen im DACH-Gebiet (teilweise mit Umsteigen) machbar. Wer mit dem eigenen Zelt, Camper oder Wohnmobil unterwegs ist, sollte die Streckenführung sorgfältig planen und auch die Autobahngebühren in Frankreich checken.
Die Gironde ist im besten Sinne des Wortes ein Garten Eden, eine Landschaft der Superlative und zudem Frankreichs größtes Departement. Hier wachsen die edelsten Weine in den teuersten Lagen, strömt die weitläufigste Flußmündung Europas dem Atlantik zu, ziert die höchste, auch besteigbare Wanderdüne (Dune du Pilat) den Strand und kann man dem ältesten aktiven und am weitesten im Meer liegenden Leuchtturm Le Phare Cordouan einen Besuch abstatten. Selbstredend gedeihen im Bassin d’Arcachon die besten Austern der Welt.
Vor allem aber erstrecken sich endlos lange, pulvrig-weiße Sandstrände mit Wellen, die jedes Surferherz höher schlagen lassen.
Was es allerdings nicht gibt, das ist die Garanatie auf schönes Wetter! Wem an stürmischen Tagen die Atlantikwellen zu gefährlich erscheinen, für den lohnt sich der Besuch von Frankreichs größtem Süßwassersee, dem Lac d’Hourtin et de Carcans.
Doch damit ist das Top der Highlights noch nicht erreicht! Denn fast an der Spitze des Medoc, versteckt in einem über 335 Hektar großen Pinienwald, liegt zwischen Soulac und Montalive “die ganze Welt” und gleichzeitig mein Reiseziel: das zu France4Naturisme gehörende 4-Sterne Resort Euronat Village Naturiste. Es bietet vor allem Fans eines familienfreundlichen Naturismus weiträumig und erstklassig viel Platz. Unterteilt ist das riesige Gelände in die von Nord nach Süd angeordenten fünf Kontinente. Ein wahres Paradies für alle, denen Selbstakzeptanz und Glücksempfinden gleich wichtig sind.
Das FKK-Resort war während der Corona-Lockdowns nicht geschlossen, hatte in dieser Zeit aber Pandemie bedingt sehr viel weniger Gäste. Dies spiegelt sich auch in den zahlreichen Bewertungen im Internet wider, von denen sehr viele aus der Zeit vor 2019 stammen. Eine Vollbelegung wird für diese Sommersaison erwartet. An der Rezeption spricht man teilweise Englisch und Deutsch. Zum problemlosen Aus- und Einfahren erhält man einen Foto-Medaillon, welches man möglichst immer bei sich tragen sollte. Interessierte sollten, da die Formalitäten doch einige Zeit in Anspruch nehmen, nicht zu spät anreisen und sich vor Anreise den Geländeplan im Internet ansehen. Er vermittelt nicht nur einen guten Überblick, auch über Größe, Stellplätze und Lage der verschiedenen Geschäfte, Restaurants etc. etc. in der Anlage. So erspart man sich dann auch das Suchen nach Stellplatz oder fester Unterkunft.
Ich besuchte das Resort Mitte Juni 2022 im Rahmen einer von Euronat gesponserten Presseeinladung.
Wikipedia über FKK: “…identisch mit Nacktkultur, Naturismus und Nudismus im Sinne gemeinschaftlicher Nacktheit der Menschen in Freizeit, Sport und Alltag.” ↩