„Mayr-Kur“ klingt so schrecklich altbacken und trifft eigentlich auch nicht mehr den Punkt“, erklärt mir der sympathische Dr. Gartner bei der Anamnese meines Dank Umzug samt Handwerker-Ärger arg gestressten Körpers. Er verordnet Bittertropfen und Basenkapseln, die 4-Stufen-Diät und einiges mehr. Die erhobenen Werte scheinen ihn halbwegs zu befriedigen, nur für meinen Wunsch nach dem Morgenkaffee oder das Glas Wein am Abend gibt es keine Zustimmung. Wer sich auf der Innsbrucker Sonnenterrasse im beschaulichen Igls im Parkhotel einquartiert, weiss aber meist ziemlich genau, was ihn erwartet. Also kein Grund zum Jammern. Das Publikum, nicht selten seit Jahren Stammgast im 2009 fast vollständig renovierten Hotel, fügt sich in aller Regel brav den Anweisungen der Gesundheitstruppe aus Ärzten, Masseuren, Ernährungsberatern und Fitnesstrainern.
1905 erbaut, firmierte das Parkhotel bereits 1918 als „physikalisch-diätische-Höhenkuranstalt“, seit 2005 lautet der offizielle Name „Parkhotel Igls – Zentrum der Modernen-Mayr-Medizin“. Im Mittelpunkt steht heute wie vor 100 Jahren die Gesundheit seiner Gäste, die im Optimalfall in einer „…harmonischen und lustbetonen Lebensweise“ gipfelt.
Bitterwasser, und es macht seinem Namen alle Ehre, wartet in vielen Ecken des Hotels auf seine Konsumenten: Man sollte sich nach der morgendlichen Einnahme allerdings nie zu weit von erreichbaren „Stillen Örtchen“ entfernen. Es entschlackt jedoch nicht nur den Darm, sondern auch das Gehirn, und erst wenn dieses ebenso frei von den schädlichen Schlacken ist, wie der vielfach sich durch den Bauchraum windende Darm, beginnt die Wohlfühlphase. Kann also dauern! Medikamente belasten die Darmflora nachhaltig, Schlacken verschieben den Säure-Basen-Haushalt – höchste Zeit also, dem Körper eine Entgiftung zu gönnen.
Bittertropfen, zusammengesetzt aus verschiedenen Kräutern gehören zu jeder Mayr-Kur. Vor den Mahlzeiten eingenommen, regen sie den Gallenfluss an, aktivieren die Schleimhäute und dienen als Stärkungsmittel für unser Verdauungssystem. Und die bittere Kräutermischung sorgt zudem für ein schnelleres Sättigungsgefühl und vertreibt die Lust auf Süsses.
Für die verordnete „Darm-Diät“ gibt es verschiedene Stufen, die speziell für den jeweiligen Gast von Arzt und Ernährungstherapeuten festgelegt werden. Und auch das „Essen“ muss hier neu erlernt werden. Schnell und viel geht gar nicht. Ganz langsam und möglichst wenig heißt die Devise. „Viel“ (je 20 kg Körpergewicht 1 Liter Wasser) gilt nur beim Trinken – es sorgt dafür, dass die vorhandenen Giftstoffe über Leber und Nieren ausgeschieden werden. Mit wie wenig Essen man hingegen auskommen kann lehrt uns das „Kauen und Einspeicheln“. „Machen Sie es einfach den Kühen nach: Viel Trinken, viel (oder besser lange) kauen und dann auch viel entsorgen“, gibt mir Dr. Gartner als Ratschlag nach der Erstuntersuchung mit auf den Weg.
„Ich kriege die Krise“ – der meist negativ gemeinte Ausruf zeigt beim Mayrn hingegen den Erfolg an. Denn wen man richtig kurt, befinden sich anfangs zahlreiche Giftstoffe im Blutkreislauf – kein Wunder also, dass dieser die „Krise“ bekommt und ausser Rand und Band gerät. Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit oder Stimmungsschwankungen signalisieren die sogenannte „Kurkrise“ und treten zwischen dem ersten und dem fünftem Tag auf. Wer meint ärztliche Hilfe zur Bewältigung zu benötigen, sollte diese auch einholen – niemand wird sich darüber wundern.
Fühlt sich der Bauch wohl, geht es dem Menschen gut – und damit dieser Effekt auch eintritt, bedarf es bei der Mayr-Therapie der manuellen Bauchbehandlung durch einen geschulten Arzt. Denn sie verbessert nicht nur die Sauerstoffversorgung des Gewebes, sondern schult auch die physiologische Zwerchfellatmung, entstaut das Lymphsystem des Bauchraums und aktiviert die Darmperistaltik. In Igls wird jeder Bauch geknetet, gestreichelt und gedrückt - gerade, wie er es braucht - und wenn man es auch nicht gleich glauben will, es tut ihm gut, diese manuelle Behandlung: Sie entstaut Blut und Lymphe, sorgt für die Re-Tonisierung der Bauchorgane, unterstützt die Bauchatmung und bringt den Auspressmechanismus der Dünndarmzotten auf Trab. Besser kann es dem Bauch nicht mehr gehen!
Wer “Mayrt” will etwas für seine Gesundheit tun, schlechte Gewohnheiten wenigstens mal für ein paar Tage loslassen und sich auch von Abhängigkeiten befreien. Dass man dafür eine innere Bereitschaft zu sich selbst finden muss, sollte jedem klar sein, der sich diese “gesunde Auszeit” gönnen möchte. Dass es zudem noch eine Reihe von “Wohltaten” gibt, die nicht unbedingt der Therapie, wohl aber dem Wohlbefinden dienen, ist ein - zugegeben nicht ganz billiger - Pluspunkt bei einem Aufenthalt im Parkhotel in Igls. Ob Cleopatra-, Soft-Peel- oder Moor-Packungen, die Haut nimmt alles dankbar auf - man fühlt sich hinterher, als wäre man tatsächlich “neu geboren”.
Die angebotenen Therapien sind so vielfältig und unterschiedlich, dass es den Platz sprengt sie alle zu beschreiben.
Einmal im Jahr sollte man sich, seiner Gesundheit und seinem Wohlbefinden den alten Dr. Mayr mit seinen bewährten, aber auch mit vielen neuen Erkenntnissen und Therapien einfach gönnen!
Informationen rund um die Mayr-Kur im Parkhotel-Igls gibt es auf der Website des Hauses.