Besonders interessant finden die deutschen Medizintouristen Kuren und Rehabilitationsmaßnahmen im Ausland , gefolgt von Zahnbehandlungen und Augen-OPs. „Damit ist der Medizintourismus endgültig keine Nische mehr, sondern wird ein echter Faktor auf dem Reisemarkt “, sagt Helmut Wachowiak, Professor für Tourismusmanagement.
Die hohe Akzeptanz für Behandlungen im Ausland führt Wachowiak auf den schrumpfenden Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen zurück: „Die wachsenden Kosten der Gesundheitsversorgung bringen immer mehr Menschen dazu, nach günstigen Alternativen zu suchen“, sagt er. Laut Medizintourismus Travel Report nennen 54 Prozent der Befragten finanzielle Vorteile als wichtiges Argument für eine Behandlung im Ausland. Von Verfahren zu profitieren, die in Deutschland nicht praktiziert werden, gibt für 28 Prozent den Ausschlag. Doch mit Reisen aus medizinischen Gründen lässt sich nicht nur Geld sparen. 26 Prozent der Befragten gaben an, dass für sie auch die Verbindung mit einem Urlaub ein Grund sein könnte, sich im Ausland statt in Deutschland behandeln zu lassen. „Immer mehr auf Medizintourismus spezialisierte Dienstleister sorgen dafür, dass sich eine medizinische Behandlung und ein angenehmer Urlaub miteinander verbinden lassen“, sagt Wachowiak.
Westeuropa ist das beliebteste Ziel der potenziellen Medizin-Touristen (gut 67 Prozent), gefolgt von Osteuropa (knapp 44 Prozent) und Nordamerika (knapp 37 Prozent). „Wir beobachten, dass die Deutschen sich bei medizinischen Reisen für die gleichen Ziele interessieren wie bei anderen Urlauben auch“, sagt Wachowiak. „Die Möglichkeit, sich medizinisch behandeln zu lassen, kann aber durchaus den Ausschlag für eine Stadt und Region geben.“ Doch nicht nur, wohin Menschen fahren, sondern auch, woher sie kommen, haben die Wissenschaftler im Travel Report untersucht. Ihr Ergebnis: Die größte Zustimmung findet der Operationstourismus in Bremen, gefolgt vom Saarland. Am skeptischsten sind die Menschen in Bayern und Nordrhein-Westfalen.
Die Zustimmung zum Medizintourismus ist unter Frauen und Männern in etwa gleich hoch. Die Geschlechter haben jedoch verschiedene Erwartungen an medizinische Reisen und befürchten andere Probleme. Während viele Frauen angeben, sie würden reisen, um besondere medizinische Kompetenzen in Anspruch zu nehmen, argumentieren Männer stärker mit den Kosten. Die Männer sind es dann auch, die Probleme bei der Abrechnung mit der Kasse befürchten. Frauen nennen dagegen häufiger die Sorge um die Verständigung mit dem ausländischen Arzt.
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