Möglichst billig, möglichst rasch lautet das Credo vieler Menschen wenn es um Ernährung geht. Doch diese Einstellung macht uns, wie längst bewiesen, nicht nur uns Menschen,, sondern auch unseren Planeten krank. Zeit also umzudenken! Wir haben den Koch, der über zehn Jahre die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft als Koch betreute und mit ihr auch den größten Erfolg, den Gewinn der WM in Brasilien 2014 feierte, zu seinem neuen Buch interviewt.
Noch ein weiterer Ernährungsratgeber, mag manch einer denken. Warum soll man ausgerechnet zu Ihrem Buch greifen, Herr Stromberg?
HS: „ESSEN ÄNDERT ALLES ist viel mehr als bloß ein weiterer Ernährungsratgeber. Der Titel ist Programm! Mein Buch vereint die Formel 3 x E mit Methode. D.h. wissenschaftliche Erkenntnisse, Erfahrungswissenschaft und Ernährungsexpertise. Und: Es beinhaltet eine funktionierende Methodik, mit der man seine Ernährung einfach, effektiv und dauerhaft ändern kann – und das alles ohne Verzicht.“
Wenn Sie Ihr Buch in drei Sätzen zusammenfassen müssten
HS: „Es geht darum, Ernährung ganzheitlich zu verstehen und zu leben. Es wird erstens erklärt, wie man die eigene Gesundheit und gleichzeitig das Wohlergehen unseres Planeten bewahrt. Zweitens wie einfach es heute ist, mit einer klaren Methodik, besseren Lebensmittel- Alternativen und leicht verständlichem Wissens-ABC gute Ernährung im Alltag umzusetzen. Und drittens runden hochkarätige Experten aus den verschiedenen Bereichen von Bakterienheilkunde bis zur Mikronährstoffmedizin meinen Ratgeber ab. ESSEN ÄNDERT ALLES ist ein Handbuch ohne jegliches Verfallsdatum, in dem man immer wieder lesen und einzelne Themen nachschlagen kann.“
Was ist neu, was es nicht schon auf dem Ernährungsbuchmarkt gibt?
HS: „Die 360°-Formel durch den Ernährungsdschungel, die dem Leser dabei hilft, den eigenen Weg zu finden. Mit Hilfe von konkreten Einkaufslisten, Tipps, Rezepten und einem „Was ist wirklich und warum gut für uns“-Warenkorb zeige ich, wie jeder sein Wohlbefinden inklusive Genuss steigern und darüber hinaus jede Menge Zeit sowie Abfall im Alltag sparen kann. Das alles ohne Dogmatismus, sondern machbares Maßhalten.“
Wie reisen Sie? Kennen Sie Ihren persönlichen CO2-Abdruck?
HS: „Ich reise, sofern irgendwie möglich, schon lange klimaschonend. Ich besitze eine Bahncard 50, von der ich, wann immer möglich, Gebrauch mache und nutze insbesondereauf innerdeutschen Strecken die Bahn. Um zu Terminen zu kommen, fahre ich in der Stadt fast ausschließlich öffentlich. Meinen Benziner nutze ich nur dann bewusst, wenn es Sinn und Freude zugleich macht.“
Wie stehen Sie zu veganer Ernährung? Nur ein Trend?
HS: „Auch, wenn ich persönlich ein Sonntagsbraten-Verfechter bin und bleibe, praktizieren und kombinieren wir sehr häu g in unseren Kursen und Workshops vegane Elemente. Persönlich liebe ich vegane Rezepte. Das ist für mich echte, große Kochkunst. Vegane Ernährung kann und wird einen enorm großen Beitrag dazu leisten, dass wir weiter als Menschheit existieren können. Denn es wird nicht reichen, einfach bloß von Wurst auf Käse umzustellen. Auch wenn nichts, was wir tun, einen sofortigen Effekt auf das Klima hat, beschleunigt aber alles, was wir nicht tun die derzeitige Entwicklung rasant.“
Wie planetengesund leben und kochen Sie selbst?
HS: „Beruflich ich bin ich selbst viel unterwegs und weiß daher um die Hürden im Alltag. Green cooking for the blue planet lautet meine Devise aus voller Überzeugung. Ich hinter- frage jedes gewohnheitsmäßige Handeln bevor ich etwas tue und greife so immer häu ger zur besseren Alternative. Ich versuche jeden Tag ein bisschen mehr, planetenfreundlich für meine Familie, meine Gäste und Kunden zu kochen. Außerdem esse ich beispielsweise an fünf Tagen in der Woche rein p anzlich.“
Ist Milch ein Klima-Killer? Sind Fake-Fleisch und milchfreie Milch die Lösung? Und was ist nun mit der gesunden Avocado? Kurzum, was können wir noch guten Ge- wissens essen?
HS: „Ja, in der industriellen Massenproduktion sind Milchprodukte das de nitiv. Milchfrei ist meist die bessere Alternative, hier haben Haferprodukte die Nase vorn. Avocado bitte in Maßen, nicht in Massen essen. Meine Empfehlung: Legen Sie bewusst einen klimafreund- lichen Warenkorb an und ernähren Sie sich überwiegend aus diesem. Wie ́s geht, das erkläre ich in meinem Buch☺.“
Was kann jeder einzelne tun, um effektiv zur Rettung des Klimas beizutragen? Müs- sen wir ab sofort vegan oder zumindest vegetarisch leben?
HS: „Das wäre eine gute Entscheidung. Aber das klingt zu radikal und bereitet den meis- ten Menschen auch Verzichts-Ängste. Der Ansatz sollte ein anderer sein: Es gibt zahlreiche bessere Alternativen, die zeigen, dass Genuss und planetenfreundliche Ernährung sich nicht ausschließen müssen, sondern sehr gut Hand in Hand gehen. Natürlich muss man sich von der einen oder anderen Gewohnheit verabschieden, aber das ist ein Prozess und muss nicht von heute auf morgen geschehen. Schritt für Schritt, auch in konstruktiven Diskursen mit anderen, die noch nicht die Dringlichkeit der Lage erkannt haben. Viele Menschen gemeinsam, WIR zusammen können viel bewegen. Dazu müssen wir miteinander reden, vermeiden, andere zu verurteilen und vor allem handeln! Denn es bleibt keine Zeit mehr für endlose Diskussionen, es ist höchste Zeit, zu verstehen und verständlich zu machen, dass jeder seinen Beitrag leisten muss. Ein „Weiter so“ bedeutet das Ende für unseren Planeten – denn Ernährung spielt eine wesentliche Rolle beim Klimawandel. Mög- lichst billig und ohne auf Qualität zu achten, das macht de nitiv alle krank, uns selbst und schließlich unsere Erde, also unsere Lebensgrundlage.“
Abgesehen davon, dass jeder Einzelne tagtäglich etwas in Sachen gesunder Ernährung tun kann. Haben Sie Forderungen an die Politik?
HS: „Selbstverständlich. Schon lange übrigens. 1. Pragmatische Ernährungslehre an allen europäischen Schulen. 2. Ausschließlicher Bio-Anbau in Europa (wir können es uns leisten müssen!). 3. Mut zum Handeln – auch entgegen den mächtigen Lobbyverbänden und all den Reichsbedenkenträgern. 4. Mehr Vertrauen in den klaren Menschenverstand der Bevölkerung und damit eine grundehrliche Kommunikation betreffend die Herausforderungen, vor denen wir nicht mehr davonlaufen können. 5. Heute anfangen!“
Ist klimafreundliche Ernährung nur was für Menschen mit „dickem Geldbeutel“? Biozertifizierte Lebensmittel sind doch recht teuer im Vergleich zu konventionellen
HS: „Oh je, nein. Niemals. Dann hätte ich mich ja nie auf meine Mission „Ernährung für Alle“ begeben. Eine klimafreundliche Ernährung ist für jede – und ich meine ausdrücklich jede Haushaltskasse geeignet. Das kann ich dann gerne in meinem nächsten Buch unter Beweis stellen „Klimafreundlich und gesund zubereiten und essen für 1 Euro pro Mahlzeit“.“
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