Schon seit vielen Jahren wird der Genuss von flavanolreicher Zartbitterschokolade mit einem geringeren kardiovaskulären Sterblichkeitsrisiko in Verbindung gebracht. Als Flavanole bezeichnet man die sekundären Pflanzenstoffe der Kakaobohne, die zur Gruppe der Polyphenole gezählt werden.
Das EU-geförderte Projekt FLAVIOLA untersuchte die Auswirkungen und das Niveau des Flavanolkonsums in der EU und entwickelte daraus Nahrungsmittelprototypen, die reich an Flavanolen aus Kakao sind. Mithilfe der FLAVIOLA Nährwertdatenbank konnte gezeigt werden, dass Tee, Kernobst (Äpfel, Birnen, etc.), Beeren, Kakaoprodukte und Steinobst wichtige Beiträge zur Gesamtnahrungsaufnahmemenge von Flavanolen leisten.
Es wurden bereits umfassende Studien zur Aufnahme von Flavanolen, wie Catechin und Epicatechin und ihrer oligomeren Derivate, Proanthocyanidine (PA), durchgeführt, um die Absorption, Verteilung, Metabolismus und Ausscheidung (ADME) von Flavanolen nach Nahrungsaufnahme zu beurteilen und ihre biomedizinischen Auswirkungen in strengen klinischen Ernährungsinterventionsstudien und populationsbasierten epidemiologischen Untersuchungen zu untersuchen.
Nun zeigt auch eine groß angelegte Studie der Columbia University und des Brigham and Women’s Hospital, dass ein Gedächtnisverlust aufgrund einer normalen Alterung bei Erwachsenen über 60 Jahren sich durch ein Auffüllen mit Flavanolen sich zwar nicht verhindern, aber doch verbessern lässt. Die Studienergebnisse zeigen umfassend einen durch CF (= Cocoa flavanol) vermittelten kardiovaskulären gesundheitlichen Nutzen bei gesunden Männern und Frauen. CF-Einnahme verbesserte die Parameter der Herz-Kreislauf-Funktion deutlich, einschließlich der arteriellen strümungsvermittelten Dilatation und des Blutdrucks. Bei älteren Patienten half eine CF-reiche Ernährung einen altersbedingten Blutdruckanstieg und Gefäßsteifigkeit umzukehren, wodurch die Durchblutung verbessert wurde. In den Populationen der Studie wurde keine signifikante intra- und interindividuelle Variabilität bei ADME von Flavanol gefunden, wodurch sich die Haltbarkeit für die Entwicklung von bevölkerungsbezogenen CF-Aufnahme-Richtlinien erhärtet.
Die aktuelle Studie “COSMOS-Web” ist darauf ausgerichtet, die Wirkung von Flavanolen bei einer größeren Gruppe von Menschen zu untersuchen und herauszufinden, ob ein Mangel zu einem Vorantreiben der Alterung in diesem Bereich des Gehirns führt. Mehr als 3.500 gesunde ältere Menschen haben nach dem Zufallsprinzip drei Jahre lang entweder täglich eine Tablette mit Flavanolen oder ein Blindpräparat eingenommen. Die Tablette mit dem Wirkstoff hat 500 Milligramm Flavanole inklusive 80 Milligramm Epicatechin enthalten. Diese Menge entspricht jenem Wert, den Erwachsene über die Nahrung aufnehmen sollten. Die Ergebnisse haben das Wissen über Flavanole und deren positive Auswirkungen auf die Gesundheit des Herz-Kreislaufsystems erweitert. Die Projektergebnisse bieten somit eine solide Grundlage für die zukünftige Forschung zu innovativen therapeutischen und Ernährungsstrategien, um die kardiovaskuläre Gesundheit zu verbessern und ein gesundes Altern zu unterstützen.