Dieses Sinneselement ist einerseits eine sehr kurzzeitige, aber äußerst leistungsfähige Speicherquelle im Gehirn, um alles, was wir Sehen, Riechen, Hören und Empfinden in Millisekunden als Rohdaten auf einen Chip zu bannen, um es später von diesem in die richtigen Ordner abzulegen und die gespeicherten Daten von dort gezielt wieder ansprechen zu können. Doch wie so vieles mit zunehmendem Alter, beginnt auch unser sensorisches Gedächtnis abzubauen und lässt in der Berechnung des Erlebten ab, oder nimmt immer weniger der sensorischen Informationen auf.
Das Know-how über den Aufbau des Kurz- und Langzeitgedächtnisses spielt eine große Rolle bei der Aufklärung über Arbeit und Auswirkung des sensorischen Gedächtnisses und hilft enorm bei der Erforschung des Erinnerungsvermögens und des Alterns.
Sehen, riechen, fühlen, schmecken und hören - sind die fünf Sinne, die uns dabei helfen, die Welt um uns herum zu verarbeiten. Forscher haben dabei vor allem drei Aspekte untersucht:
Forscher bezeichnen das Wahrnehmungsgedächtnis gerne auch als ikonisches Speicherbild. Man hat nämlich in zahlreichen Studien dazu festgestellt, dass die Augen nicht in der Lage sind, sich bewegende Objekte in das sensorische Gedächtnis zu übertragen und dort zu analysieren. Dies würde nur funktionieren, wenn das Objekt sich absolut bewegungslos verhält. Herausgefunden hat man dies durch Tests mit Personen, denen man ein Bild und einen darauf folgenden schnellen Lichtblitz zeigte. Die meisten Teilnehmer konnten das Bild aufgrund des Blitzes nicht identifizieren oder abrufen. Dass wir uns aber in vielen Fällen trotzdem an bewegliche Dinge mehr oder weniger gut erinnern können, zeigt, dass unser Gehirn noch andere Methoden und Werkzeuge als das visuelle Gedächtnis besitzen muss, um die Daten richtig abzuspeichern.
Als auditiv-sensorisches Gedächtnis (oder Schallgedächtnis) bezeichnet man, wenn eine Person die Dinge, die sie hört, benutzt, um bestimmte Informationen zu speichern. Hört man eine Reihe von Gegenständen, so erinnert man sich am besten an das erste und letzte gesprochene Wort. Anders verhält es sich jedoch bei visuellen Erinnerungen. Sieht man eine Liste von Elementen, so erinnert man sich eher an die ersten Elemente und nicht immer an die letzten.
Welche Leistungsfähigkeit das auditive Gedächtnis besitzt, zeigt eine ältere Studie, in welcher Lernen, Gedächtnis und Kognition behandelt wurden. Die Studienteilnehmer bekamen mehrmals in gleicher Tonlage eine Liste vorgelesen und wurden gebeten, sich dann nicht an den letzten Punkt der Liste zu erinnern. Denn dieser letzte Punkt der Liste wurde bei diesem Experitment jeweils in einer anderen Tonlagen vorgelesen. Das Ergebnis war verblüffend. Gerade durch die andere Tonlage erinnerten sich die Probanden gerade an dieses Wort, welches sie sich eigentlich nicht merken sollten.
Ärzte nennen diesen Vorgang in der Gedächtnisforschung auch als haptisches Gedächtnis mit vielen neuen Forschungsansätzen. Wie es funktioniert, zeigt eine Studie, in welcher die Forscher die Teilnehmer baten, einen Gegenstand 10 Sekunden lang in der Hand zu halten. Dann gaben sie der Person zwei ähnliche Gegenstände, z.B. zwei andere Stifte, und baten die Person, den zuvor gehaltenen Stift zu identifizieren. Wurde diese Frage fast unmittelbar nachdem eine Person den ersten Gegenstand gehalten hatte gestellt, konnten 94 Prozent der Personen den ersten Gegenstand, den sie in der Hand hielten, identifizieren.
Am einfachsten kann man das sensorische Gedächtnis mit einer Wunderkerze erklären. Dieser Handfeuerwerkskörper wird als Gegenstand von unsere Augen nur als eine sich schnell bewegende Linie oder Spur wahrgenommen. Doch in Wahrheit erzeugt die Wunderkerze keine wirkliche Linie. Nur unsere Augen können die Informationen nicht schnell genug verarbeiten, wenn sie in Bewegung ist, also ist das, was man sieht, eine Spur.
Auch wenn das sensorische Gedächtnis normalerweise nur Millisekunden dauert, gibt es Fälle, in denen man in der Lage ist es abrufen zu können. Beispielsweise wenn man ein Wort mit den Augen liest und sich dennoch daran erinnert, wie eine Person klingt, wenn sie es sagt.
Das sensorische Gedächtnis ist entscheidend dafür die Welt um sih herum zu verarbeiten und zu berechnen. Sobald man Sinnesinformationen sehen, hören, riechen, berühren oder schmecken kann, werden diese Empfindungen vom Gehirn entweder verarbeitet oder verworfen. Und dies lässt uns auch erkennen, warum man einige der sensorische Informationen abrufen kann, aber nicht andere Aspekte des Gedächtnisses.