Die Rente (oder Pension), sie wird lange herbeigesehnt, aber ist sie dann da, fallen wir nicht selten in ein sehr tiefes Loch. “Gestern war ich richtig depressiv”, diese Bemerkung hören wir, so wir zur älteren Generation zählen, viel zu häufig. Aber warum ist das so? Versuch einer Erklärung!
Alter, und das damit verbundene Aussteigen aus dem Berufsleben, gaukeln uns die viel zu lange erhoffte Freiheit, auf endlich nur noch das tun, was einem gefällt, vor. Nur, was gefällt uns denn wirklich? Den lieben langen Tag am Sofa sitzen und nichts tun? Das mag für manche ein erstrebenswertes Ziel sein, ist es aber für ganz viele absolut nicht. Sport bis zum Exzess? Endlich täglich auf Skitour im Winter, auf Bikeausflug im Sommer und zwischendrin auf den Golfplatz? Wunderbar, wenn man die körperliche Fitness dafür noch hat. Schlechter, wenn diese Aktivitäten dann am Abend mit Schmerzen bezahlt werden. Schon wieder hat man, völlig ungewollt, ein Problem, dessen Lösung alles andere als einfach ist.
Der Ruhestand bringt, meist langsam, aber doch unausweichlich, zahlreiche Veränderungen mit sich. Ist das Gehirn nicht mehr täglich gefordert auf Hochtouren zu laufen, dann lassen unsere kognitiven Fähigkeiten bedauerlicherweise viel zu schnell nach. Es schaltet auf Müßiggang, auf dolce farniente sozusagen! Schlimm daran ist vor allem, dass die Betroffenen es in aller Regel viel später bemerken, als Außenstehende!
Garten neu anlegen, Enkel mehr als nur eine halbe Stunde betreuen, neue Sprachen lernen, andere Welten erobern? Jetzt endlich sollt das alles problemlos machbar sein. Denn nun hat man sie, die so lange vermisste Zeit! Stimmt! Aber nur bedingt, denn die Realität sieht häufig anders aus. Schon sehr bald müssen wir erfahren, dass sich die Freude über die neue Freiheit mit Sorgen um die Zukunft paart. Schaffe ich das überhaupt noch? Rentner oder Pensionisten, die ab dem Beginn der Rente im Unruhestand leben und vor lauter Aktivitäten nicht mehr wissen, wo anfangen, wo enden, die gibt es zwar auch - aber sie sind viel seltener als erwartet. Die Frage, will ich das wirklich? Und was ist, wenn … mir meine Gesundheit mir einen Strich durch die Rechnung macht? fürchten über-60-Jährige, lt. einer Umfrage, mehr als alles andere. Denn in erster Linie hat man Angst vor einem Leben ohne Selbstbestimmung (87 Prozent) und zweitens vor einer Demenzerkrankung (82 Prozent).
Egal wann man aus dem Arbeitsleben ausscheidet, die Lücke, die es hinterläßt, ist nicht so leicht zu schließen. Keine Verantwortung mehr, keine Terminpläne, keine Aufgaben … man hat nicht nur Verantwortung, man hat de facto “sein” Leben praktisch an der Garderobe abgegeben. Und im Normalfall kann man es auch nicht mehr auslösen. Denn der Bon dafür fehlt. Unser Alter Ego braucht eine ganze Weile, bis es jene Veränderungen akzeptieren kann, unser Gehirn schaltet jedoch viel schneller auf “Ruhestand”.
Nur ganz langsam, für die meisten kaum erkenntlich, legt auch die Kognition den Hebel um. Und das bildet man sich nicht ein, das belegen sogar Studien. Namen entfallen einem plötzlich häufiger, man vergisst, wo der Schlüssel liegt und leider immer häufiger seine Passwörter. Die Ursachen dafür sind ganz simpel: Wer rastet, rostet!
Denn genau wie untrainierte Muskeln erschlaffen, so ergeht es auch dem Gehirn: Wer es nicht mehr trainiert, der verliert. Wer das Lauftraining nur noch auf kleiner Stufe bedient, gerät schneller außer Atem. Wer kaum noch mit dem Fahrrad fährt, schafft weniger weite Strecken als früher. All das ist seit Jahrzehnten bekannt. Doch auch unsere grauen Zellen können „einrosten“. Je weniger wir unser Gehirn fordern, desto schneller lässt seine Leistung nach und das macht sich auf Dauer bemerkbar.
Was man dagegen tun kann? Ganz einfach: Bleiben Sie neugierig!
Ob es Tennisstunden, ein Tanzkurs oder das Experimentieren mit neuen Rezepten in der Küche ist, völlig egal, so lange es Spaß bereitet. Jeder sollte es nach eigenem Gusto auswählen und tun, was ihm Freude macht. Denn sicher ist, ein aktiver Lebensstil kann sich nur positiv auf die kognitiven Fähigkeiten auswirken.
In unserem Gehirn befinden sich mehrere hundert Milliarden Nervenzellen. Sie alle sind für die Verarbeitung von Informationen verantwortlich. Verbunden werden diese Milliarden von Zellen durch Synapsen. Und diese entstehen dann, wenn wir etwas Neues lernen. Fakt ist aber auch, dass im Laufe des Lebens Nervenzellen absterben und die dadurch entstandenen Synapsen verloren gehen. Ein sozusagen ganz normaler Alterungsprozesses! Unser Gehirn verliert bis zum 80. Lebensjahr rund zehn Prozent seines Volumens und daher lässt auch die geistige Leistungsfähigkeit im Alter nach. Das betrifft jeden, der die Gnade hat alt werden zu dürfen!
Nervenzellen verschwinden aber nicht nur im Alter, sondern auch, wenn eine früher erlernte Fähigkeit lange nicht abgerufen wird. Und hier liegt die Gefahr des Ruhestands bzw. des in Rente gehen! So wie man Muskel trainieren muss, um eine bestimmte Leistung zu erbringen, so muss auch unser Gehirn trainiert werden, damit es in Form bleibt. Die Methoden dafür sind dabei sehr einfach. Gehirnjogging, um neue Synapsen entstehen zu lassen, lohnt sich auch noch in fortgeschrittenem Alter und es wirkt sich positiv auf die kognitive Leistungsfähigkeit aus. Ebenso wichtig: Bleibe Sie neugierig und offen für die Geschehnisse um sich und in der Welt! Denn all dies hält unser Gehirn auf Trab.
“Ich bin zu alt für das…”. Diesen Ausspruch sollte man schleunigst aus seinem Gehirn verbannen, denn auch im Rentenalter gibt es noch so vieles zu entdecken. Und das gilt nicht nur für köperlich fitte Alte, sondern auch für alle jene, bei denen es nicht mehr für große Sprünge reicht. Lernen Sie ein Instrument, denn Musizieren ist nicht nur gut für die grauen Zellen, sondern macht auch Freude und bringt Menschen zusammen. Fangen Sie an zu Malen oder Töpfern, denn diese Tätigkeiten können auch im Sitzen gut ausgeübt werden und bringen wortwörtlich Farbe in den Alltag. Mannschaftssportarten wie Stock -bzw. Eisstockschießen stellen eine willkommene Abwechslung dar und fördern gleichzeitig Konzentration und Koordination. Und wer sich gar nicht bewegen will, der kann einem Brettspiel-Club beitreten. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass mentale Stimulation und soziale Interaktion zu den wichtigsten Präventionsmaßnahmen für Demenzerkrankungen zählen.
Fazit: der Abschied aus dem Arbeitsleben sollte niemals bedeuten, dass auch unsere grauen Zellen in Rente gehen. Das eigene „Einrosten“ stoppen kann jeder: Mit einer gesunden Portion Neugier, einem aktiven Lebensstil, der Lust am Leben – und mitunter natürlich auch mit entsprechenden Nahrungsergänzugsmitteln.