Sechs Checkpoint-Inhibitoren, mit so klingenden Namen wie Ipilimumab, Nivolumab, Pembrolizumab, Atezolizumab, Durvalumab und Avelumab wurden seit 2011 in Deutschland zu gelassen. Zweck und Ziel dieser Antikörper ist es, auf unterschiedliche Weise zu verhindern, dass Krebszellen sich der Abwehr durch T-Zellen entziehen können. „Die Angriffsbereitschaft der T-Zellen wird gesteigert und vormals unheilbare Krebserkrankungen wie das Melanom und Lungenkrebs drängt das Immunsystem des Körpers zurück“, erläutert Professor Dr. med Hendrik Schulze-Koops, Leiter der Rheumaeinheit des Klinikums der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Leider bleibt die Angriffslust der T-Zellen jedoch nicht nur auf die Tumoren beschränkt. Denn wie man mittlerweile weiß, greifen sie auch gesunde körpereigene Zellen an und sind daher leider ein wichtiger Akteur bei Autoimmunerkrankungen wie der Rheumatoiden Arthritis (RA). Bis zu 70 Prozent der Patienten erleiden während einer Therapie beispielweise Muskel- oder Gelenkschmerzen oder auch eine Entzündung der Tränen- oder Speicheldrüsen, wodurch es zu einer Trockenheit der Schleimhäute kommt. In Einzelfällen werden auch die Blutgefäße angegriffen oder es kommt zu Autoimmunerkrankungen von Drüsen, des Darmes, der Haut oder von anderen inneren Organen. Männer sind dabei ebenso häufig betroffen wie Frauen.
Und da die Antikrebswirkung der Checkpoint-Inhibitoren von der Aktivierung der T-Zellen abhängt, sind auch die Immunnebenwirkungen umso stärker, je besser die Medikamente wirken. Einerseits gelten daher starke Gelenkbeschwerden oder andere Autoimmunphänomenen im Prinzip als ein gutes Zeichen für die Patienten, andererseits muss man diese teilweise beträchtlichen Beschwerden natürlich ebenfalls z.B. mit Kortison behandeln. Ganz entscheidend ist daher, dass im Rahmen einer Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren rechtzeitig ein Rheumatologe hinzugezogen wird, sobald es zu entsprechenden Symptomen kommt. Umgehend behandelt, können Langzeitfolgen der modernen Krebstherapie so gut verhindert werden. Dafür arbeiten Krebsspezialisten und Rheumatologen in der Therapie dieser Patienten eng zusammen.