Das, inzwischen zu unserem Leben gehörende Virus SARS-CoV-2 vermehrt sich nach wie vor, ungebremst und bislang konnte sein Weg von keinem Medikament gestoppt werden. Weil es ungehindert in die Zelle eindringen und dort, wie viele andere Viren auch, die vorhandenen Kommunikationswege für seine Vermehrung manipuliert.
Die Forscher haben jetzt erstmals die Kommunikationswege entschlüsselt, die von SARS-CoV-2-Viren befallen werden. Nicht nur das, sie haben auch beobachtet, welche Veränderungen der Virusbefall in der Zelle auslöst. Damit Zellen auf ihre Umwelt reagieren und Lebensfunktionen steuern und optimieren können, muss ein äußere Reiz, ein Wachstumssignal, auf die Zelle einwirken. Dieses Signal wird dann durch Phosphorylierung, das Anhängen oder Abspalten einer Phosphatgruppe von bzw. an ein Protein, weitergeleitet.
Um sein Ziel zu erreichen dringt SARS-CoV-2 in Zellen ein, bei denen ein Wachstumssignal von außen bereits existiert. In den infizierten Wirtszellen erhöht sich nun die Phosphorylierung, wodurch das Wachstumssignal ungebremst weiter geleitet wird, innerhalb der befallenen Zelle und von Zelle zu Zelle.
Wenn diese Kommunikationswege nun unterbrochen werden, kann sich das Virus nicht mehr vermehren. Von dieser Prämisse gingen die Frankfurter Forscher aus. In Untersuchungen mit Zellkulturen gelang es ihnen, die Virusvermehrung mit Hilfe von klinisch erprobten Krebsmedikamenten zu stoppen. Diese Medikamente setzen da an, wo mehrere Kommunikationswege der Zellen zusammentreffen und unterbrechen sie. Fünf von diesen Medikamenten führten zu einem vollständigen Stopp der Replikation von SARS-CoV-2.
Hierzu möchte ich Prof. Jindrich Cinatl vom Institut für Medizinische Virologie des Universitätsklinikums Frankfurt zitieren: “Unsere Experimente haben wir an kultivierten Zellen im Labor durchgeführt. Die Ergebnisse lassen sich also nicht ohne weitere Tests auf den Menschen übertragen. Doch durch Untersuchungen anderer infektiöser Viren wissen wir, dass Viren häufig Signalwege in ihren menschlichen Wirtszellen verändern und dass dies für die Virusvermehrung wichtig ist. Gleichzeitig haben bereits zugelassene Medikamente einen ungeheuren Entwicklungsvorsprung, sodass man auf Grundlage unserer Ergebnisse und weniger weiterer Experimente sehr schnell mit klinischen Studien beginnen könnte.”
Quelle: https://www.nature.com/articles/s41586-020-2332-7
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