Egal ob Autoimmunerkrankungen, Allergie oder Entzündungen, eine Therapie mit Glukokortikoiden kann mitunter sogar Leben retten.
Doch die Angst vor Nebenwirkungen dieses Wirkstoffs geht bei vielen Patienten um. Mondgesicht, Gewichtszunahme, aber auch Osteoporose und Thrombosen sind nur die bekanntesten bei der oft über lange Wochen dauernden Therapie. Viele dieser angsteinflössenden Nebenwirkungen lassen sich jedoch abmildern. Voraussetzung ist ein Grundwissen über die Abläufe rund um das Hormon im Körper und wie man ihnen flexibel begegnen kann.
Glukokortikoide gehören in Deutschland zu den am Häufigsten verordneten Medikamenten. Doch hinter dem Begriff Glukokortikoide verbergen sich verschiedene Substanzen, die auch in ihrer Wirkkraft und Wirkdauer sehr unterschiedlich sind. Den Ausgang bildet das körpereigene Hormon Cortisol, das in den Nebennieren gebildet wird. Um eine bessere Wirksamkeit zu erreichen, wurden im Laufe der Jahrzehnte verschiedene künstlich hergestellte Glukokortikoide weiterentwickelt, die ihm nachempfunden sind. Das bekannteste dieser Präparate ist zweifelsohne Prednisolon. Es wirkt je nach Darreichungsform vier- bis fünfmal stärker als der natürliche Ausgangsstoff, Dexamethason sogar 30-mal mehr.
Ebenso wichtig ist aber auch die Kenntnis der Symptome sowohl einer Über- als auch Unterversorgung mit Glukokortikoiden. Ein Zuviel an Cortisol, wie etwa beim Cushing-Syndrom, führt unter anderem zu dem gefürchteten Aufschwemmen des Körpers bei gleichzeitigem Muskelverlust. Ein Mangel des Stresshormons, der etwa bei einer Schwächung der Nebennierenrinde vorkommt, hat häufig einen dramatischen Leistungsverlust, Muskel- oder Gelenkschmerzen wie bei einer Grippe, Müdigkeit und das Gefühl von Unterzuckerung zur Folge. Diese mitunter drastischen Folgen für den Körper lehren uns, auch Über- und Unterversorgung mit Glukokortikoiden im Rahmen einer Therapie frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls gegenzusteuern.
Was viele ebenfalls nicht wissen: Der Cortisolspiegel hat einen eigenen Tagesrhythmus – morgens ist er am höchsten. Darüber hinaus steigt er bei größeren Anforderungen wie seelischem und körperlichem Stress. In Ruhe fällt der Wert. Sobald Patienten mit einem körpereigenen Mangel an Cortisol, also etwa Fieber und Gliederschmerzen bekommen, kann die Dosis zu niedrig sein. Patienten, die länger Glukokortikoide einnehmen oder an einer Störung der Produktion leiden, sollten deshalb genau über diese Symptome, aber auch das tägliche Auf und Ab dieses Hormons geschult werden. So lässt sich das persönliche Befinden besser einordnen und gegebenenfalls einer Unter- oder Überversorgung vorbeugen.
Möglichen Nebenwirkungen einer Glukokortikoid-Therapie kann man heute erfolgreich entgegenwirken. Dem Risiko, eine Osteoporose zu entwickeln, kann man mit einer täglichen Gabe von 1000 I.E. Vitamin D und je nach Situation mit zusätzlichen knochenschützenden Medikamenten begegnen; der Thrombosegefahr lässt sich bei besonders gefährdeten Patienten mit einer klassischen Antikoagulations-Therapie vorbeugen.
Kenntnisreich und verantwortungsvoll angewendet, kann die Therapie mit Glukokortikoiden eine segensreiche und Lebens(qualität) rettende Maßnahme bei völlig verschiedenen Erkrankungen sein. Doch Ärzte und Patienten müssen gleichermaßen gut Bescheid wissen.
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