erkannten die enormen Leistungen des Gehirns und schrieben ihre Erkenntnisse darüber nieder. Heute weiß die Wissenschaft, dass nicht nur alle unsere kognitiven Fähigkeiten, sondern alles Denken, jede Entscheidungsfindung bis hin zu den Emotionen vom Gehirn aus gesteuert werden.
Betrachtet man uns Menschen von der Gattung der Säugetiere her, so ist unser Gehirn ziemlich mickrig, zumindest was seine Größe und sein Gewicht betrifft. Abhängig von Alter, Geschlecht und Gewicht variiert es zudem stark. Das Gehirn eines erwachsenen Mannes bringt um 1,3 kg, das weibliche Gehirn hingegen etwa 1,2 kg auf die Waage. Pottwale hingegen können hier ca. 40 Tonnen Gehirn in die Waagschale werfen. Doch Quantität ist nicht gleich Qualität - denn bei der Anzahl der Neuronen, jenen Zellen im Gehirn, die für Speicherung und Weitergabe aller elektrischen und chemischen Signale verantwortlich sind, da toppt der Mensch alle anderen Lebewesen. Rund 100 Milliarden (nach neuesten brasilianischen Forschungsergebnissen “nur” 86 Milliarden) davon sitzen in unserem Gehirn.
Untergliedert in drei Teile bildet das kugelförmige, aus weichem, gräulich-weißem Gewerbe bestehende Gehirn, zusammen mit dem Rückenmark, unser zentrales Nervensystem.
Teil 1, der Hirnstamm verbindet wie der Spross einer Pflanze den Rest des Gehirns mit dem Rückenmark
Teil 2, das Kleinhirn, befindet auf der hinteren Seite des Gehirns und ist zuständig für Bewegungsabläufe, motorisches Lernens und das Gleichgewicht
Teil 3, das den größten Teil des Schädels ausfüllende Großhirn, beherbergt die (eine linke und eine rechte Hemisphäre besitzende) Großhirnrinde sowie zahlreiche andere Komponenten, welche für Kommunikation und Wahrnehmung von äußeren und inneren Reizen, sowie das Denken, Entscheidungen, Gedächtnis, Lernprozesse etc. zuständig sind
Neben den Nervenzellen (Neuronen) enthält das Gehirn auch nicht-neuronale Zellen sowie kleinere Blutgefäße. Nicht neuronale Zellen sind sozusagen das gesundheitliche Pflegepersonal für die Neuronen.
Wenn auch klein als Organ (nur 2 % der Körpermasse), so doch groß im Bedarf an Energie. Und damit diese tagtäglich ausreichend vorhanden ist, braucht es genügend Treibstoff, um alle vom Gehirn gesteuerten Prozesse in Gang zu halten. Interessant ist, dass es diesen Sprit nicht, wie lange angenommen, während sondern erst nach getaner Arbeit verbraucht - also im Ruhezustand, in welchem keinerlei Aktivitäten von ihm gefordert werden. Die Forschung hat herausgefunden, dass das Gehirn während dieser Ruhezeiten die vorhandene Energie zur Anlage einer Datenbank verwendet. So kann es später die gesammelten Informationen schnell abrufen.
Nach landläufiger (falscher) Meinung, benötigen wir Menschen nur zehn Prozent unserer Gehirnkapazität. 90 Prozent blieben also ungenutzt. Welch’ eine Verschwendung all die vorhandenen, nicht abgerufenen Fähigkeiten einfach herumliegen zu lassen! Aber diese Gedanken sind so falsch, wie das Märchen von den 10 Prozent! Wissen wir doch, siehe vorher, dass unser Gehirn auch im Ruhezustand nicht schläft, sondern im Gegenteil gerade dann hoch aktiv arbeitet.
Diese Frage bewegt uns, seit es Links- oder Rechtshänder - also seit es Menschen gibt. Und auch wenn in unzähligen Foren etc. immer wieder behauptet wird, man könne herausfinden, ob das Gehirn eines bestimmten Menschen eine Seite mehr nutzt als die andere, so ist das doch auch nur ein Mythos - dem jeder wissenschaftliche Beleg bisher fehlt. Ebenso wie den Behauptungen, dass Linkshänder mathematischer und analytischer sind, während Rechtshänder die kreativeren Persönlichkeiten sind. Was man aber aus der Forschung mit Sicherheit weiß ist die Tatsache, dass wir Menschen beide Gehirnhälften gleichermaßen nutzen, auch wenn jeder unserer Gehirnhälften unterschiedliche Rollen zufallen.
Ja! Und man ist fast versucht ein “leider” beizufügen. Denn mit zunehmenden Jahre beginnen Frontallappen und Hippocampus unseres Gehirns natürlich zu schrumpfen und Neuronen stufenweise zu verlieren. Die Herausforderung im Alter Neues zu lernen, ist ungleich schwieriger als in jungen Jahren. Aber machbar ist es, wie man am King’s College in London herausfand! Denn der, für Lern- und Erinnerungsprozesse zuständige Hippocampus spielt, wenn es darum geht, neue Zellen zu erzeugen, eine entscheidende Rolle im Gehirn von erwachsenen Menschen. Wie man heute weiß, erzeugt er täglich rund 700 neue Zellen. Heißt im Umkehrschluss nicht anderes, als dass, wenn wir das mittlere Alter erreichen, alle Neuronen, die wir am Anfang unseres Lebens in dieser Hirnregion hatten, durch solche ersetzt wurden, die wir im Erwachsenenalter produziert haben.
Diese Frage beschäftigt Wissenschaftler und Philosophen wohl gleichermaßen - wirklich brauchbare Erkenntnisse lassen jedoch immer noch auf sich warten. Professor Anil Seth von der University of Sussex, spezialisiert sich auf die Erforschung des Bewusstseins und erklärt dazu: “Um zu verstehen, was Wahrnehmung ist, muss im Gehirn ein Prozess des informierten Ratens ablaufen, in dem sensorische Signale mit früheren Erwartungen und der bestmöglichen Einschätzung dessen, was diese Signale verursacht hat, kombiniert werden”. Seth zufolge machen unsere Gehirne, wenn sie unserem Bewusstsein Wahrnehmungen von Dingen vermitteln, oft das, was man “informierte Vermutungen” nennen könnte, basierend darauf, wie es die Dinge “erwartet”.
Un so erklärt sich der unheimliche Effekt vieler optischer Täuschungen, darunter das berüchtigte Blau-Schwarz” oder Weiß-Gold-Sehen, bei dem wir, je nachdem, wie das Licht im Bild einfällt, eine andere Farbkombination zu erkennen glauben.
Trotz der zahlreicher Fortschritte in den Bereichen Forschung und klinische Technologie bleiben unzählige Fragen, wie beispielsweise unser Gehirn komplexe Informationen bearbeitet, unbeantwortet. Umso mehr sollten wir alles was wir wahrnehmen und was wir können, nicht als selbstverständlich hinnehmen, sondern sich einen Moment Zeit dafür nehmen, zu erkennen, wie wunderbar jede der kleinsten Aktionen in unserem Gehirn doch ist.