Als Mikrobiom bezeichnet man die Gesamtheit der Mikroorganismen. Dazu zählen alle in und auf dem menschlichen Körper lebenden Bakterien, Viren, Pilze und Archaeen. Es spielt eine entscheidende Rolle für unsere Gesundheit und hat auch Einfluss auf verschiedene physiologische Prozesse.
Lange unterschätzte Aufgaben des Mikrobioms liegen u. a. in seiner Beeinflussung über Botenstoffe, Stoffwechselprodukte und Giftstoffe auch weit entfernt liegender Körperregionen.
Um diese Interaktionen im Einzelnen besser zu verstehen, laufen derzeit verschiedene Forschungsprojekte. So wurde 2023 der renommierte Paul Ehrlich-Preis für Arbeiten zum Thema Darmbakterien und Immunfunktion vergeben.
Es ist definitiv ein Mythos, dass alle Bakterien schädlich sind. In Wirklichkeit gibt es viele nützliche Bakterien, die im Mikrobiom leben und wichtige Funktionen für die Gesundheit erfüllen.
Nur die schädlichen Bakterien werden von Antibiotika abgetötet: Antibiotika sind in der Lage, sowohl schädliche als auch nützliche Bakterien abzutöten. Dies kann zu einer Störung des Gleichgewichts im Mikrobiom und zu einer Reihe von gesundheitlichen Problemen führen.
Das Mikrobiom ist nicht auf den Darm beschränkt, sondern in verschiedenen Teilen des Körpers, einschließlich der Haut, des Mundes und der Vagina, angesiedelt.
Auch die Annahme, das Mikrobiom wiege zwischen 1,5 kg und 2 kg ist ein Mythos, der einer falschen Berechnung entsprang.
Ebenso ist die Behauptung, dass ein „schlechtes“ Mikrobiom zu einem ungesunden Mensch gehört, falsch. Professor Dr. med. Andreas Stallmach, Direktor der Klinik für Innere Medizin IV am Universitätsklinikum Jena: „Gesichert wissen wir aber lediglich, dass bei vielen Erkrankungen das Mikrobiom verändert ist. Eine kausale Beziehung zwischen Erkrankung und Veränderungen im Mikrobiom ist nur bei Clostridioides difficile und der damit verbunden Antibiotikatherapie nachgewiesen.“
Fakten: Die Zusammensetzung und der Zustand des Mikrobioms nehmen auch Einfluss auf die Gesundheit ihres Trägers. Ein gesundes Mikrobiom trägt dazu bei, die Darmbarriere aufrechtzuerhalten und potenziell krankmachende Keime und Giftstoffe am Übertritt in das Blut zu hindern. Auch hat es einen regulierenden Einfluss auf die Immunaktivität. Eine gestörte Darmökologie dagegen wird in Verbindung mit chronischen Entzündungen gebracht und ist möglicherweise an der Entstehung verschiedenster Erkrankungen beteiligt – von Stoffwechselleiden und Adipositas bis hin zu neurologischen Erkrankungen, Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Leiden.
Inwieweit ein nachhaltig beschädigtes Mikrobiom geheilt werden kann, darüber wird derzeit im Rahmen der FRESCO-Studie geforscht. „Die noch laufende Studie macht Hoffnung, dass wir mit dem Stuhltransfer den hohen Leidensdruck von Colitis ulcerosa-Betroffener mildern können”, so Prof. Stallmach. Dabei helfen aber keinesfalls immer wieder verbreitete Fehlinformationen. Sie schüren leider falsche Hoffnungen oder befördern Geschäftsmodelle wie die kommerzielle Mikrobiomanalyse.
Ernährung spielt eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung des Mikrobioms. Ballaststoffreiche Lebensmittel, Probiotika und Präbiotika können dazu beitragen, eine gesunde Bakterienvielfalt aufrechtzuerhalten.
Das Mikrobiom spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung und Regulation des Immunsystems. Ein ausgewogenes Mikrobiom trägt zur Abwehr von Krankheiten bei.
Heute weiß man auch, dass die Art der Geburt (vaginal oder Kaiserschnitt) und die Ernährung in den ersten Lebensjahren einen nachhaltigen Einfluss auf die Zusammensetzung des Mikrobioms haben.
Und wachsende Hinweise zeigen auch, dass das Mikrobiom die psychische Gesundheit beeinflussen kann. Eine gesunde Darmflora kann mit einer besseren Stimmung und einem verringerten Risiko für psychische Erkrankungen in Verbindung stehen.
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