Kann man glauben oder auch nicht, Fakt ist, dick macht krank und zwar nicht nur ein bisschen, sondern mitunter sogar richtig. So kann Adipositas Insulinresistenz, Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen nach sich ziehen. Doch wer nur “dick” ist, lebt auch nicht unbedingt gesünder. Allein die kardiologischen Studien zu Übergewicht strafen all jene Lügen, die noch immer meinen, ein paar Kilo zu viel sei ja ganz ok.
Lebensgefährlich wird es vor allem bei jenen, die ihrem extremen Übergewicht nur noch mit einer sogenannten bariartrischen Operation glauben entgegenwirken zu können. Zumal die medikamentösen Therapien der Adipositas bislang begrenzt sind. Und auch, weil viele der verabreichten Substanzen gefährliche Nebenwirkungen aufweisen: So musste man Amphetamine wegen des Suchtrisikos vom Markt nehmen. Auch Fenfluramin, ein weiterer Amphetamin-ähnlichen Wirkstoff, der den Hunger unterdrückt, musste wegen einer herzschädigenden Wirkung vom Markt genommen werden, genauso wie zuletzt der Appetitzügler Lorcaserin, dem ein erhöhtes Krebsrisikos nachgewiesen wurde.
JEIN, Professor Dr. med. Jochen Seufert, Endokrinologe und Diabetologe weißt darauf hin, dass bariatrische Eingriffe als bisher letzte Option zwar sehr effektiv sind, aber ein großer Nachteil sei ihre Endgültigkeit. „Wir können sie nicht mehr rückgängig machen“.
Inkretinmimetika sind hocheffektive und dabei recht gut verträgliche Arzneistoffe zur Unterstützung der Gewichtsreduktion bei Menschen, die an Übergewicht und Adipositas sowie den entsprechenden schädlichen Auswirkungen auf den Stoffwechsel leiden“, erklärt Professor Seufert. „Die hier erzielbaren Gewichtsabnahmen und Stoffwechselnormalisierungen kommen in den Bereich der Wirksamkeit der bariatrischen Chirurgie“.
Schon seit vielen Jahren werden für die Behandlung des Diabetes mellitus Typ 2 sogenannte Inkretinmimetika eingesetzt. Die dem Darmhormon Glucagon-like Peptide 1 (GLP-1) nachgebildeten sogenannten GLP1-Rezeptoragonisten imitieren die Wirkung des körpereigenen Hormons GLP-1 und senken den Blutzucker bei Typ 2 Diabetes. Darüber hinaus hemmen sie die Magenentleerung und vermitteln ein Sättigungsgefühl. GLP-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA) sind synthetisch hergestellte GLP-1 ähnliche Moleküle mit längerer biologischer Wirkung. Sie müssen je nach Darreichungsform einmal täglich oder einmal wöchentlich gespritzt werden. GLP-1-RA haben bei Diabetes Typ 2 einen Rückgang von Körpergewicht und Blutdruck gezeigt. Neben den GLP-1-RA sind sogenannte „Doppel-“ und „Dreifachagonisten“ aus GLP-1-Analoga, Gastric Inhibitory Polypeptide (GIP) und Glucagon in klinischer Entwicklung für die Diabetes- und Adipositastherapie.
Als nachteilig wird einerseits angesehen, dass sich der Gewichtsverlust nach etwa sechs bis zwölf Monaten auf einem Plateau einstelle und andererseits der andauernde Therapiebedarf. Doch diese Nachteile sind auch von anderen Adipositas-Therapien bekannt.
GLP-1-Rezeptoragonisten oder Inkretinmimetika als synthetisch nachgebildete Darmhormone können, bei gleichzeitiger Diät und vermehrter körperlicher Bewegung eine Gewichtsreduktionen bis zu 25 Prozent des Körpergewichts erzielen. Dies zeigen internationale Studien aus dem STEP-Programm an übergewichtigen Patientinnen und Patienten mit und ohne Diabetes Typ 2.