Gemeinsam ist man nicht einsam! Das stimmt, aber nicht immer. Auch Menschen, die in einer Partnerschaft leben, können sich einsam fühlen. Beides zusammen trifft aber vor allem all jene, denen es das Leben nicht besonders gut meint. Die inneren Leere, die Angst und auch die Rastlosigkeit sind typische Anzeigen für negative Einsamkeit. Die Pandemie und die damit für viele erzwungene Einsamkeit hat nicht nur zur emotionalen (fehlenden menschlichen Verbindungen), sondern auch zur sozialen Isolation (und den damit bedingten fehlenden menschlichen Interaktion) geführt. Die Statistik des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) spricht, dank Corona, von rund 42 %. Das ist weit über einem Drittel aller Bundesbürger. Bekanntermaßen leben heute die meisten alleinlebenden Menschen “in Wohlstandsnationen”, und diese Zahl wird auch weiter ansteigen, schon aufgrund der Tatsache, dass wir nicht nur immer älter werden, sondern immer häufiger Singles das Gesamtbild prägen.
Rein wissenschaftlich betrachtet, ist die Einsamkeit die wahrgenommene Diskrepanz zwischen den gewünschten und den tatsächlichen sozialen Beziehungen. Vor allem jene Menschen, die alleine leben und sich daher oft einsam fühlen, sollten mit dem Arzt ihres Vertrauens über die seelische Befindlichkeit sprechen und auch sich den zahlreichen psychotherapeutischen Hilfsangeboten nicht verschließen, sondern sie wahrnehmen.
Zu den bekannten Risikofaktoren für Einsamkeit zählen (Corona ausgenommen) vor allem die Armut und der Verlust des Arbeitsplatzes. Wegen seiner Armut schämt man sich und will diese gegenüber finanziell besser gestellten Bekannten etc. nicht zugeben. Und der Verlust des Arbeitsplatzes verändert viel zu schnell die Zusammensetzung des Freundeskreises. Das Gefühl sozial ausgegrenzt zu sein nimmt stetig zu. Einsamkeit trifft aber auch Menschen mit direktem Migrationshintergrund (15 Prozent, gibt die Statistik hier an). Es spielt nur eine untergeordnete Rolle, ob die Einsamkeit aus der Armut, Arbeitsplatzverlust, seelischen und körperlichen Erkrankungen oder einem Migrationshintergrund resultiert. Einsamkeit ist aber auch eine Folge, von zu intensiver Nutzung der Social-Media-Plattformen. Denn diese ersetzen keinesfalls die unmittelbaren Kontakte zu seinen Mitmenschen. Im Gegenteil!
Besonders häufig schlittert die Einsamkeit in eine Depression bei jenen Menschen, die an einer chronischen oder körperlichen Erkrankung leiden und schon aus diesem Grund häufig an sozialen Aktivitäten nicht teilnehmen können. Sie fühlen sie oft, im Vergleich zu Gesunden, als nicht „voll funktionsfähig“ und ziehen sich lieber zurück. Aber vor allem psychisch Erkrankte fürchten sich vor einer offensiven Kontaktaufnahme und wenden sich, wenn überhaupt, ebenfalls psychisch erkrankten Menschen zu.
Betrachtet man diese Auflistung, so wird eines sehr klar: Einsamkeit ist auch ein öffentliches Gesundheitsrisiko und gehört ebenso bekämpft, wie viele andere Krankheiten auch. Es sollte daher bei jedem ärztlichen Gesundheitscheck mit auf der To-do-Liste stehen.
Aber bis es so weit ist, wird wohl noch einige Zeit vergehen!