Ferien, endlich überall in Deutschland, ja, auch in Bayern! Die Reisezeit birgt aber auch so manches Problem für Verreisende. Dabei geht es weniger um die Fragen ob ein Flieger fliegt oder das Gepäck ankommt. Sondern um jene Menschen mit dauerhaften oder temporären gesundheitlichen Risiken, die gerade beim Reisen noch weiterdenken müssen. Tipps und Ratschläge, wie Menschen aus gesundheitlicher Sicht gut in und aus dem Urlaub kommen, haben wir für unsere Leser erfragt.
Einer komplikationslosen Schwangerschaft steht eine Reise nicht entgegen. Vor allem das zweiten Drittel ist für Reisen ideal. Denn lästige Begleiterscheinungen wie die gefürchtete Morgenübelkeit sind ab diesem Zeitraum meist ausgestanden. Flugreisen sind, nach allen vorliegenden Kenntnissen, aus medizinischer Sicht ohne schädigende Wirkung für Mutter oder Kind. Allerdings nehmen nicht alle Fluglinien Schwangere ab dem achten Monat noch mit. Das muss man vorher erfragen und sich ggf. auch bestätigen lassen. Werdende Mütter müssen auch auf ein erhöhtes Thromboserisiko achten und daher, nach Absprache mit dem Arzt, Kompressionsstrümpfe tragen. Bei Flugzeiten über zwei Stunden immer wenigstens einmal pro Stunde aufstehen. Generell gilt, egal in welchem Monat der Schwangerschaft man eine Reise antritt: Im Gespräch mit dem Frauenarzt über die Reise und mögliche Komplikationen sprechen!
Auch wenn so ein frischer Gips mitunter als chic git, ins Flugzeug darf man damit nicht. Denn in den ersten 48 Stunden nach einem Knochenbruch ist ein Flug aufgrund der anderen Druckverhältnissen im Flugzeug nicht möglich. Passiert ein Bruch kurz vor dem Rückflug, so muss dieser verschoben werden. Wer im Zeitraum vom 3.-7. Tag nach einem Bruch fliegt, sollte den Gips längsspalten und nach Landung wieder schließen lassen. Der Grund dafür liegt im niedrigen Luftdrucks an Bord. Die Wunden können sich ausdehnen und der eng anliegende Gips dann Durchblutungsstörungen und Gewebeschäden verursachen. Ein gespaltener Gips sorgt für mehr Platz. Dies gilt genrell auch für ältere Gipse, daher bitte immer vor Flugantritt mit dem behandelnden Arzt sprechen und sich die Flugtauglichkeit bestätigen lassen. Ohnehin verweigern Airlines teilweise Passagieren mit Gips ohne Attest den Zugang. Und wer gezwungen ist, wegen eines Knochenbruchs sein Bein hochzulagern, kann unter Umständen einen zweiten Sitzplatz hinzukaufen müssen.
Nach einer erfoglten Operation, sollte man die Urlaubsplanung generell zurückhaltend angehen. Je nach Art und Größe des Eingriffs dürfen postoperative Patienten für eine bis mehrere Wochen oder Monate ohnehin meist nicht fliegen. Nach Blinddarmoperationen ist man rund 2 Wochen fluguntauglich, Magen, Darm, Nieren oder Gallen Operationen bedingen eine Heilungsphase von etwa 6 Wochen. Auch hier muss der Patientn mit dem behandelnden Arzt abklären, ob und wann ein Flug wieder möglich ist. Wer hingegen mit Bus, Bahn oder Auto verreist, kann im Normalfall meist schon früher seine Reise antreten. Aber auch hier gilt: Schonend und erst nach Rücksprache mit dem Arzt.
Egal ob eine Diabeteserkrankung vom Typ 1 oder 2 vorliegt, Diabetiker können generell uneingeschränkt reisen. Aber: Der oder die Betroffene müssen mit ihrer Erkrankung im Alltag schop sehr gut zurechtkommt. Auch im Urlaubsland ist eine regelmäßige Selbstkontrolle durch Blutzuckermessung oder auch Fußkontrolle notwendig. Mögliche Risikofaktoren im Zielland, wie ungewohntes Klima oder andere Hygienestandards, gehören vorab! mit dem behandelnden Facharzt besprochen. Dies gilt vor allem auch für notwendige Impfungen, da diese einige Zeit im Voraus durchgeführt werden müssen, um vorübergehende Blutzuckerschwankungen auszuschalten. Beachten sollte man auch eine Zeitumstellung. Diese kann gerade bei Insulinpflicht herausfordernd sein und vorheriger ärztlicher Rücksprache bedürfen. Insulinpens sind ohne Kühlung bei normaler Raumtemperatur für 4-6 Wochen haltbar. Für Urlaube in warmen Ländern sollte das Insulin in einer kleinen Kühltasche transportiert werden. Wichtig ist, dass für den Urlaub eine großzügige Menge aller benötigten Medikamente, Teststreifen und (Ersatz-)Messgeräte im Handgepäck verstaut werden, zusätzlich zur für den Reisezeitraum doppelt bemessenen Menge Medikamente im Koffer. Diabetiker benötigen bei Flugreisen einen Diabetespass, um die notwendigen Utensilien im Handgepäck mit an Bord nehmen zu dürfen. Hilfreich ist stets auch ein ärztliches Attest in der jeweiligen Landessprache. Längere Flugreisen erfordern die Mitnahme vo genügend Reiseproviant ()Getränke, kohlenhydrathaltiges Essen und Traubenzucker). Generell sollte im Urlaub ein eher höherer Blutzuckerspiegel angestrebt werden, um Unterzuckerungen vorzubeugen. Die größte Gefahr einer Unterzuckerung besteht nicht während des Fluges selbst, sondern in der Folgenacht – deshalb sollte am ersten Abend unbedingt eine Messung erfolgen und auch weiterhin im Urlaub engmaschig kontrolliert werden.
Egal ob 70 oder 90, es gibt keine Altersgrenze für Reisen, egal wo hin und egal wie lange diese dauern. Aber, die eigene körperliche Verfassung sollte man selbst kritisch hinterfragen. Wer sich trotz betagten Alters noch fit und agil fühlt, der darf seine Lust zum Reisen aber gerne ausleben. Trotzdem kann ein vorsorglicher Check-up beim Arzt seines Vertrauens ebenso hilflreich sein wie eine gültige Reiseversicherung und eine gut sortierte Reiseapotheke sollte generell nicht fehlen. Wichtig für Senioren sind vor allem Elektrolytpräparat, da älteren Menschen schneller eine Austrocknung (Dehydrierung) droht. Das liegt an einer veränderten Wärmeregulierung im höheren Alter – der Wassergehalt im Körper ist geringer und das Durstempfinden ist weniger ausgeprägt. Vor alalem wer Urlaub in den Tropen plant, sollte vorab abklären, ob die Flüssigkeitsmenge erhöht und im Falle von chronischen Erkrankungen die Medikamentendosis angepasst werden muss. Wer sportlich aktiv sein will wird ohnehin in kühlere Gefilde und meist in der Nebensaison verreisen. Bei bestehenden Erkrankungen empfiehlt sich die Prüfung, ob am Zielort die medizinische Versorgung im Ernstfall schnell verfügbar ist. Bei längeren Rundreisen ist es sinnvoll, eine ärztlich begleitete Reise zu buchen. Nicht nur bei langen Busfahrten, sondern vor allem auf Langstreckenflügen ist das Tragen von Kompressionsstrümpfen und regelmäßige Fußgymnastik empfehlenswert.
Hier ist immer der behandelnde Kardiologe gefragt und nur er kann entscheiden, ob, nach entsprechender Durchcheckung Menschen mit Herzschwäche (Herzinsuffizienz) ohne große Probleme verreisen dürfen. Patienten mit Herzkrankheiten nehmen häufig Diuretika ein. Vor allem in warmen Gebieten verliert der Körper schneller Flüssigkeit und Trinkmenge und Medikamentendosis müssen angepasst werden. Rechtzeitig vor Reiseantritt müssen die Probleme mit dem Arzt besprochen und auch die medizinischen Unterlagen für den Urlaub überprüft werden. Nur wer gut eingestellt ist, kann problemlos verreisen. Trotzdem gilt es natürlich Extreme, wie Wanderungen in großen Höhen oder anstrengende Radtouren zu vermeiden. Aber auch wer entspannt im Liegestuhl döst, sollte bedenken, dass eine in warmen Gebieten auftretende Erweiterung der Gefäße bedingt, sich nur langsam von der Liegeposition in den Stand zu erheben und sich vor dem Aufstehen besser erst eine Weile zu setzen. Sonst können, wenn das Blut schnell absackt, Schwindelgefühle bis hin zur Ohnmacht auftreten. Egal welche Art von Reise man plant, für Menschen mit Herzschwäche sollten stets viele Ruhepausen eingeplant werden und die Einnahme der notwendigen Medikamente trotz des ungewohnten Tagesrhythmus beibehalten werden. Salzarme Ernährung und generell mediterrane Küche eignen sich besonders gut.
Viel mehr Menschen als man glaubt, leiden unter Flugangst oder Unwohlsein, sobald sie ein Flugzeug betreten. Wer unter einer ausgeprägten Flugangst leidet, wird auf Flugreisen möglicherweise ganz verzichten. Ist diese jedoch unvermeidbar, so kann der bevorstehende Flug für die Betroffenen oft schon Wochen vorher zur wirklichen Qual ausarten. Man nennt dies Aviophobie und sollte psychotherapeutisch behandelt werden. Auch eine schwerere Flugangst kann in den allermeisten Fällen wirkungsvoll behoben werden.