So könnte man, wäre man ein bisschen bösartig, das Empfinden vieler junger oder zumindest noch junger Frauen beschreiben, wenn es um Themen zu allem was da unter der Gürtellinie sich befindet geht. Ältere, oder sagen wir wahrheitsgemäß Frauen von 60 aufwärts, können dieses nicht darüber sprechen wollen mitunter nicht wirklich verstehen. Sie haben die 68er Befreiungsschläge noch gut im Kopf, die wilden 70er einfach nur genossen und erst in den 80er Jahre wurde man dann, da ja auch nun schon etwas älter und gesetzter, wieder ein wenig betulicher. Dagegen sehen die Töchter dieser Generation heute häufig ziemlich alt aus. Brav, bieder, nicht nur Karriere muss, sondern auch trautes Heim, Glück allein und die bitte perfekt funktionierenden Kinder samt Ehemännern sowieso! Vorzeigbar und perfekt sollte alles sein, angepaßt, dem Mainstream entsprechend halt. Oh Heiland! Irgend etwas ist da wohl falsch gelaufen - vielleicht haben wir es auch einfach nicht bemerken wollen.
Es läuft ja nicht immer rund bei uns Frauen. Wir verändern und im Laufe des Lebens mehrfach - und nicht erst im Alter. Figur, Aussehen, Liebesleben, gestern noch top, heute schon flop. Schläft die Lust erst ein, nehmen weniger angenehme Auswirkungen zu. Vaginale Trockenheit heißt das Leiden, mit welchem Frau allein zuhaus sich notgedrungen beschäftigen muss. Es brennt, juckt oder schmerzt, doch damit zum Frauenarzt zu gehen und offen über die auftretenden Probleme zu sprechen, fällt vielen schwer. Wenigstens damit ist “frau” in Europa nicht alleine. Wer da glaubt, das Übel träfe nur die deutschen Frauen, der irrt. Auch Niederländerinnen, Engländerinnen, Polinnen etc. etc. kennen es, zumindest wenn man einer repräsentativen Umfrage der Gfk im Auftrag von Vagisan glauben schenken darf. 61 % aller Befragten quer durch Mitteleuropa wissen, von was die Rede ist. Interessanterweise sind bei den deutschen Frauen jene aus dem Osten weitaus prüder veranlagt, als ihre westlichen Schwestern. Man hätte darauf gewettet, dass es eher umgekehrt sei. Aber - irren ist eben menschlich - und wer hätte schon gedacht, dass die Finninnen fast kein Problem mit diesem Thema haben?
Hier die Umfrage-Ergebnisse: Die Hälfte der Befragten sieht Inkontinenz (50 Prozent), Selbstbefriedigung, Sex im Alter (beide 49 Prozent) und Impotenz (46 Prozent) jedoch mehr als ein Tabu an, als die vaginale Trockenheit (43 Prozent). Nur die jüngste Zielgruppe (18-19 Jahre) sieht Scheidentrockenheit noch an vorderster Spitze (67 Prozent).
Ann-Marlene Henning, Sexologin und Moderatorin der Fernsehsendung Make love, stellt dazu fest: „Die allgemeine Präsenz von Sex bis zu Pornografie vermittelt den Eindruck, dass alle mittlerweile entspannt und frei über Sex reden können.“ Dies entspricht im Alltag wohl nicht der Wahrheit. Über die eigene Betroffenheit womöglich die eigene trockene Scheide zu sprechen, ist immer nochmal etwas Anderes und kostet Frauen viel Überwindung. Doch warum fällt es Frauen so schwer, über Scheidentrockenheit zu sprechen? Henning meint dazu: „Wenn es um ihr Genital geht, haben Frauen von Anfang an schlechtere Karten als Männer. Bei vielen Frauen bildet der Genitalbereich, insbesondere der vaginale Innenraum, einen weißen Fleck auf der Körper-Landkarte in ihrem Gehirn.“ Und hinzu kommt die Tatsache, dass 70 % der postmenopausalen Frauen weder von Ärzten noch ärztlich-medizinischen Fachpersonen praktisch nie nach Problemen, bedingt durch Scheidentrockenheit befragt werden. Das Thema ist nach wie vor ein Stiefkind. Nicht nur bei Betroffenen, sondern auch bei den Ärzten, doch gerade das sollte in Zukunft der Vergangenheit angehören.
Darunter versteht man, häufig (aber nicht nur!) bedingt durch Östrogenmangel, die Veränderungen der Haut von Vagina und Vulva. Deren Leitsymptom – die Scheidentrockenheit – kann die Lebensqualität der Frauen massiv beeinträchtigen und unter anderem zu Beschwerden beim Geschlechtsverkehr führen. Diese Beeinträchtigungen und Schmerzen können mit den Beschwerden durch Erkrankungen wie Arthritis, chronischer Lungenerkrankung, Asthma und Reizdarmsyndrom verglichen werden. Abhilfe kann man (nach einem Gespräch mit dem Frauenarzt) durch feuchtigkeitsspendende, hormonfreie Intimpflege-Produkte schaffen. Und man sollte darüber reden! Mit dem Partner, mit einer Freundin, mit dem Haus- oder Frauenarzt. Denn Atrophien im Vaginalbereich betreffen auch junge Mädchen die orale Verhütungsmittel benützen, Brustkrebs-Patientinnen durch Behandlung mit Tamoxifen oder Aromatasehemmern und natürlich postmenopausale Frauen.