Entzündungen sind nach der allgemeinen Vorstellungswelt rot, geschwollen und schmerzhaft. Doch Entzündungsvorgänge können sehr viel diskreter und ohne erkennbare klinische Symptome ablaufen. Gerade diese unterschwelligen, chronischen Entzündungen sind es, die seit einigen Jahren im Verdacht stehen, wesentlich zum Alterungsprozess und zu alterstypischen Erkrankungen wie Arteriosklerose, Diabetes oder Alzheimer beizutragen.
Den Begriff Inflamm-Aging ist aus den englischen Wörtern für Entzündung (inflammation) und Altern (ageing) zusammengesetzt und wurde bereits im Jahr 2000 geprägt. Der italienische Immunologe Claudio Franceschi beschrieb damit die heute allgemein anerkannte Tatsache, dass das Immunsystem im Verlauf seines normalen Alterungsprozesses immer mehr entzündungsfördernde Botenstoffe freisetzt. So nimmt etwa die Aktivität der adaptiven, also gegen spezifische Krankheitserreger gerichteten Immunabwehr ab, die der unspezifischeren, angeborenen Immunabwehr dagegen nimmt zu.
In der Folge werden vermehrt Botenstoffe wie Prostaglandin E2, Interleukin-6, Interferon-gamma und TNF-alpha produziert, die für Entzündungen typisch sind. Dieser proinflammatorische Botenstoff-Mix wiederum fördert die Bildung freier Radikale - aggressiver Sauerstoffverbindungen, die prinzipiell jedes Gewebe schädigen können. Typische Alterskrankheiten, deren Entstehung mit dem Inflamm-Aging in Verbindung gebracht wird, sind neben der Alzheimer-Demenz auch Osteoporose, Arteriosklerose, Arthritis oder Diabetes.
Wie stark sich das Zusammenspiel der Immunbotenstoffe verschiebt, ob sich die Folgen noch zu Lebzeiten klinisch bemerkbar machen und – wenn ja – an welchen Organen sie sich manifestieren, ist zum Teil genetisch festgelegt. Doch die beim Inflamm-Aging ablaufenden Prozesse lassen sich ganz wesentlich auch durch den Lebensstil beeinflussen lassen. Regelmäßige Bewegung, ausgewogene Ernährung und das Pflegen von Sozialkontakten – diese drei Faktoren könnten stark dazu beitragen, Entzündungsphänomene zu begrenzen und oxidativen Stress zu reduzieren. Besonders die so genannte mediterrane Diät, die reich an Obst und Gemüse und somit an Antioxidantien ist, eignet sich um entzündliche und gewebeschädigende Prozesse zu bremsen.
Ermutigendes Fazit: Man kann zwar nicht verhindern, dass man altert – aber das Altern ist modulierbar.
Chronische Entzündung
Prostaglandin E2