Bevor es Antibiotika gab, waren schwere bakterielle Infektionskrankheiten wie Meningitis oder Sepsis fast immer tödlich. Ebenso führten Erkrankungen wie Typhus, bakterielle Gelenksinfektionen oder Scharlach fast immer zum Tod oder zu schweren Behinderungen. Heute sind diese Erkrankungen gut mit Antibiotika behandelbar. Gefährlich wird es, wenn die Bakterien Resistenzen gegen die Medikamente entwickeln, wie das bei der Tuberkulose der Fall ist. Eine weitere Gefahr geht von der Impfmüdigkeit der Bevölkerung aus. Viele Menschen haben heute keinen Impfschutz mehr gegen Diphtherie. Deshalb sind bakterielle Infektionen auch weiterhin ein ernstzunehmendes gesundheitliches Problem.
Wenn Bakterien in die Blutbahn gelangen, aktivieren sie Abwehrmechanismen im Körper. Je nach Aktivität, Anzahl der Bakterien und Stärke der Abwehrreaktion entstehen Entzündungsreaktionen, die unabhängig von der Grundinfektion fortschreiten. Die Entzündung kann sich über mehrere Stadien bis zu einer Blutvergiftung weiterentwickeln und zum septischen Schock sowie Multiorganversagen führen. Oft kommt der Körper alleine mit der Infektion klar. Ist das nicht der Fall, ist eine Behandlung mit Antibiotika notwendig. Für die erfolgreiche Behandlung muss dabei zweifelsfrei feststehen, dass es sich tatsächlich um eine bakterielle Infektion handelt. Bei einigen Krankheiten steht das zweifelsfrei oder mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit fest:
Hier sind Antibiotika zur Behandlung unverzichtbar
Aber auch weniger schwerwiegende Erkrankungen machen den Einsatz von Antibiotika notwendig, wenn beispielsweise ein Husten länger als drei Wochen dauert und mit hohem Fieber einhergeht, nachdem Virusbronchitis vorausgegangen ist, oder wenn sich eine Nasennebenhöhlenentzündung verschlimmert, hohes Fieber und heftige Kopfschmerzen verursacht.
Die Auswahl an Antibiotika ist groß. Dabei ist nicht jedes Medikament gegen alle Bakterien gleich gut wirksam. Es gibt Wirkstoffe, die nur sehr wenige Bakterien bekämpfen, sogenannte Schmalspurantibiotika. Andere wirken gegen mehrere Bakterien gleichzeitig, sogenannte Breispektrumantibiotika. In vielen Fällen sind die Schmalspektrum-Antibiotiak ausreichend. Besteht allerdings ein hohes Risiko, dass die Infektion ungünstig verläuft, beispielsweise wenn Patienten bereits eine schwerwiegende Vorerkrankung haben oder über 65 Jahre alt sind, kann ein Breitspektrumantibiotikum am Anfang sinnvoll sein. Steht nach einem speziellen Test nach wenigen Tagen fest, um welche Bakterienart es sich handelt, lässt sich diese dann gezielt mit einem Schmalspektrumantibiotikum bekämpfen.
Wenn der Arzt genau weiß, um welche Art von Erreger es sich handelt, ist ein gezieltes Antibiotikum am besten. Wenn wiederholt Infekte auftreten und es unklar ist, welche Bakterien die Erkrankung auslösen, ist es sinnvoll, die Bakterienart mithilfe von Laboruntersuchungen genau zu bestimmen. Diese Vorgehensweise ist allerdings in der Praxis häufig nicht üblich. Ärzte verschreiben von Anfang an ein hochwirksames Breitband-Antibiotikum, bei dem sie sicher sind, dass sie den auslösenden Erreger ebenfalls treffen.
Bei dieser Art von Behandlung kommt es allerdings oft mit der Zeit zu Resistenzproblemen. Dabei sind Krankenhauskeime besonders problematisch. Sie kommen zwar außerhalb von Krankenhäusern ebenfalls vor, beispielsweise die Erreger einer Lungenentzündung, müssen jedoch meistens mit anderen Medikamenten behandelt werden. Darüber hinaus sind viele Keime aus dem Krankenhaus resistent gegenüber den gängigen Antibiotika, die oft frei in den Apotheken verkäuflich sind, und erfordern die Behandlung mit stärkeren Medikamenten über einen längeren Zeitraum.
Die Resistenzprobleme entstehen, weil die Bakterien sehr häufig in Kontakt mit bestimmten Wirkstoffen kommen. Manchmal entstehen sogar multiresistente Keime, die gegenüber mehreren Wirkstoffen immun sind. Das ist besonders gefährlich, denn gegen diese Keime kommen die meisten der bekannten Antibiotika nicht an. In der Folge kommt es zu längeren und schwereren Krankheitsverläufen, die teilweise tödlich enden. In Krankenhäusern sind die multiresistenten Bakterien ein besonders oft anzutreffendes Problem. Besonders gefährlich ist MRSA, der multi- oder methicillinresitente Staphylococcus aureus.
Bakterien sind genetisch sehr anpassungsfähige Organismen. Durch den häufigen Einsatz von Antibiotika sowohl in der Human- wie auch in der Tiermedizin wehren sich die Bakterien mit resistenzvermittelnden Genen. Diese sogenannten Resistenzgene enthalten genetische Informationen zu bestimmten, zellulären Mechanismen, mit deren Hilfe die Bakterien die Antibiotika unwirksam machen. Dann helfen die Medikamente nicht mehr und die resistenten Bakterien breiten sich ungestört aus. Den Weg in menschliche Wirte finden diese Bakterien auch über den Kontakt mit Tieren oder durch den Verzehr tierischer Lebensmittel.
ESBL oder Extended Spektrum Beta-Laktamasen sind ein Beispiel für resistenzvermittelnde Gene, die dazu führen, dass Bakterien sich wirksam gegen die Antibiotika wehren. Dabei handelt es sich um spezielle Enzyme, die die Bakterien bilden, mit deren Hilfe sie beispielsweise Penicilline spalten können. Das macht die Antibiotika unwirksam. Die genetischen Informationen für dieses Enzym liegen auf genetischen Elementen, die mobil sind und zwischen Bakterien ausgetauscht werden können. Dabei kann der Austausch auf Bakterien der gleichen oder auch einer anderen Art erfolgen. Das hat eine rasche Ausbreitung der Bakterien, die dieses Enzym bilden können, zur Folge. Häufig sind diese Bakterien sogar multiresistent, sodass im Fall einer Infektion nur wenige, wirksame Antibiotika für die Behandlung zur Verfügung stehen.
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat die Forschung zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen zum Förderschwerpunkt erklärt. Dabei gibt es Förderprogramme zur Grundlagenforschung, wie die Resistenzen überhaupt entstehen. Darüber hinaus soll verstärkt auch die Verbreitung erforscht werden. Weitere Forschungsschwerpunkte in diesem Zusammenhang sind die Entwicklung innovativer Therapien, die lange Erhaltung der Wirksamkeit der bekannten Antibiotika, vorbeugende Maßnahmen, damit Infektionskrankheiten gar nicht erst entstehen und der verantwortungsvolle Umgang mit den Medikamenten.
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