So standen dieses Jahr u.a. die antientzündlichen Strategien zur Bekämpfung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Focus der Kardiologen. Denn die Atherosklerose gilt als eine der großen Herausforderungen und ließ sich weder mit cholesterinsenkenden Therapien in ihrem Entstehen verhindert noch konnte man sie mit Bypass-Operationen oder der Implantation von koronaren Stents stoppen. Doch große Studien, wie CANTOS zeigen nun endlich vielversprechende Ansätze. Die CANTOS-Studie überprüfte die Wirksamkeit eines gegen Interleukin-1ß (einem Entzündungsmediator) gerichteten Antikörpers und konnte dabei nachweisen, dass die Inflammation als therapeutisches Ziel einen wichtigen Stellenwert einnimmt. Doch die in dieser Studie publizierten Effekte sind leider noch begrenzt und die Euphorie hinsichtlich der Nachweisbarkeit dieses Mechanismus ließ sich bisher nicht in einer noch effektiveren Therapie umsetzen. Denn mit einer einzelnen Substanz kann man das komplexe Krankheitsbild zwar weder verhindern noch rückgängig machen, aber man ist auf dem richtigen Weg, auch wenn sich eine Verbesserung dieser Erkrankung wahrscheinlich nicht mit einem einzigen Medikament lösen lässt.
Einen neuen Goldstandard gibt es für die Behandlung bei der Aortenklappenstenose. Mit einer der Hauptgründe dürfte die Tatsache sein, dass es in den letzten Wochen dramatische Änderungen bei der Datenlage gab und dadurch der alte Goldstandard durch eine neue Therapie ersetzt wird. Auslöser dafür ist die im März in den USA erschienene PARTNER 3-Studie. Tausend Patienten waren in die Studie eingeschlossen, die den kathetergestützten Aortenklappenersatz (TAVI) mit der chirurgischen Implantation neuer Aortenklappen (AKE) verglich. Bei dem interventionellen TAVI-Verfahren wird eine Klappenprothese per Katheter über die Leistenarterie der Patienten direkt ins Herz eingebracht und entfaltet. Eine Operation am offenen Brustkorb ist damit nicht mehr nötig, wodurch der Eingriff für die Patienten deutlich schonender verläuft.
Ebenfalls ein Thema war die immer noch nicht ausreichend geklärte Versorgungssituation von Herzpatienten in Deutschland. Grund ist, dass zu dieser Frage zu wenige wissenschaftlich fundierte Daten vorliegen. Ein neu gegründetes Zentrum für kardiologische Versorgungsforschung soll Abhilfe schaffen.
Vorhofohrverschluss: Patienten mit Vorhofflimmern (VHF) sind fünfmal häufiger von Schlaganfällen betroffen als Personen mit normalem Herzrhythmus. Den Daten zufolge entstehen bei Personen mit nicht-valvulärem Vorhofflimmern mehr als 90 % der Schlaganfälle durch Blutgerinnsel aus dem Herzen im linken Vorhofohr. Abhilfe kann hier bei Personen mit nicht-valvulärem VHF der Vorhofohrverschluss mit dem WATCHMAN FLX™System bringen. Boston Scientific hat bekannt gegeben, dass man nun das CE-Zeichen für das WATCHMAN FLX™System zum Verschluss des linken Vorhofohrs erhalten hat und nun mit der limitierten Markteinführung starten kann.
Diagnostik und Therapie von Synkopen: Synkopen sind kurze und in den allermeisten Fällen harmlose Ohnmachten und praktisch jeder zweite Mensch erlebt sie im Laufe seines Lebens. Sogenannten Reflexsynkopen oder vasovagalen Synkopen entstehen aus einer überschießenden Reaktion des Reflexbogens des autonomen Nervensystems, die dazu führt, dass die Gefäße weit gestellt werden, der Blutdruck abfällt, die Durchblutung des Gehirns eingeschränkt oder gar nicht mehr vorhanden ist, der Patient in Folge bewusstlos am Boden liegt, letztlich aber von selbst wieder das Bewusstsein erlangt. Allerdings gibt es auch jene Synkopen, die durch kardiale Erkrankungen entstehen, allen voran durch bradykarde oder tachykarde Rhythmusstörungen. Die Ursachen können für den Patienten lebensgefährlich, ja sogar tödlich sein. Ärzte müssen sich daher der schwierigen Aufgabe stellen, das eine vom anderen zu unterscheiden. In der europäischen Leitlinie wurden Kriterien und eine Reihenfolge bestimmter Diagnostikschritte festgelegt, die diese Arbeit erheblich erleichtern. Zum DGK sind nun die Pocket-Leitlinie zur Synkopen-Diagnostik erschienen, die man sich im Internet herunterladen kann.
Neue Hypertonie-Leitlinie: Die arterielle Hypertonie ist die häufigste chronische Erkrankung, die zu Komplikationen wie Schlaganfall, Demenz, Herzinfarkt und Herzinsuffizienz sowie Niereninsuffizienz führen und deren Risiken man durch eine effektive Blutdrucksenkung senken kann. Die neue Leitlinie zum Management der arteriellen Hypertonie beinhaltet vorrangig vier Kernpunkte, mit denen betroffene Patienten von Beginn der Krankheit an intensiver und zielgerichtet behandelt werden sollen. Im Gegensatz zur US-amerikanischen Leitlinie geht die neue europäische Leitlinie nicht mit einer Änderung der Definition der Hypertonie einher. Sie wird weiterhin bei einem Blutdruck von über 140/90 mmHg und bei den über 80-jährigen von über 160/90 mmHg festgestellt. Der zweite wichtige Punkt ist, dass man einen engeren Zielblutdruck anstrebt, der für die meisten Patienten zwischen 120 bis 130 mmHg systolisch und 70 bis 80 mmHg diastolisch liegen sollte. Eine weitere wichtige Empfehlung der neuen Leitlinie ist, dass die meisten Patienten nun von Anfang an mit einer dualen Wirkstoff-Kombination behandelt werden sollten. Als eine alternative Therapiemöglichkeit, die zukünftig womöglich wieder eine Rolle spielen wird, ist die renale Denervation zu sehen.
Kardiologie
Aortenklappe
Vorhofflimmern
Hypertonie