Was für eine furchtbare Vorstellung: nach einer Studie entleert jeder siebte Badegast seine Blase vollständig beim Schwimmen im Becken. Dabei gelangen zwischen 400 und 500 Milliliter Urin ins Wasser – jedes Mal. Doch tatsächlich muss man wegen des Urins weniger Bedenken haben als landläufig angenommen. Der Urin ist steril, also keimfrei. Mehr Probleme verursacht die Wechselwirkung des im Wasser befindlichen Desinfektionsmittel mit dem Harnstoff, Keratinen und Ammoniak aus dem Urin. Es bilden sich Nebenprodukte wie Dibutylphthalat. Dieser Weichmacher kann Augenreizungen und Asthmaanfälle provozieren.
Urin ist trotzdem ein kleineres Problem, was Ausscheidungen anrichten können. Hautpartikel, Haare, Schweiß, zahlreiche Kosmetika und sogar Fäkalien tummeln sich im Schwimmbadwasser. Auch Bakterien, Pilzsporen und Parasiten haben dort einen warmen Nährboden, auf dem sie prima gedeihen und Chlor hilft nicht immer.
Chlor kann nicht alles im Wasser abtöten. Kolibakterien und Kryptosporidiosen können selbst im gechlorten Wasser einige Tage überleben. Diese Bakterien werden fäkal ausgeschieden und führen unter anderem zu Durchfall und Fieber. Selbst bei bester Hygiene bleiben Reste von Fäkalien am Körper. Und tatsächlich verliert ein gesunder Mensch eine gewisse Menge an Kot im Wasser. Durch unbeabsichtigtes Schlucken gelangen die Bakterien in den Verdauungstrakt und lösen Magen-Darmerkrankungen aus.
Kolibakterien sind neben Pilzen im Wasser für Scheideninfektionen verantwortlich. Lange dem Wasser ausgesetzt, kann sich das natürliche Milieu in der Scheide verändern und keinen Schutz mehr bieten. Auch das Auskühlen des Unterleibes macht Infektionen ein leichtes Spiel. Die Scheide juckt und brennt dann und ein Ausfluss kann austreten.
Daher solltest du so oft wie möglich die nassen Badesachen wechseln und duschen. Durch starkes Husten kann außerdem verbliebenes Wasser aus der Scheide gedrückt werden. Gegen Scheidenpilze helfen spezielle Cremes innerhalb weniger Tage. Falls es zu einer Scheideninfektion gekommen ist, sollte schnell ein Arzt aufgesucht werden, da die Infektion wandern und andere Organe schädigen kann.
Steigen die Kolibakterien weiter auf, können sie Blasenentzündungen oder andere Harnwegsinfekte auslösen. Meistens sind davon Frauen betroffen, da die weibliche Harnröhre kürzer ist. Treten nach einigen Stunden Schmerzen beim Wasserlassen, wie Brennen oder Stechen auf oder ist der Harndrang deutlich gesteigert, liegt die Vermutung einer Infektion nahe. Wärme durch heiße Getränke und Wärmflaschen sind dann hilfreich. Durch eine gesteigerte Zufuhr von Getränken kann die Blase durchgespült werden. Nach dem Bad sofort auf die Toilette zu gehen und die kalten Sachen auszuziehen, senkt das Risiko einer Infektion.
Chlamydien im Schwimmbad lösen keine Geschlechtskrankheit aus, das ist inzwischen mehrfach bewiesen. Aber Bakterien, die zur Chlamydien-Familie gehören, könnten eine sogenannte Schwimmbad-Konjunktivitis, also eine Bindehautentzündung, auslösen. Das Chlor im Schwimmbad greift den schützenden Tränenfilm an, dadurch haben Keime ein leichtes Spiel, in die Augen einzudringen. Gerötete Augen direkt nach dem Schwimmen sind noch kein Indiz für eine Infektion. Bleibt die Rötung 24 Stunden oder kommen andere Symptome wie Juckreiz, Schmerzen oder verkleben die Augen, ist ein Arztbesuch ratsam.
Feuchte, warme Fliesen bieten den perfekten Nährboden für Pilze. Ein Fußpilz ist die häufigste Komplikation nach einem Schwimmbadbesuch. Durch Nässe aufgeweichte Haut unter den Fußsohlen sind praktisch eine Einladung, den Fuß zu besiedeln. Infizierte Haut, zunächst beginnt es zwischen den Zehen, beginnt zu jucken. Später kann es auf den Rest des Fußes übergehen und die Haut rissig und rot werden lassen.
Zur Vorbeugung sollten die Füße gründlich abgetrocknet und auch in den Duschräumen Badeschuhe getragen werden. In vielen Schwimmbädern gibt es spezielle Fußduschen mit anti fungizider Wirkung. Korrekt behandelt verschwindet Fußpilz schnell wieder.
Ursache der Entzündung des Gehörganges ist verunreinigtes Wasser, das beim Tauchen in die Ohren gelangt. Ähnlich wie bei der Bindehautentzündung haben die Keime (meist Pseudomonas aeruginosa) im aufgeweichten Gewebe des Ohres es leichter, einzudringen. Das Ohr beginnt zu jucken und zu schmerzen. Außerdem kann es zu geröteter, trockener oder schuppiger Haut kommen oder Flüssigkeit tritt aus dem Ohr aus. Kommt es zudem zu einem Hörverlust, sollte dringend ein Arzt aufgesucht werden.
Besonders oft infizieren sich Kinder und Jugendliche im Schwimmbad mit Dellwarzen, wegen des Hauptortes der Übertragung auch Schwimmbad-Warzen genannt. Zwar sehen sie so aus, sind aber keine echten Warzen. Ausgelöst durch bestimmte Pockenviren, bilden sich Hautwucherungen unter der Fußsohle. Schmerzlos, aber höchst ansteckend, heilen sie nach einigen Monaten mithilfe eines gesunden Immunsystems von allein ab. Auch bei Dellwarzen bieten Badeschuhe und Fußduschen bieten einen gewissen Schutz.
Vor und nach dem Schwimmen unbedingt gründlich mit Waschgel abseifen, damit krank machende Substanzen nicht mit ins und auch nicht mit aus dem Bad genommen werden.
Fußpilz
Harnwegsinfekt
Scheidenpilz
Durchfall