Lungenkrebs ist die häufigste Todesursache weltweit. Jedes Jahr sterben daran rund 1,8 Mio. Menschen. Häufig wird dieser Krebs erst in einem späten Stadium festgestellt. Nicht selten ist ein Behandlungserfolg dann bereits weniger wahrscheinlich. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) könnte beim Lungenkrebs-Screening diesen Vorgang rascher und effektiver machen und den Patienten mehr Hoffnung auf eine erfolgreiche Behandlung geben.
Die Forschungsergebnisse von französischen Wissenschaftlern am National Institute for Research in Digital Science and Technology (Inria) an der Université Côte d’Azur erzielt eine Trefferquote von 97 Prozent mit einem auf Künstlicher Intelligenz (KI) basierendem Programm. Es erkennt Anzeichen von Lungenkrebs auf CT-Scans ein Jahr früher als üblich.
Die Forscher haben ihre KI mit den CT-Scans von 888 Patienten trainiert, die von Radiologen auf verdächtige Veränderungen untersucht wurden. Im nächsten Schritt wurde es an 1.179 Patienten getestet, die Teil einer mit Lungen-Screening-Studie mit einem Follow-up von drei Jahren waren. Dabei wurden die CT-Scans eingesetzt, die in den vergangenen beiden Jahren der Untersuchung erstellt worden waren. Darin enthalten waren 177 Patienten, bei denen Lungenkrebs mittels einer Biopsie nach dem abschließenden Scan festgestellt wurde.
Die Erfolge der Methode können sich sehen lassen. Die KI identifizierte 172 der 177 bösartigen Tumore. Bei der Erkennung von Krebs war sie damit zu 97 Prozent effektiv. Die fünf Tumore, die das Programm nicht erkannte, befanden sich nahe dem Zentrum des Brustkorbes. Dort sind Tumore schwerer von den gesunden Bereichen des Körpers zu unterscheiden.
Die Forscher testeten das Programm auch an Scans bei den gleichen 1.179 Patienten ein Jahr vor der Diagnose der Tumore. Es konnten 152 verdächtige Bereiche erkannt werden, bei denen später Krebs diagnostiziert wurde. Derzeit identifiziert das Programm noch zu viele falsch positive Treffer, bei denen es sich nicht um Krebs handelt. Laut Forschungsleiter Benoît Audelan müssen hier noch deutliche Verbesserungen erzielt werden, bis das Programm in Krankenhäusern eingesetzt werden kann, damit unnötige Biopsien vermieden werden. Audelan betont auch, dass es nicht das Ziel sei, Radiologen zu ersetzen. Sie sollten vielmehr ein Tool erhalten, das auch die frühesten Anzeichen von Lungenkrebs erkennen kann.