Die Meldung klingt provokant und ja, das soll sie wohl auch sein. Aufrütteln will man vor allem die dafür verantwortlichen politischen Stellen, doch ob es was nützt? Wenig, wenn nicht entsprechende Lobbyarbeit dahinter steht. Ein Verband aus verschiedenen Praxiskliniken in Nordrhein-Westfalen hat nun eine Initiative gestartet mit dem Ziel Patienten und Hausärzte über die Vorteile und die Behandlungsmöglichkeiten in Praxiskliniken zu informieren und eine breite Öffentlichkeit über die mittlerweile unhaltbaren Zustände im deutschen Gesundheitswesen zu unterrichten.
Wie groß das Problem mit multiresistenten Krankenhauskeimen noch immer ist, machte jüngst die Antwort auf eine parlamentarische Anfrage im Berliner Senat deutlich. Demzufolge infizierten sich in Berlin in den vergangenen zehn Jahren 3482 Patienten mit den gefährlichen Keimen. 534 der infizierten Berliner Patienten verstarben gar nach der Infektion. Denn haben die Keime erstmal eine Resistenz gegen Antibiotika entwickelt, ist die Gefahr für die Patienten extrem hoch. In ganz Deutschland sterben jährlich zirka 15.000 Menschen durch Krankenhauskeime. Die geschätzte Dunkelziffer liegt bei 40.000 Todesfällen.
Wie Studien der medizinischen Universität von South Carolina belegen, erhöht jeder Tag mehr im Krankenhaus die Gefahr, sich mit Krankenhauskeimen zu infizieren. Je kürzer also die Verweildauer dagegen ist, desto seltener treten Infektionen auf. Im Sinne der Patienten und des Gesundheitssystems ist es also, wenn die Patienten nicht länger als notwendig im Krankenhaus bleiben. Wie lange das ist, hängt vom jeweiligen Einzelfall ab. Leider gehört im europäischen Vergleich die Verweildauer von Patienten in Deutschland seit Jahren mit zu den höchsten. Die Gründe dafür liegen auch im Vergütungssystem. Denn die volle Fallpauschale kann erst ab einer gewissen Mindestverweildauer abgerechnet werden. Statistiken zeigen, dass der Aufenthalt in Praxiskliniken durchschnittlich kürzer ist als in den großen öffentlichen Plankrankenhäusern – und das bezogen auf dieselben Eingriffe. Auf das Ergebnis für die Patienten hat dies keinen Einfluss, auf die Kosten für das Gesundheitssystem hingegen schon.
Eigentlich lässt sich diese Frage klar mit JA beantworten. Denn viele Todesfälle könnte man verhindern, wenn in Deutschland endlich die sogenannten Praxiskliniken stärker gefördert und als voll anerkannter Partner im Gesundheitswesen etabliert werden. Praxiskliniken sind moderne OP-Zentren in privater Trägerschaft, in denen niedergelassene Fachärzte ihre Patienten vor allem ambulant operieren. Doch Praxiskliniken können noch sehr viel mehr leisten. Längst können durch den medizinisch- technischen Fortschritt Operationen, die früher zwingend stationär durchgeführt werden mussten, auch kurzstationär, als sogenannte krankenhausersetzende Operation, erfolgen. Dass das noch nicht in sehr viel größerem Maßstab geschieht, liegt unter anderem an der strengen Trennung zwischen dem ambulanten und dem stationären Gesundheitssektor.
Für den Patienten hat eine Operation in der Praxisklinik eigentlich nur Vorteile. Verlässliche Termine, Behandlung durch einen vertrauten Arzt, Komfort sowie ein nicht total überlastetes Pflegepersonales und ein wesentlich geringeres Infektionsrisiko als im Krankenhaus.
Höchste Zeit also, dass sich diesbezüglich endlich etwa tut: Denn es fehlt bis heute eine Rahmenvereinbarung mit dem Spitzenverband Bund der Krankenkassen (SpiBu). Und das, obwohl diese Rahmenvereinbarung seit Jahren vom Gesetzgeber gefordert wird. Die Auswirkungen tragen alle: Patienten und Steuerzahler. Vor allem gesetzlich versicherten Patienten stellen sich häufig noch hohe bürokratische Hürden entgegen, wenn sie sich für eine sichere Operation in der Praxisklinik entscheiden.
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