Aufhorchen lässt eine von der Uni Jena koordinierte Umfrage namens QUIPS-Prohjekt zur Qualitätsverbesserung in der postoperativen Schmerztherapie. Über 100 Kliniken beteiligen sich an dem eigenfinanzierten Benchmarking-Projekt, um durch die standardisierte Erhebung weniger Qualitätsindikatoren, deren Analyse und ein webbasiertes Feedback das eigene Behandlungsangebot in der Schmerztherapie verbessern zu können.
Und das Ergebnis ist nicht wirklich neu - denn eigentlich weiß man ja schon lange: Je besser Patienten über eine Operation informiert sind und in die Entscheidung zur begleitenden Schmerztherapie einbezogen werden, desto seltener wünschen sie zusätzliche Schmerzmittel.
Wundschmerz zählt zu den häufigsten Folgen einer Operation. Das Ziel der Akutschmerztherapie direkt nach einer Operation ist es, Ausmaß und Dauer der Schmerzbelastung effektiv, aber nebenwirkungsarm zu verringern, denn postoperative Schmerzen können den Genesungsprozess verzögern, zu Komplikationen führen und im ungünstigsten Fall chronisch werden.
Um die richtige Dosis und Kombination von Wirkstoffen und Therapieformen zu finden und die Qualität der Schmerztherapie zu erfassen, befragen Ärzte die Patienten nach der empfundenen Schmerzintensität. Ein Forschungsteam aus Jena, Münster und Bern untersuchte nun die Aussagekraft weiterer Messgrößen zum Schmerzgeschehen aus Patientensicht und welche Faktoren den Wunsch nach mehr postoperativer Schmerztherapie beeinflussen. Dazu wurden die Daten von fast 80.000 Patientinnen und Patienten aus Deutschland und Österreich ausgewertet, die im QUIPS-Schmerzregister für postoperative Schmerztherapie am Universitätsklinikum Jena erfasst sind.
Erfreulich ist, dass sich nur etwa ein Zehntel der Befragten überhaupt mehr Schmerztherapie wünscht. Bei Frauen tritt dies seltener auf als bei Männern. Bei guten Prozessen im Krankenhaus wie regelmäßiger Schmerzmessung oder vordefinierten Therapiekonzepte wird der Wunsch nach mehr Therapie seltener geäußert. Am auffälligsten war aber: Wenn Patienten über die Schmerztherapie informiert sind und darauf Einfluss nehmen können, dann ist ihr Risiko für Unterversorgung deutlich verringert. Dieser Effekt ist sogar stärker als der Einfluss der Schmerzmedikation, selbst bei starken Schmerzmitteln. Der Hauptautor Dr. Marcus Komann vom Universitätsklinikum Jena sagt dazu: „Wir haben einen klaren Trend in der Medizin. Patienten möchten besser informiert und mehr in Entscheidungen eingebunden sein als früher. Auch unsere Studie bestätigt die Erfolge dieser Entwicklung. Wir können nur alle Kollegen dazu ermuntern, die Patienten so weit wie möglich in die Schmerztherapie einzubinden.“
Zudem schlagen die Autoren vor, den Wunsch nach mehr Schmerzbehandlung als Parameter in die Patientenbefragungen aufzunehmen. Diese Maßnahme könnte einen Beitrag leisten zur weiteren patientenindividuellen Anpassung der Therapie und zur Verbesserung der Behandlungsstrategien und der Behandlungsqualität.
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