Man könnte die Uhr danach stellen - denn beim “hypnic headache” (Wecker-Kofschmerz), welcher erst 1988 beschriebenen wurde, treten die Schmerzen immer pünktlich zur gleichen Zeit in der Nacht auf. Normale Schmerzmittel zeigen dabei kaum Effekte, Akuttherapie wie auch zur Prävention Koffein werden von vielen Experten empfohlen. Die Wirksamkeit von Kaffee hat eine aktuelle Untersuchung jetzt erneut bestätigt. „Wer unter dieser eher seltenen Schmerzform leidet, kann vorbeugend vor dem Einschlafen eine Tasse starken Kaffee trinken”, raten Experten. „Wobei zu beachten ist, dass sich der Koffeingehalt in Kaffee abhängig von der Zubereitungsart nicht verlässlich voraussagen lässt.“
Wer sich mit der Historie der Kopfschmerztherapie beschäftigt, stößt dabei immer wieder auf einen Wirkstoff: Koffein. Schon die Medizinschule von Salerno empfahl zu Beginn des 16. Jahrhunderts Koffein in Form von Kaffee zur Linderung von Kopfschmerzen, die übrigens damals schon in zwei Gruppen – Beschwerden vom Spannungstyp und Migräne – unterteilt wurden. Im 19. Jahrhundert nutzten Ärzte den Stoff in Kombination mit Schmerzmitteln und Entzündungshemmern, um Kopfschmerzen zu behandeln. Im 20. Jahrhundert wurde Koffein auch mit Ergotaminen kombiniert. Die Effekte dieser gefäßverengenden Wirkstoffe aus der Gruppe der Alkaloide beruhen auf einer Interaktion mit verschiedenen Rezeptoren. Heute empfiehlt die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) die Dreierkombination aus ASS, Paracetamol und Koffein (wie z.B. Thomapyrin) als Mittel der ersten Wahl zur Selbstbehandlung von Spannungskopfschmerzen und Migräne – seit 2009 sogar mit hervorgehobener Empfehlung. Und die Geschichte des Anti-Kopfschmerz-Wirkstoffs Koffein ist damit gewiss noch nicht zu Ende.
Entwarnung hinsichtlich dem Kaffeegenuss gibt es auch beim PMS, denn im Rahmen der Nurses’ Health Study 2 wurden von 1.234 Frauen mit PMS auch Auskunft über ihren Koffein-, Kaffee- und Tee-Konsum verlangt. Es stellte sich heraus, dass selbst die Einnahme hoher Koffeinmengen nicht zu einem gesteigerten PMS-Risiko führt. Daraus schließen die Experten, dass die bisherige Empfehlung, auf Koffein möglichst zu verzichten, vermutlich nicht dabei hilft, typische Beschwerden wie z. B. Brustspannen zu vermeiden.
Wie wirkt sich Koffein – gerade im Alter – auf das Gehirn aus? Normaler Koffeinkonsum, das entspricht bis zu 2,5 Tassen Kaffee auf einmal beziehungsweise 5 Tassen täglich, „darf“ nicht nur Teil einer gesunden Ernährung sein, er hat sogar ausgesprochen positive Effekte. Dazu gehören neben einem gesteigerten Wohlbefinden eine erhöhte Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit, aber auch bessere Stimmung und weniger Depressionen.
Und sehr wahrscheinlich besteht auch eine Verbindung zwischen lebenslangem Koffeinkonsum und geringerem geistigen Abbau sowie einem reduzierten Risiko für Schlaganfall, Alzheimer und Parkinson.
Noch ein Vorteil: Als Wirkstoffverstärker in Kombinationsanalgetika steigert Koffein den schmerzlindernden Effekt sogar noch – ideal, um beispielsweise Spannungskopfschmerzen oder Migräne zu lindern.