Leben mit Depressionen
Autor:in: Redaktion • Datum: 28.09.2023
Depressionen gehören mittlerweile zu den, noch immer tabuisierten, Volkskrankheiten, an denen jeder fünfte Deutsche leidet
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Bei einer Depression handelt es sich um eine ernst zu nehmende Erkrankung, die sich sowohl auf die verschiedenen Lebensbereiche der Betroffenen selbst, als auch auf die Angehörigen auswirken kann. Daran erkrankte Menschen sind ihr aber keineswegs hilflos ausgeliefert und können neben medikamentöser Behandlung und Psychotherapie auch selbst einiges dazu beitragen, sich von der Erkrankung so wenig wie möglich einschränken zu lassen. Nicht vergessen werden dürfen dabei aber auch die Angehörigen. Sie sind es, die teilweise enormen Belastungen ausgesetzt werden und daher ebenfalls Unterstützung benötigen. „Die Betroffenen selbst haben natürlich einen immensen Leidensdruck, weil sie nicht mehr so funktionieren, wie sie es gewohnt sind - im Beruf, im Privatleben. Aber man darf nicht unterschätzen, welche Auswirkungen eine Depression auch auf das Umfeld der Betroffenen hat: also Familie, Arbeitskollegen, Freundeskreis - alle sind eigentlich von der Depression und ihren Folgen betroffen“, weiß Prof. Dr. med. Stephanie Krüger vom Campus Charité in Berlin Mitte.
Ob im Alltag, im Umgang mit Angehörigen oder im Job, man kann nicht nur Patient:innen, sondern auch deren Angehörigen, mit Ratschlägen zur Seite stehen. Und dazu beitragen die Lebensqualität (von beiden Seiten) zu verbessern bzw. aufrecht zu erhalten. Die wichtigsten Tipps haben wir daher für unsere Leser zusammengetragen.
Tipps für den Umgang mit der Depression im Alltag
- Die Krankheit annehmen und akzeptieren, dass sie, auf unbestimmte Zeit, ein Teil des eigenen Lebens ist. Trotzdem sollte man eine Depression kontinuierlich bekämpfen – und sich dabei von Profis unterstützen lassen
- Selbsthilfegruppen können hilfreich sein. Der Austausch mit anderen Betroffenen, die eine ähnliche Situation erleben oder erlebt haben, kann sehr hilfreich sein. Man findet seriöse Gruppen im Internet unter
- Weiterhin Hilfe und Unterstützung von Freund:innen und Angehörigen annehmen, wenn die Gelegenheit sich dazu bietet
- Offen über seine Gedanken, Gefühle und Sorgen sprechen
- Achten auf Änderungen der Stimmung und diese besprechen mit ihrer Ärzt:innen besprechen. So lassen sich auch erste Anzeichen eines Rückfalls besser erkennen
- Stress nicht nur verringern, sondern möglichst vermeiden. Das gilt insbesondere für den Kontakt mit Menschen, die Stress auslösen
- Tagebuch darüber führen, wie sich der persönliche Alltag entwickelt. Sich auf bestimmte Aspekte zum Beispiel auf Aktivitäten oder positive Gedanken, Einsichten oder Begebenheiten konzentrieren. Es hilft dabei, seine eigenen Gedanken zu ordnen und/oder eine Gesprächsgrundlage für die nächste Therapiestunde zu haben
- Gewohnheiten und Rituale pflegen, denn diese erleichtern den Alltag und strukturieren den Tag
- Auf eine gesunde Ernährung und regelmäßige Mahlzeiten achten
- Sich Aktivitäten, die Spaß machen, wie zum Beispiel Bewegung und Sport, suchen
- Alkohol möglichst vermeiden, denn er kann sich negativ auf die Depression auswirken
- Seine Ängste und Zweifel offen mit den Therapeut:innen besprechen.
Tipps für den Umgang mit der Erkrankung in Beziehungen
- Eine Depression kann eine Beziehung nicht nur beeinflussen, sondern auch (schwer) belasten. Wichtig ist, dass das Umfeld zunächst lernt, die depressionsbedingten Veränderungen zu verstehen und damit umzugehen
- Gibt es dazu Unterstützung von den Menschen aus dem eigenen Umfeld vor, kann die Herausforderung gemeinsam bewältigt werden. Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung ist wichtig
- Offen mit seinen Angehörigen sprechen, falls deren Fürsorge zu anstrengend und/oder belastend ist oder falls man sich mehr Unterstützung wünscht. Beides ist vollkommen in Ordnung
- Fragen anhören und nicht gleich wegdrücken. Angehörige und Freund:innen müssen auch erst lernen die Situation zu verstehen. Das geht nur, wenn der Betroffene ihnen dabei hilft. Sprechen Sie offen darüber, wie es Ihnen geht und was sie in bestimmten Situationen empfinden
- Seien Sie ehrlich. Dazu gehört auch zu sagen: „Nein“, „Ich kann das nicht“, „Ich will das jetzt nicht tun“.
Tipps für den Job oder Wiedereinstieg
- Wer, zum Beispiel aufgrund einer Therapie beruflich längere Zeit pausieren musste, sollte sich dennoch darum bemühen, wenn möglich, in seinen Job zurückzukehren. Denn gerade für Menschen, die an einer Depression erkrankt sind bzw. waren, ist der Wiedereinstieg in den Berufsalltag während oder nach der Behandlung ein wichtiger Schritt. Arbeit kann bei der Strukturierung des Alltags unterstützen und zu einem regelmäßigen Schlaf-Wachrhythmus beitragen.
- Der Arbeitsplatz bietet die Gelegenheit zum sozialen Austausch mit Kolleg:innen und gibt somit ein Gefühl der Zugehörigkeit. Außerdem ist es ein positives Gefühl, seine Aufgaben erfolgreich zu erledigen und abzuhaken. So können Betroffene Halt und Energie aus ihrem Arbeitsalltag schöpfen. Sollte sich dieser aber belastend auswirken, vor allem wenn es depressionsbedingt schwerfällt, sich zu konzentrieren, dann ist es hilfreich, sich in kleinen Schritten wieder in den Arbeitsalltag einzugliedern und geduldig mit sich selbst zu sein
- Vorab sollte man allerdings verschiedene Szenarien mit dem behandelnden Psychiater:in oder Psychotherapeut:in besprechen. Mit deren Hilfe kann man auch Gesprächssituationen bei der Arbeit trainieren.
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