Der Begriff Phytopharmaka setzt sich aus den beiden griechischen Begriffen für Pflanze (phyton) und Arzneimittel (pharmakon; Mehrzahl pharmaka) zusammen. Es handelt sich also um Arzneimittel, deren Wirkstoff aus Pflanzen hergestellt wird und der somit immer ein ganzes Spektrum an pflanzlichen Inhaltsstoffen enthält.
Die rationale Phytotherapie gehört zur naturwissenschaftlich begründeten Medizin, denn die Wirkung von pflanzlichen Medikamenten lässt sich mit ganz normalen wissenschaftlichen Methoden überprüfen.
Hier unterscheidet sich die Phytotherapie von der Homöopathie, der anthroposophischen Medizin und der traditionellen Pflanzenmedizin, die Tees, Presssäfte und Öle einsetzt. Bei diesen Heilmitteln sind die Wirkstoffe z.T. so niedrig dosiert, dass sie sich kaum mehr messen lassen. Sie besitzen zwar mitunter eine gewisse Wirksamkeit, doch ist diese nur durch Beobachtungen nicht durch wissenschaftliche Studien belegt.
Da rationale Phytopharmaka unter den Gesichtspunkten der modernen Schulmedizin eingesetzt werden, müssen sie dieselben Anforderungen erfüllen, wie sie auch für chemisch-definierte Arzneimittel gelten.
Das Arzneimittelgesetz fordert neben dem Nachweis der pharmazeutischen Qualität auch den Nachweis der Wirksamkeit. Ganz wichtig ist auch die Unbedenklichkeit bzw. Verträglichkeit eines Arzneimittels und gerade hier sind pflanzliche Arzneimittel ihren chemisch-synthetischen Kollegen oft überlegen.
Pflanzliche oder chemische Arzneistoffe? Das ist keine Frage der Weltanschauung; Die Entscheidung richtet sich vielmehr nach der Art der Erkrankung. Akute und lebensbedrohliche Erkrankungen werden in der Regel mit chemisch-synthetischen Pharmaka behandelt. In der Therapie leichter bis mittelschwerer chronischer Erkrankungen stellen pflanzliche Arzneimittel jedoch eine wichtige Alternative dar. Pflanzliche Arzneimittel zeigen oft deutlich weniger Nebenwirkungen als chemisch-synthetische Präparate und sind daher für die Langzeiteinnahme besonders geeignet.
In der modernen Schulmedizin werden Phytopharmaka vor allem eingesetzt bei:
Wie erwähnt zeichnen sich Phytopharmaka im Vergleich zu chemisch-definierten Arzneimitteln durch eine besonders gute Verträglichkeit aus. Doch auch für sie gilt - wie für alle Arzneimittel: Sie müssen sachgerecht angewendet werden
In der traditionellen Pflanzenmedizin wird die Heilpflanze entweder direkt, als Tee, Presssaft o.ä. anwendet. Das ist für den Patienten oft unbequem, vor allem aber ist es so viel schwieriger, ja fast unmöglich, eine ausreichend hohe und immer gleich bleibende Wirkstoffkonzentration zu gewährleisten.
In der rationalen Phytotherapie wird hingegen aus den Pflanzenteilen, die die gewünschten Inhaltsstoffe enthalten, ein Extrakt gewonnen. Dieser wird evtl noch gereinigt und aufbereitet in eine leicht einnehmbare Form, wie Dragees, Filmtabletten oder Tropfen gebracht. Das hat mehrere entscheidende Vorzüge:
Um eine konstant hohe Qualität zu sichern, muss bei der Herstellung moderner Phytopharmaka auf viele Punkte geachtet werden:
Aufwendige Herstellungsverfahren mit ständigen Kontrollen
Langjährige Forschung hat zu mehrstufigen Extraktionsverfahren geführt, in denen unerwünschte und weniger gut verträgliche Substanzen entfernt und dabei gleichzeitig die wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffe angereichert werden. So wird die Zusammensetzung der Extrakte optimiert, um zu hoch dosierten, wirksamen und gut verträglichen Phytopharmaka zu gelangen.
Gesicherte Wirksamkeit, Unbedenklichkeit und gute Verträglichkeit.
An rationalen Phytopharmaka werden sowohl experimentelle Untersuchungen im Labor wie auch klinische Studien durchgeführt, bei denen die Wirksamkeit und Verträglichkeit des Arzneimittels überprüft werden.
Im Gegensatz zu chemisch-synthetischen Arzneimitteln, die meist nur einen oder wenige definierte Wirkstoffe enthalten, enthält ein Phytopharmakon einen Pflanzenextrakt mit einer Vielzahl von Inhaltsstoffen. Dieser Extrakt ist der Wirkstoff.
Für Zusammensetzung und Qualität dieses Extrakts sind viele Faktoren maßgebend:
das Ausgangsmaterial - die Pflanze: welche Pflanzenart, welcher Pflanzenteil, Wachstumsbedingungen, Erntezeitpunkt usw. usf.
Der Herstellungsprozess, wie die Wahl des Extraktionsmittels, die Verfahren zur Anreicherung der erwünschten und zur Eliminierung der unerwünschten Inhaltsstoffe. Die unterschiedlichen Verfahren verschiedener Hersteller können zu ganz unterschiedlichen Arzneimitteln führen, das ist bei chemisch-definierten Pharmaka nicht in diesem Ausmaß der Fall.
Aus diesem Grund können sich Phytopharmaka - auch wenn Sie aus der gleichen Pflanzenart hergestellt wurden - in Wirksamkeit, Haltbarkeit oder Verträglichkeit erheblich voneinander unterscheiden. Sie sollten nur anerkannten Arzneimitteln aus der Apotheke vertrauen!
Noch eine Anmerkung zu Nahrungsmitteln mit pflanzlichen Inhaltsstoffen - wie Joghurt mit Johanniskraut- oder Erfrischungsgetränke mit Ginkgo-Zusatz: Sie unterliegen nicht dem Arzneimittelgesetz und müssen lediglich hygienische Vorschriften erfüllen. Mitunter machen die Hersteller falsche Versprechen bezüglich der gesundheitsfördernden Effekte dieser Produkte. Die Konzentration der Wirkstoffe in diesen Produkten ist für die versprochenen Wirkungen meistens viel zu gering.
Wer sicher gehen will, sollte (pflanzliche) Arzneimittel immer nur in der Apotheke kaufen: Der Apotheker kennt die Qualität und die Wirksamkeit der Medikamente und kann Patienten darum fachkundig beraten.
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