Forscher der norwegischen Universität Tromsø konnten anhand von Probanden im Alter zwischen 18 und 40 Jahren nachweisen, dass Placebos1, also Scheinmedikamente, bei Männern mehr Wirkung zeigen als bei Frauen. Um dieser so wichtigen Frage auf den Grund zu gehen, wurde ein Instrument am Unterarm befestigt, das durch Hitze Schmerzen auslöste. Die Testpersonen wurden nach ihrem Befinden befragt und mussten die verspürenden Schmerzen auf einer Skala von eins bis zehn bewerten. Gleichzeitig wurde ihre die Gehirnaktivität gemessen.
Dieser Vorgang wurde an zwei verschiedenen Tagen durchgeführt. Am zweiten Tag mussten die Probanden vor dem Schmerztest ein Placebo in Form einer Kapsel schlucken. Ihnen wurde gesagt, die Kapseln würden den Schmerz lindern. Laut Studienautorin Sara Magelssen Vambheim gaben die Probanden einen geringeren Grad an Schmerzen an. Das spiegelte sich auch bei der Gehirnaktivität wider, allerdings nur bei den männlichen Probanden. Bei den Frauen zeigte sich diese Reaktion nicht.
Vambheim sieht dieses Ergebnis als Bestätigung anderer Studien. Frauen reagieren allerdings eher auf den Nocebo-Effekt2, bei dem Probanden glauben, ein eingenommenes Mittel steigere die Schmerzen. Demnach werden Frauen und Männer auf unterschiedliche Weise getäuscht. Furcht vor Schmerzen könne einen Einfluss auf den Placebo-Effekt haben. “Eine mögliche Erklärung ist, dass es bei Männern und Frauen einen Unterschied gibt, wie sie über verschiedene Arten von Schmerz reflektieren, was unterschiedliche psychologische Reaktionen auslöst”, sagt Vambheim.
Laut Vambheim könnten Geschlechterrollen einen Einfluss auf das Schmerzempfinden haben. Die Forschungsleiterin untersuchte in einem anderen Teil der Studie, ob Männer und Frauen auf stärkere und schwächere Schmerzen unterschiedlich reagieren. Es gab bei geringen Schmerzen keinen Unterschied, bei starken Schmerzen reagierten Frauen stärker.
Der Studie zufolge suchen Frauen bei Schmerzen eher Unterstützung, während Männer sich eher ablenken. Es sei möglich, dass es für Frauen sozial akzeptabler ist, Schmerzen auszudrücken als für Männer. Vambheim meint, Geschlechterunterschiede sollen in der Forschung mehr untersucht werden. Es sei möglich, dass beispielsweise Schmerzen bei Männern und Frauen unterschiedlich zu behandeln sind.
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