“Nur” rund 1500, in aller Regel ältere Menschen erkranken jährlich bei uns an einer Polycythaemia vera, die man auch als chronischen Blutkrebs bezeichnet, bei welchem die Bildung von neuen Blutzellen im Knochenmark gestört ist.
Die gefährliche bzw. bedrohliche Erkrankung hat ihre Ursache in einer genetischen Veränderung der blutbildenden Zellen und kann einen tödlichen Herzinfarkt, Schlaganfall, Thrombosen oder eine Lungenembolie auslösen. Als Auslöser hat man die Tatsache identifiziert, dass durch immer mehr enthaltene rote Blutkörperchen und damit feste Bestandteile (Hämatokrit) das Blut dicker und zähflüssiger wird. Bei einem Hämatokrit-Wert über 45% erhöht sich die Gefahr eines Blutgerinnsels stark.
Die mit der Krankheit einhergehenden Symptome sind von Patient zu Patient unterschiedlich, zu den häufigsten zählen mit über 90 % chronische Müdigkeit und starker Juckreiz (65 %). Mit der Müdigkeit treten auch Abgeschlagenheit, Konzentrationsschwäche und Antriebsarmut auf. Alle diese Symptome beeinträchtigen natürlich die Lebensqualität der Betroffenen mehr oder weniger stark.
Da die Symptome der Polycythamea vera häufig auch bei anderen Erkrankungen auftreten, lässt sich die Krankheit anfangs oft nur schwer richtig deuten. Denn Nachtschweiß, Juckreiz oder Kopfschmerzen etc. treten auch bei anderen Erkrankungen auf. Betroffene gehen auch wegen Durchblutungsstörungen oder plötzlichen Hautrötungen zum Arzt, ohne auch nur im geringsten an diese seltene Krankheit zu denken bzw. sie überhaupt zu kennen. Meist wird sich diagnostiziert, wenn die erhobenen Blutwerte Unregelmäßigkeiten aufweisen.
Neben dem altüberlieferten Aderlass zur Senkung des Hämatokritwertes oder der Gabe von ASS zur Blutverdünnung werden, meist nach einer aufgetretenen Thrombose, als milde Chemotherapie zytoreduktive Medikamente verabreicht. JAK-Hemmer zählen hingegen zu den zielgerichteten Medikamenten und senken nicht nur das Hämatokrit, sondern beugen auch dem krankheitsbedingten Juckreiz bzw. der gefürchteten Fatigue (Müdigkeit) vor.
Erhält man die Diagnose Polycythaemia vera können sich Betroffene und Angehörige bei der Selbsthilfe-Initiative www.mpn-netzwerk.de oder www.lebens-mit-pv.de wertvolle Tipps und Informationen holen.