Prokrastination oder die Unfähigkeit Dinge sofort zu erledigen
Autor:in: SvL • Datum: 07.10.2024
Nicht alles erledigt man wirklich gerne, schiebt man es jedoch unbegrenzt vor sich her, dass negative Folgen drohen, zeigt es von einem ernsthaften Problem der Selbststeuerung
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Nein, Sie brauchen den Begriff jetzt nicht zu googeln, und damit endlich einen Grund zu haben, eine anstehende unangenehme Tätigkeiten aufzuschieben, statt sie zu erledigen. Wie die Uni-Münster, die übrigens eine Prokrastinations-Ambulanz besitzt, in einer Studie zeigt, verfügen nur 2 % der Menschen über die Gabe, niemals etwas aufzuschieben. Sie sehen also, Sie befinden sich in guter Gesellschaft. Prokrastination ist in aller Regel ein erlerntes Verhalten. Und diese angeeignete Unfähigkeit der eigenen Selbststeuerung lässt sich auch wieder verlernen!
Allerdings sollte man es nicht auf die leichte Schulter nehmen. Was man persönlich gerne als Faulheit oder Antriebslosigkeit definiert, kann durchaus ein ernstzunehmendes Problem werden. Denn, so die Uni Münster, “bei manchen Personen nimmt das Aufschieben jedoch ein solches Ausmaß an, dass die Betroffenen erheblich darunter leiden und dass schwerwiegende negative Folgen drohen, z. B. der Abbruch einer Ausbildung oder berufliches Scheitern …”. Ob harmlos oder nicht, die Grenzen sind bei Prokrastination mehr als eng und nicht immer leicht erkennbar. Aber, Prokrastination kann auch Teil einer psychischen Störung sein. Dazu zählen Depression, Angststörung oder der Aufmerksamkeitdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Hilfreich bei der Findung, ob es sich um ein behandlungsbedürftiges psychisches Problem handelt, sind standardisierte Fragebögen und Selbsttests. In solchen Fällen ist die Behandlung .
Bekannte Ursachen der Prokrastination
- Perfektionismus: Wenn man eine Aufgabe als zu groß oder schwierig empfindet, neigt man dazu, sie zu vermeiden, aus Angst, sie nicht perfekt auszuführen.
- Fehlende Motivation: Wenn die Aufgabe langweilig oder wenig reizvoll erscheint, fällt es schwer, sich darauf zu konzentrieren.
- Zeitmanagement-Probleme: Menschen, die Schwierigkeiten haben, ihre Zeit effektiv zu organisieren, schieben oft Aufgaben auf, weil sie nicht wissen, wo sie anfangen sollen.
- Angst vor Versagen: Die Sorge, nicht gut genug zu sein, kann dazu führen, dass man eine Aufgabe vermeidet, um negative Gefühle zu umgehen.
- Ablenkungen: Moderne Technologien wie Smartphones und soziale Medien bieten ständige Ablenkungen, die es leicht machen, die eigentliche Arbeit zu ignorieren.
Negative Auswirkungen
- Geringere Produktivität: Aufgaben werden oft erst in letzter Minute oder gar nicht erledigt.
- Stress und Angst: Das Aufschieben führt zu Druck, da man weniger Zeit hat, um eine Aufgabe zu erledigen, was wiederum zu erhöhtem Stress führen kann.
- Qualität der Arbeit: Eilig durchgeführte Aufgaben führen oft zu minderwertigen Ergebnissen.
- Vermindertes Selbstwertgefühl: Wiederholtes Scheitern an Aufgaben kann das Selbstvertrauen beeinträchtigen.
Tipps zur Vermeidung
- Aufgaben in kleinere Schritte unterteilen: Eine (für den Betroffenen) große Aufgabe kann niederdrückend wirken. Teilt man sie jedoch in kleinere, handhabbare Schritte, erscheint sie weniger unlösbar. Jeder abgeschlossene Schritt gibt ein Gefühl der Erfüllung, was motivierend wirkt.
- Prioritäten setzen: Wichtige Aufgaben sollten stets Vorrang haben. Die Methode der Eisenhower-Matrix kann dabei helfen, Aufgaben nach ihrer Dringlichkeit und Wichtigkeit zu sortieren, sodass man sich zuerst auf die wirklich relevanten Aufgaben konzentriert.
- Zeitmanagement verbessern: Techniken wie die Pomodoro-Technik (25 Minuten konzentriertes Arbeiten, gefolgt von 5 Minuten Pause) helfen dabei, fokussiert zu bleiben. Auch das Setzen von realistischen Deadlines für jede Teilaufgabe kann die Produktivität steigern.
- Ablenkungen minimieren: Eine
Umgebung ohne Ablenkungen ist entscheidend zur Erledigung. Smartphone während der Arbeitszeit auf „Nicht stören“ stellen und/oder außer Reichweite legen
- Belohnungen setzen: Kleine Belohnungen nach erledigten Aufgaben dienen als Anreiz. Das kann etwas Einfaches sein wie eine kurze Pause, ein Snack oder eine kurze Unterhaltung.
- Selbstreflexion und Akzeptanz:
Bereits das Erkennen des eigenen Aufschiebeverhaltens kann helfen, dieses zu überwinden. Dazu zählt auch das Akzeptieren Fehler zu machen. Häufig ist das Bedürfnis nach Perfektion der Hauptgrund für das Aufschieben von Aufgaben.
- Verbindlichkeit schaffen: Das Setzen von Zielen in der Öffentlichkeit oder das Teilen von Aufgaben mit Freunden oder Kollegen kann die Verbindlichkeit erhöhen. Wenn andere Menschen von den Zielen wissen, entsteht ein zusätzlicher sozialer Druck, der das Einhalten der Deadlines unterstützt.
Fazit
Wer die Ursachen erkennt, sich selbst ein gesundes Selbstbewusstsein aneignet und die richtige Balance zwischen Arbeit und Erholung findet, ist auch in der Lage eigene Fehler zu akzeptieren und an ihrer Behebung zu arbeiten. Fühlt man sich dazu allein aber nicht in der Lage, ist es sinnvoll sich unterstützende (professionelle) Hilfe von außen zu holen.
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