In der Bundesrepublik Deutschland leiden rund 1,6 Millionen Menschen an Gicht. Unter der Vorstufe, der von Medizinern als Hyperurikämie bezeichneten erhöhten Harnsäuremenge im Blut, leidet jeder Fünfte in der westlichen Welt. Hyperurikämie und Gicht sind ernährungsmitbedingte Krankheiten. Heute ist die Hyperurikämie die zweithäufigste Stoffwechselstörung in Deutschland. In Bayern litten 1989 knapp 30 Prozent der Männer, aber nur drei Prozent der Frauen an Hyperurikämie, denn Frauen sind bis zu den Wechseljahren vor der Gicht weitgehend geschützt. Eine purinarme Ernährungsweise und eine medikamentöse Therapie ergänzen sich bei der erfolgreichen Behandlung von Hyperurikämie und Gicht.
Unter Gicht versteht der Mediziner gewisse Veränderungen als Folge von Stoffwechselstörungen, die in erster Linie den Purinstoffwechsel betreffen. Früher war die Gicht eine Krankheit der Reichen und Schlemmer. Unter ihr litten beispielsweise Michelangelo, Karl der Große, Ludwig der XIVte, Casanova, Winston Churchill, Gerd Fröbe oder Franz Josef Strauss.
Zur Hyperurikämie kommt es, wenn der Körper die aus Purinen stammende Harnsäure nicht ausreichend ausscheiden kann. Purine kommen vor allem in tierischen Nahrungsmitteln vor. Aus ihnen entsteht im Organismus Harnsäure, und ein hoher Harnsäurespiegel führt zum Gichtanfall. Normal ist der Harnsäurespiegel im Serum bis zu 5,5 mg/dl bei Frauen und 6,4 mg/dl bei Männern. Von einer Hyperurikämie spricht der Mediziner, wenn der Harnsäurespiegel über 6,4 mg/dl liegt. Ab einem Harnsäurespiegel von 9 bis 10 mg/dl ist in den meisten Fällen mit einem akuten Gichtanfall zu rechnen.
Zum schmerzhaften akuten Gichtanfall kommt es oft nach üppigem Essen mit viel Fleisch und/oder übermäßigem Alkoholkonsum. Daher sind Karneval oder Fasching auch als “Gichthochzeit” bekannt. Menschen, die unter Hyperurikämie und Gicht leiden, müssen sich harnsäurearm (300 bis 500 mg Harnsäure täglich) ernähren und auf Alkohol verzichten, aber reichlich trinken (2,5 Liter). Alkohol verhindert die Harnsäureausscheidung. Purinreiche Lebensmittel sind Fleisch, Wurst, Fleischbrühe, Innereien, Sojaprodukte, Sprotten, Sardinen, Haut von Geflügel und Fisch sowie Bier. Im Rahmen einer purinarmen Ernährung sollte der täglich Fleisch- und Wurstkonsum 100 Gramm nicht überschreiten. Da Milchprodukte keine Purine enthalten, bietet es sich an, anstatt Wurst Käse zu essen.
Gicht