Für die Bildung von Vitamin D ist Sonnenlicht notwendig, was dazu führt, dass viele Menschen gerade im Winter unter Vitamin-D-Mangel leiden. Doch auch die Verbindung zahlreicher Erkrankungen in Verbindung mit einem Vitamin D-Mangels ist längst belegt. Einige Krebserkrankungen, wie z. B. Brustkrebs, oder ein erhöhtes Herzinfarktrisiko gehen beispielsweise mit einem Vitamin-D-Mangel einher. Auch auf den Krankheitsverlauf von Asthma hat Vitamin D einen Einfluss.
Ein mexikanisches Forscherteam ging der Frage nach, ob ein direkter Zusammenhang zwischen einem Vitamin-D-Mangel und der koronaren Herzkrankheit (KHK) besteht. Hierzu sammelten sie Daten von 250 KHK-Patienten und 250 Kontrollpersonen, die in Bezug auf Alter, Geschlecht und Gewichtsklasse (bestimmt durch den Body Mass Index, kurz BMI) mit den Patienten übereinstimmten. Die Studienteilnehmer waren durchschnittlich 53 Jahre alt und hatten im Durchschnitt einen BMI von 28 kg/m2. Es wurden Daten zu ihrer Medikamenteneinnahme, ihrer körperlichen Aktivität, ihrem Alkoholkonsum, ihrem Rauchverhalten und ihrer Vitamin-D-Zufuhr erfasst. Außerdem wurde die Vitamin-D-Versorgung über den Blutspiegel von 25(OH)D bestimmt. 25(OH)D ist ein Rohstoff für Vitamin D und kann im Blut gemessen werden. Durch die Analyse der Daten stellten die Forscher fest, dass die Kontrollpersonen häufiger einen Vitamin-D-Mangel aufwiesen als die KHK-Patienten. So hatten 21 % der Teilnehmer der Kontrollgruppe einen Vitamin-D-Mangel, während es bei 16 % der Patienten der Fall war. Eine direkte Beziehung zwischen einem Vitamin-D-Mangel und der Erkrankung an KHK konnte jedoch nicht festgestellt werden. Vielmehr führten die Verwendung von cholesterinsenkenden Statinen, die standardmäßig zur Behandlung von KHK-Patienten eingesetzt werden, und der Verzicht auf Alkohol zu einer Erhöhung der 25(OH)D-Konzentration.
Es konnte somit kein direkter Zusammenhang zwischen einem Vitamin-D-Mangel und der Erkrankung an KHK festgestellt werden. Die höheren 25(OH)D-Werte im Blut von KHK-Patienten sind vermutlich auf die Einnahme von Statinen und auf den Verzicht von Alkohol zurückzuführen. In einer anderen Studie wurde gezeigt, dass niedrige 25(OH)D-Konzentrationen das Risiko für KHK erhöhen (Studie von Brøndum-Jacobsen und Kollegen, 2012 in der medizinischen Fachzeitschrift Arteriosclerosis, thrombosis, and vascular biology veröffentlicht). Weitere Studien wären hilfreich, um diese auf den ersten Blick widersprüchlichen Ergebnisse aufzuklären.