In ganz Südostasien gelten die grünen, geschmacklich etwas gewöhnungsbedürftigen Seegurken als absolute Delikatesse unter den Meeresfrüchten. Doch die stachelhäutigen Holothurien sind nicht nur beliebt, sondern vor allem für Diabetiker sehr gesund. Dies lässt uns die Universität von Südaustralien wissen. Deren Forscher haben herausgefunden, dass Seegurken auch eine wichtige Zutat bei der Vorbeugung von Diabetes sind.
Bei der Erforschung der medizinischen Eigenschaften von Seegurken (Holothuria scabra) fanden sie heraus, dass verarbeitete getrocknete Seegurken mit Salzextrakten eine AGE-Verbindung hemmen können, die mit einem erhöhten Diabetesrisiko verbunden ist, und so die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung verringern.
Dies ist eine kleine Sensation, denn bis heute kennt man kein kommerziell erhältliches therapeutisches Mittel, das die Bildung dieser Verbindung namens Advanced Glycation End Product (AGE) hemmt.
AGE’s entstehen, wenn sich Proteine und/oder Fette mit Zucker im Blutkreislauf verbinden. Wenn sie in hohen Mengen angereichert werden, verstärken sie diabetische Komplikationen, einschließlich Herzerkrankungen, Alzheimer, Parkinson, Nierenerkrankungen und Krebs.
Die australischen Forscher sind sich einig darüber, dass getrocknete und gesalzene Seegurken diese AGE’s, die vor allem aus Fruktose und Galaktose, aber auch Glukose bestehen, wirkungsvoll hemmen und somit dem Diabetes entgegenwirken können. Was man mit Sicherheit weiß, ist die Tatsache, dass eine Anhäufung von AGE’s mit Komplikationen bei Typ-2-Diabetes verbunden ist. Strategien zur Vorbeugung können daher das Risiko zur Entwicklung diabetischer Typ 2 Komplikationen verringern.
Allein in Australien leiden fast 1,3 Millionen Menschen an Typ-2-Diabetes, weltweit dürfte die halbe Milliarde demnächst erreicht werden. Diese erschreckenden Zahlen sind auch dem ungebremsten Wachstum von Adipositas-Erkrankungen geschuldet. Dabei könnten rund 60 Prozent aller Fälle von Typ-2-Diabetes alleine schon durch eine Umstellung der Ernährung und des Lebensstils verzögert oder verhindert werden. Der australische Molekularbiologe Permal Deo erklärt dazu: „Biologisch aktive neuartige Verbindungen in Heilpflanzen und Lebensmitteln sind potenzielle Therapeutika zur Vorbeugung diabetischer Komplikationen. Seegurken haben bekanntermaßen eine Reihe therapeutischer Eigenschaften, darunter entzündungshemmende und antioxidative Eigenschaften, daher wollten wir ihre bioaktiven Verbindungen als AGE-Hemmer untersuchen. Wir haben herausgefunden, dass verarbeitete getrocknete Seegurken mit Salzextrakten und Kollagen AGE’s erheblich hemmen können, indem sie eine Reihe zuckerbezogener Metaboliten im Körper senken und das Diabetesrisiko verringern. Diese Ergebnisse liefern fundierte Beweise dafür, dass Seegurken als funktionelles Lebensmittelprodukt entwickelt werden könnten, um den Ausbruch von Diabetes und diabetischen Komplikationen zu bekämpfen.“
Dabei ist dieses Wissen um die heilende Wirkung der gallertartigen Seegurken so neu nicht. Denn in Asien kennt man ihre Vorteile schon länger und nennt sie deshalb auch „Hai Shen“, was man in etwa mit Meeresginseng übersetzen kann. In der TCM wird Ginseng u.a. als Stärkungs- und Kräftigungsmittel bei Müdigkeits- und Schwächegefühlen angewandt. Auch haben frühere Studien bereits Aufschluss darüber gegeben, dass die dem Seestern ähnlichen Seegurken das Blut verdünnen, den Blutdruck senken und entzündungshemmende, antioxidative, krebshemmende und wundheilende Eigenschaften aufweisen.
Cook it, dry it, salt it, lautete daher die Devise der australischen Forscher und getreu dem Motto haben sie bei ihren Versuchen die Seegurkenart Holothuria scabra gekocht, dann getrocknet und anschließend gesalzen oder ungesalzen in die Sonne gelegt, um die Seegurke anschließend zu Pulver zu vermahlen. Dieses wurde mit Kollagen versetzt, das sie aus den Seegurken extrahierten. Das Ergebnis war erstaunlich: Die sonnengetrockneten, gesalzenen Seegurken plus Kollagen reduzierten eine Reihe jener Metaboliten, die für Diabetes verantwortlichen sind am stärksten und verringerten so das Diabetesrisiko nachhaltig.
Bleibt abzuwarten wie lange es dauert, bis die Forschungskenntnisse auch für die Behandlung von Diabetikern Typ 2 umgesetzt werden können.
Interessante Meldungen rund um das Thema Diabetes findet man hier