Während die Windpocken eine typische, aber hoch ansteckende Kinderkrankheit sind, tritt eine Gürtelrose (Herpes Zoster) häufig im Erwachsenenalter auf. Beide werden jedoch von ein und demselben Virus ausgelöst: dem Varicella-Zoster-Virus (VZV). In den letzten Jahren wurde zunehmend untersucht, ob eine Reaktivierung des Virus im späteren Leben, zum Beispiel durch eine Gürtelrose, das Risiko für die Entwicklung von Demenz erhöhen könnte.
Nach einer durchgemachten Windpocken-Infektion verbleibt das VZV lebenslang im Nervensystem, speziell in den Nervenganglien. Dort verweilt es in einer latenten Phase, kann aber unter bestimmten Umständen, wie beispielsweise bei einem geschwächten Immunsystem, jederzeit wieder aktiv werden. Man nennt diesen Prozess Reaktivierung, der dann wiederum zur Gürtelrose führt, die nicht nur äußerst schmerzhaft ist, sondern auch neurologische Komplikationen mit sich bringen kann. In diesem Zusammenhang zeigen neuere Studien einen möglichen Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für neurodegenerative Erkrankungen. Schon seit längerem ist bekannt, dass chronische Entzündungen ein bekannter Risikofaktor für die Entwicklung von neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer sind. Es wird vermutet, dass die durch VZV ausgelösten Entzündungen langfristige Schäden im Gehirn verursachen könnten, die zur Entwicklung von Demenz beitragen.
Auch gibt es Hinweise darauf, dass VZV das Gehirn direkt infizieren und schädigen und daher kognitive Funktionen beeinträchtigen und das Risiko für Demenz erhöhen.
Der genaue Mechanismus ist noch unklar, aber es wird vermutet, dass die virale Reaktivierung und die damit verbundenen Entzündungen eine Rolle spielen. So kann eine Gürtelrose nicht nur zu akuten neurologischen Symptomen führen, sondern auch langfristige kognitive Beeinträchtigungen verursachen. Studien haben gezeigt, dass Menschen nach einer Gürtelrose häufiger an Gedächtnisstörungen und anderen kognitiven Problemen leiden.
Angenommen wird auch, dass die Auswirkungen von VZV in Kombination mit anderen Risikofaktoren wie genetischer Veranlagung, Alter oder anderen Infektionen das Risiko für die Entwicklung von Demenz weiter erhöhen. So kann eine VZV-Reaktivierung Gefäße schädigen und die Amyloiddeposition im Gehirn beschleunigen, “und somit das Risiko für eine vaskuläre Demenz sowie eine Alzheimerdemenz gut erklären”.
Der schon lange vorhandene Zoster-Impfstoff könnte nicht nur gegen Gürtelrose schützen, sondern auch einen indirekten Schutz gegen das erhöhte Demenzrisiko bieten. Wie neue Untersuchungen vermuten lassen, erkranken geimpfte Personen seltener an Demenz. Die Annahme, dass eine Prävention der VZV-Reaktivierung auch das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen senken könnte, ist daher berechtigt. Allerdings bedarf es dazu weiterer Forschung, um diesen Zusammenhang besser zu verstehen und entsprechende Gesundheitsstrategien zu entwickeln.
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