Der Vestibularapparat, auch Gleichgewichtsorgan genannt, liegt zwar im Innenohr, kommuniziert mit uns aber viel mehr über die Augen, als über die Ohren. Gerät es aus dem Takt, kann dies vielerlei Ursachen haben. Lagerungs- oder Drehschwindel sind die bekanntesten Arten und gelten als benigne (gutartige), aber durchaus anfallsweise (paraproxymal) auftretende Erkrankungen. Ausgelöst wird der für Betroffene meist unangnehme Schwindel, auch als Vertigo bezeichnet, durch die kalkartige Ablösung sogenannter Otolithen, welche in die Bogengänge im Ohr gelangen und so den Schwindelanfall hervorrufen. In aller Regel tritt der meist nur Sekunden dauernde Schwindelanfall im Liegen auf und endet ebenso schnell wieder wie er gekommen ist.
Ohrensteine verlagern sind normalerweise erst mit zunehmendem Alter. Mitunter ist bei Betroffenen auch ein Unfall mit Kopfverletzung, der durchaus viele Jahre zurück liegen kann, die auslösende Ursache. Entsteht eine Schwindelattacke ausschließlich beim Liegen, kann in aller Regel ein Kreislaufproblem ausgeschlossen werden. Dennoch ist eine ärztliche Abklärung geboten, da in sehr selten Fällen auch Augen-, Innenohr oder Gehirn-Erkrankungen die Verursacher sein können.
Dreh- und/oder Schwankschwindel wird häufig durch schnelles Verdrehen, Bücken oder Aufrichten vom Kopf verursacht und erinnert Betroffene an eine viel zu schnelle Karussellfahrt oder eine sehr stürmische Seereise. Eine weitere, mögliche Ursache ist die sogenannte Menière-Krankheit (Morbus Menière), ausgelöst durch eine zu starke Bildung von Lymphflüssigkeit im Innenohr, kann sie u.U. auch die Hörfähigkeit beeinträchtigen. Schon seit Jahren beobachten HNO-Ärzte, dass Schwindelanfälle häufig auch durch seelische Belastbarkeit ausgelöst werden. Wer im Leben buchstäblich den Boden unter den Füßen zu verlieren glaubt, wer mit Stress, Sorgen und Angst zu kämpften hat, muss bei häufiger auftretenden Gleichgewichtsstörungen auch einen psychogenen Schwindel als Auslöser in Betracht ziehen.
Vestibulärer Schwindel tritt unter zahlreichen Bezeichnungen häufig mit Übelkeit bis hin zum Erbrechen, Schweißausbrüchen , hohem Puls und/oder Herzrasen auf.
Wird ein gutartiger Lagerungsschwindel vom HNO-Arzt vermutet, wendet er als Provokationsmanöver die Dix-Hallpike-Lagerungsprobe am Patienten an. Sie ruft Schwindel, durch schnelles zur Seite drehen des Kopfes, gezielt hervor und es kommt begleitend zu Schwindgefühlen und einem Nystagmus (Augenzittern).
Sowohl Lagerungs- als auch Drehschwindel kann man durch gezielte Übungen behandeln und so die losgelösten Steinchen wieder zurück in die richtige Position bringen.
Viele weiterführende Informationen gibt es z.B. beim Deutschen Schwindel- und Gleichgewichtszentrum oder in speziellen Schwindelambulanzen.