Nein, diese Behauptungen stimmen natürlich nicht so, trotzdem ist die Suche nach dem richtigen Maß bei Zucker nicht ganz einfach. Nachgegangen sind all diesen Fragen die beiden Ernährungswissenschaftlerinnen Dr. Brigitte Bäuerlein und Irmingard Dexheimer, die dafür zahlreiche aktuelle wissenschaftliche Studien ausgewertet haben.
Zucker verringert die Wachsamkeit innerhalb der ersten Stunde nach dem Verzehr und macht innerhalb der nächsten halben Stunde nach Verzehr müde. Das zumindest zeigt eine große Studienauswertung, an der unter anderem die Humboldt-Universität zu Berlin beteiligt war. Forschende nahmen dafür 31 Studien mit insgesamt 1259 Teilnehmenden unter die Lupe.„Ob wir mit hilfe von Traubenzucker besser Vokabeln lernen oder andere kognitive Leistungen erzielen,istso gesehen eher fraglich“,erklären die Autorinnen. Und wie steht es mit der Annahme, Traubenzucker helfe dem Gedächtnis auf die Sprünge? „Unser Gehirn braucht keinen Extra-Energieboost. Denn unsere grauen Zellenbedienen sich rund um die Uhr aus dem Zuckerpool des Körpers, sodass sie stets ausreichend mit dem Brennstoff Glukose versorgt sind“, so Dexheimer und Bäuerlein. „Brain first heißt die Devise unseres Gehirns. Wissenschaftler bezeichnen es deshalb auch als Selfish Brain.“
Nein, diese Behauptungen stimmen natürlich nicht so, trotzdem ist die Suche nach dem richtigen Maß bei Zucker nicht ganz einfach. Nachgegangen sind all diesen Fragen die beiden Ernährungswissenschaftlerinnen Dr. Brigitte Bäuerlein und Irmingard Dexheimer, die dafür zahlreiche aktuelle wissenschaftliche Studien ausgewertet haben.
Im vergangenen Jahr hatten Kinder und Jugendliche in Deutschland bereits am 11. August so viel Zucker konsumiert, wie eigentlich für ein ganzes Jahr empfohlen wird. Die Organisation foodwatch hat deshalb den Tag zum „Kinder- Überzuckerungstag“ ausgerufen. Fachorganisationen wie die WHO oder die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) empfehlen, dass Minderjährige maximal zehn Prozent der täglichen Energiezufuhr durch Zucker aufnehmen sollten, bei Erwachsenen sind es nicht mehr als 50 Gramm Zucker täglich. Denn ein übermäßiger Konsum von Zucker wirkt sich negativ auf unseren Körper aus: Übergewicht, Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder eine nicht- alkoholische Fettleber können die Folge sein. Zucker trägt beispielsweise auch dazu bei, dass unsere Haut schneller altert. Infolge eines erhöhten Blutzucker- spiegels entstehen mehr Protein-Zucker-Komplexe. Diese schaden der Zell- funktion von Kollagen, das in den Gefäßwänden und der Haut vorkommt. Die Haut verliert ihre Elastizität. Zudem steht Zucker im Verdacht, Demenzerkrankungen oder Depressionen zu begünstigen.
Für ihr Buch Der Zucker-Kompass stellen die Autorinnen den aktuellen Wissenschafts- stand zum Thema Zucker vor. Die Studien des Neurowissenschaftlers Charles S. Zuker zur Darm-Hirn-Achse erklären zum Beispiel, warum Zucker so besonders ist: Erfand heraus, dass nicht nur die Sinneszellen im Mund bei zuckerhaltigen Speisen Meldung an unser Gehirn machen, sondern auch der Darm. Bei Experimenten mit Mäusen zeigte sich, dass allein dieses Signal aus dem Darm ein Verlange nach mehr Süßem auslöste. „Die Ergebnisse helfen uns zu verstehen, wie unser Gehirn und unser Körper sich über die Jahrtausende hinweg entwickelten – einzig auf das Ziel ausgerichtet, Zucker ausfindig zu machen. Denn in unseren Steinzeit-Genen ist fest verankert: Was nach Kochsalz, Proteinen oder Zucker schmeckt, ist ein gutes Nahrungsmittel“, so die Autorinnen. Die Darm-Hirn-Achse erkläre auch, warum Süßstoffe Süßgelüste nicht vollständig befriedigen können: Das Signal vom Darm ans Hirn gibt es nur für Zucker und anscheinend nicht für Süßstoffe.
Neben den aktuellen Studienergebnissen findenLeser*innen Informationen zu Zuckeralternativen und neuen Zuckerarten. Außerdem gehen die Autorinnen der Frage nach, wie es gelingen kann, dass die Menschen weniger Zucker essen: Liegt die Lösung in jedem selbst oder brauchen wir staatliche Maßnahmen?
Gut zu wissen: Hitliste der Zuckerzufuhr: Das Ranking unserer wichtigsten Zuckerquellen führen Süßigkeiten an, gefolgt von Säften, Milchprodukten, Limonaden, Gebäck und Kuchen sowie den beliebten Frühstückscerealien.Dabei brauchen wir den Zucker gar nicht, denn unser Körper kann ihn selbst herstellen. Problematisch für unsere Gesundheit sind gelöste Zucker aus Softdrinks, Fruchtsäften und Smoothies. Diese sättigen nicht und Studien zeigen, dass Kalorien aus flüssigem Zucker nicht vollständig durch feste Nahrung eingespart werden. Die Folgen: Übergewicht, Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck. Übrigens sind die vielfach gehypten Varianten aus Agavendicksaft, Kokosblüten, Honig und Co. keine bessere Wahl – auch diese bestehen hauptsächlich aus Zucker.
Das Buch Der Zucker-Kompass finden Sie hier und können es auch gleich bestellen!
Quelle: TRIAS Online-Pressekonferenz, 21.10.21