DMSO (Dimethylsulfoxid ), geruchlos, farblos und hilft gegen fast alle Gelenk-Wehwehchen, kann aber auch als Lösungsmittel genutzt werden! Denn Dimethylsulfoxid ist, laut Wikipedia, ein organisches Lösungsmittel aus der Verbindungsklasse der Sulfoxide. Und DMSO gibt es nicht erst seit gestern, es ist sozusagen die Lösung aus Oma Arzneischränkchen! Denn ich kann mich an Zeiten erinnern, als kein einziger der sportbegeisterten Freunde einen Schritt außer Haus tat, ohne eine Salbe für die schnelle Behandlung von Verstauchungen, Zerrungen, blauen Flecken und sonstigen Schmerzen am Bewegungsapparat einzupacken. Neben bekannten Substanzen enthielten die Tuben einen Stoff, den niemand so recht kannte: DMSO. Und laut den Aussagen der Anwender konnten Tennismatches, oder Fußballspiele oder sonstige Freizeitaktivitäten nur dann fortgesetzt werden, wenn die Salbe oder das Gel neben anderen Wirksubstanzen auch diesen Stoff, nämlich DMSO, enthielt.
Wie schon eingangs für alle Schnellleser erwähnt, ist DMSO die Abkürzung von Dimethylsulfoxid, einer organischen Schwefelverbindung, die als Nebenprodukt bei der Zellstoffherstellung aus Holz entsteht. Entdeckt wurde es 1866 und Anfang der 1960er Jahre erstmals am Menschen angewendet. 1965 verbot die FDA (Federal Drug an Food Agency, amerikanische Zulassungsbehörde) den Verkauf des Stoffes. In Europa sah man es allerdings anders: Denn hier wurde DMSO in der Schweiz 1973 und in Deutschland 1978 zugelassen.
DMSO dringt durch Zellwände der Haut, aber auch anderer Organe und kann damit als Trägersubstanz, bzw. Transportmittel, für eine ganze Reihe von Arzneimitteln verwendet werden, um diese in das Zellinnere zu schleusen. Hier begünstig es ihre Aufnahme und Wirkung, ohne dass man auf höhere Mengen der Arzneistoffe zugreifen müsste. Gerade in akuten (Not-)Situationen, macht die Kombination mit DMSO Sinn, denn eine geringere Menge an z.B. Antirheumatika oder Chemotherapeutika reduziert natürlich auch das Risiko von Nebenwirkungen.
Doch DMSO ist nicht nur Trägersubstanz, es verfügt auch selbst über eigene pharmakologische Wirkungen, wobei diese zum Großteil wohl seinem Abbauprodukt MSM (Methylsulfonylmethan) geschuldet sind. Weil es nun einerseits Wirkstoffe in die Zelle einbringt und andererseits selbst Wirkungen aufweist, kann und wird DMSO bei einer Vielzahl von Indikationen angewendet.
Da sind zum einen seine antiphlogistischen, schmerzlindernden und abschwellenden Eigenschaften, aufgrund derer es vielfach zur perkutanen Behandlung lokaler Schmerzzustände, Schwellungen, Verstauchungen und Entzündungen bei und nach Sportverletzungen oder rheumatischen Beschwerden verwendet wird. Bei Schleimbeutelentzündungen, Arthrose und Arthritis, die mit starken Schmerzen und Schwellungen einhergehen, kann mit DMSO eine schnelle Besserung erreicht werden. Selbst bei Morbus Sudeck oder Taubheit in den Fußsohlen bei Polyneuropathie konnten positive Ergebnisse erreicht werden.
Der Wirkmechanismus von DMSO ist bis heute allerdings nicht genau geklärt. Es wird angenommen, dass seine entzündungshemmende Wirkung auf eine Inaktivierung bestimmter Radikale, die bevorzugt bei Entzündungen gebildet werden, zurückzuführen ist. Und diese Wirkung hat wohl auch die FDA überzeugt – es wurde zur Behandlung der chronischen Blasenentzündung zugelassen.
Neben diesen eigenen Wirkungen, soll nicht vergessen werden, dass DMSO als Trägersubstanz Medikamente in die Zellen einbringen kann, wo sie dann ihre Wirkung entfalten. So konnte eine Kombination aus DMSO mit dem Zytostatikum 5-Fluoruracil in der Therapie bei Warzen bessere Ergebnisse erzielen, als die Gabe von 5-Fluoruracil allein.
In der Kombination mit Heparin, verstärkt DMSO das Eindringen von Heparin ins Unterhautgewebe. Damit können stumpfe Verletzungen und Blutergüsse schneller abheilen, denn Heparin wirkt der Blutgerinnung entgegen und verbessert auf diese Weise die Rückbildung von Blutergüssen. Es ist einer der Gründe, warum Sportsalben und –gele, die DMSO enthalten, so beliebt sind bei Sportlern.
Die Therapie mit DMSO gilt als unkompliziert, sowohl äußerlich in Form von Cremes oder Salben oder innerlich durch Spritzen oder durch orale Einnahme von Tropfen. Und es wäre zu schön, könnte ich nun auch berichten, dass es keine Nebenwirkungen gibt. Aber die gibt es, und eine der wohl bekanntesten ist der knoblauchartige Geschmack und ein nach Knoblauch riechender Atem, selbst kurze Zeit nach Auftragen auf die Haut. Aber das beweist ja, wie schnell DMSO die Hautbarriere überwindet und selbst oder zusammen mit einer beigefügten Substanz an den Ort des Geschehen gelangt.
DMSO ist beileibe kein Wundermittel. Es ist seine besondere Wirkweise, die es auszeichnet: seine Trägerfunktion für andere Medikamente und seine „türöffnende“ Wirkung, für sich selbst und für seine mitgebrachten Arzneien. Diese Doppeleigenschaft Hilfsmittel und Wirkstoff gleichermaßen, machen DMSO zu einer faszinierend Substanz, mit vielen Möglichkeiten in der Medizin.