Es passiert schnell, und hat doch schwerwiegende Folgen. Die rund 300.000 Augenverletzungen im Jahr gehen in den allermeisten Fällen auf Freizeitaktivitäten und Unachtsamkeit zurück. Denn, wie Experten erklären, 90 % all dieser Unfälle wären mit etwas Vorsicht durchaus vermeidbar gewesen. Positiv an dieser Meldung ist einzig und allein die Tatsache, dass bis zu 95 Prozent der dadurch entstehenden Augenverletzungen leicht sind und meist ambulant behandelt werden können. Doch die restlichen fünf Prozent führen häufig zu einer lebenslangen Behinderung.
„Wie stark die Verletzung Berufsfähigkeit und Privatleben beeinträchtigt, hängt davon ab, wie schnell die Behandlung erfolgt“, erläutert Professor Dr. med. Wolfgang Schrader vom Rotkreuzklinik Würzburg. Deshalb sollten Unfallopfer umgehend einen Augenarzt aufsuchen. Denn nur am Untersuchungsmikroskop kann entschieden werden, ob es sich um eine leichte oder eine ernsthafte Verletzung handelt. Zumal auch eine scheinbar glimpflich verlaufende Augenverletzung noch Jahre später zu Folgekomplikationen wie Grünem Star, Grauem Star oder Netzhautablösung führen kann.
Verätzungen zählen zu den besonders ernsten Verletzungen, bei denen oft noch Jahre später Folgeoperationen nötig sind. Auslöser von Verätzungen sind heute neben Kalk und Natronlauge vor allem Industriereiniger, hochkonzentrierte Waschmittel und hochgiftige Flusssäure, die in Industrie und Wissenschaft Verwendung findet. Bei dieser Art von Verätzungen sind Erstmaßnahmen am Unfallort entscheidend: Krankenwagen rufen und möglicherweise ätzende Partikel mechanisch aus dem Augen entfernen. Dann sofort das Auge ausgiebig mit Wasser spülen, notfalls auch mit Limonade oder Bier. Wenn anschließend das Auge noch 15 Minuten in der Klinik gespült wird, lässst sich die Rate an schweren Verätzungen um 75 Prozent reduzieren.
Während sich noch vor 100 Jahren die meisten Augenverletzungen am Arbeitsplatz ereigneten, passieren Unfälle heute zum überwiegenden Teil bei Freizeitaktivitäten, im Sport oder bei Heimwerkertätigkeiten. Relativ einfache Sicherheitsmaßnahmen könnten dabei 90 Prozent der Augenverletzungen vermeiden helfen. Hilfreich wäre es, wenn Motorbetriebene Geräte, egal ob für die Werkstatt oder den Garten, nur mit geeignetem Augenschutz und Sicherheitshandschuhen verkauft werden würden.
Beim Sport gilt Squash als besonders gefährlich für die Augen, was u. a. am ungünstigen Größenverhältnis des Balls liegt, der nicht am Knochen aufprallt, sondern ungehindert zum Augapfel vordringen kann. Schutzbrillen, wie sie z.B. bei Golf-Turnieren in England oder in den USA zwingend vorgeschrieben sind, könnten viele Verletzungen abwenden. Opfer von Sportverletzungen der Augen sind übrigens zu 75 Prozent Männer.
40 % Kinder und Jugendliche wiederum sind Opfer von Augenverletzungen durch Feuerwerkskörper. Bei Kindern sind meist Knallkörper die Ursache und etwa die Hälfte aller Unfälle durch Böller & Co. trifft Zuschauer und Passanten – also Unbeteiligte.
Rund ein Viertel aller Feuerwerks-Augenverletzungen führen, durch die Kombination von mechanischen, chemischen und thermischen Einwirkungen, zu schweren Oberflächenverletzungen, stumpfen Augenprellungen oder Zerreißungen des Augapfels, die trotz intensiver Therapie nur mit bleibenden Schäden abheilen und bei denen teilweise nur zwanzig Prozent der Sehschärfe erhalten bleiben können.
Augenchirurgie kann heute nicht nur das Augeninnere wiederherstellen, sondern hat auch große Fortschritte bei der Versorgung schwerer Augenverletzungen gemacht. „Noch vor 40 Jahren wurden Augen, die kein Licht mehr wahrnehmen konnten, entfernt“, berichtet Professor Schrader, „heute können wir durch eine sorgfältige Rekonstruktion des Augeninneren, die unter dem Mikroskop mehrere Stunden dauert, sogar wieder ein orientierendes Sehvermögen erreichen.“ Voraussetzung ist, dass die Rekonstruktion innerhalb der ersten 100 Stunden nach der Verletzung vorgenommen wird.
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