Erstmals trat der Begriff “Hörsturz” (vom Englischen “sudden deafness”) in Deutschland Mitte des vorigen Jahrhunderts auf und lange Zeit galt er, neben dem Herzinfarkt, als typisches Kranheitsbild für gestresste Manager. Eines der bekanntesten “Hörsturz-Opfer” war in den siebziger Jahren Dr. Mildred Scheel, die weltweit bekannte Initiatorin der Deutschen Krebshilfe. Im Laufe der letzten 50 Jahre nahm die Verbreitung der Krankheit rasant zu und längst trifft es nicht mehr nur “Manager”, sondern auch ganz normale “Bürger”, die sich, sei es beruflich oder privat, öfter in Stresssituationen befinden.
Der plötzliche Ausfall des Gehörs ist für den Patienten in der Regel ein einschneidendes Erlebnis, denn das damit fast immer einhergehende quälende Hörgeräusch, führt oft zu einer zusätzlichen Belastung. Angesichts der mittlerweile hohen Zahl an Betroffenen sind deshalb differenzierte und wirksame klinische Therapiestrategien von großer Bedeutung.
Beim Hörsturz handelt es sich um eine plötzliche, meist einseitige, Innenohrschwerhörigkeit, die in 80% von einem Ohrgeräusch, aber nur in etwa 30% von einem Schwindelgefühl begleitet wird. Ausgelöst wird ein Hörsturz häufig von einem Infarkt im Innenohr – einer Durchblutungsstörung, die dazu führt, dass die empfindlichen Hörzellen nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt werden. Vermutlich sind regionale Durchblutungsstörungen, in seltenen Fällen auch immunpathologische Prozesse, sowie virale Infektionen und Membranohrrupturen Ursache des Hörsturzes.
Der HNO-Arzt kann den Hörsturz durch Anamnese, Ohrmikroskopie, Tonschwellenaudiogramm und Gleichgewichtsuntersuchung diagnostisch feststellen. Zusätzliche ergänzende Untersuchungen, wie zum Beispiel Sprachaudiometrie, otoakustische Emissionen und Hirnstammaudiometrie sind in vielen Fällen erforderlich, um den Hörsturz von anderen Erkrankungen abzugrenzen, die ebenfalls mit einer Hörminderung einhergehen.
In Deutschland werden jährlich ca. 300.000 Hörsturzpatienten behandelt. Die Behandlung sollte möglichst schnell nach Auftreten des Hörverlustes beginnen, denn dann sind die Heilungschancen am besten. Wird ein Hörsturz nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, ist der Tinnitus – ein permanent anhaltender Pfeifton im Ohr – die häufigste bleibende Spätfolge.
Bei der H.E.L.P.-Apherese werden in einem einmaligen, ambulant durchzuführenden “Waschgang” LDL-Cholesterin, Fibrinogen und Lipoprotein(a) aus dem Blut entfernt. Dadurch wird die Durchblutung kurzfristig verbessert und die Hörfähigkeit des Patienten innerhalb kurzer Zeit wieder hergestellt. Bei vielen Patienten bessert sich das Hörvermögen bereits während der Blutwäsche erheblich. Die Behandlung kann ambulant erfolgen und dauert zirka zwei Stunden. Ein stationärer Krankenhausaufenthalt ist nicht notwendig, sondern der Patient kann nach der Behandlung an einem H.E.L.P.-Zentrum wieder nach Hause gehen und sich in seinem häuslichen Umfeld erholen. Die H.E.L.P.-Apherese stellt somit eine verbesserte Therapieoption mit sehr guten Ergebnissen für die Behandlung des Hörsturzes dar.
Ü ber eine Armvene wird dem Patienten kontinuierlich Blut entnommen und durch einen Plasmafilter geleitet. Dort werden die Blutzellen separiert und dem Patienten sofort wieder zugeführt. Aus dem so gewonnenen Plasma werden mittels Heparin die Lipoprotein-Heparin-Komplexe ausgefällt. Diese werden zum Präzipitatfilter gepumpt und abgetrennt. Dem so gereinigten Plasma wird anschließend mit Hilfe des Heparinadsorbers das überschüssige Heparin entzogen. Bevor das Blut dem Patienten zurückgeleitet wird, wird es wieder vollständig in den physiologischen Ausgangszustand versetzt. In einer “Sitzung”, bei der alle Plasmaveränderungen im extrakorporalen Kreislauf erfolgen und zu 100% reversibel sind, werden rund 3000 ml Blut “gewaschen”. Die Behandlungszeit hängt von Plasmavolumen und -flussrate ab, sie variiert zwischen 80 und 120 Minuten.
Die therapeutischen Indikationen einer regelmäßig wiederholten H.E.L.P.-Behandlung sind schwere familiäre Hypercholesterinämie, koronare Herzerkrankung, arterielle Verschlusskrankheit und Transplantatvaskulopathie. Bei der schweren familiären Hypercholesterinämie, einer vererbten Fettstoffwechselstörung, gibt es kaum eine Alternative zu einer H.E.L.P.-Behandlung. Die Betroffenen haben sehr hohe Cholesterinspiegel und leiden oft schon im Kindesalter unter einsetzender Verkalkung der Herzkranzgefäße.
Weitere Untersuchungen haben gezeigt, dass unter der H.E.L.P.-Therapie innerhalb von vier bis sechs Wochen die Häufigkeit und Intensität von Angina-pectoris-Anfällen deutlich zurückgehen und Patienten mit Durchblutungsstörungen der großen Beingefäße eine längere Gehstrecke schmerzfrei zurücklegen können. Auch Patienten mit diabetisch bedingten Gefäßveränderungen profitieren von der H.E.L.P.-Apherese, indem der Wundbereich besser durchblutet wird und Ulzerationen schon nach wenigen H.E.L.P.-Behandlungen rascher abheilen. Herztransplantierte sind für eine H.E.L.P.-Therapie indiziert, da einer sogenannten Transplantatvaskulopathie, die meist eine Abstoßungsreaktion zur Folge hat, vorgebeugt wird.
Neue Studienergebnisse haben gezeigt, dass eine einmalige H.E.L.P.-Behandlung bei Hörsturz indiziert ist. Andere Indikationen wie Gefäßverschlüsse am Auge, Sepsis und Schlaganfall können ebenfalls von einer Akutintervention durch die H.E.L.P.-Apherese profitieren.
Beim H.E.L.P.-Verfahren kann man bei der Therapie der schweren Fettstoffwechselstörung auf langjährige Erfahrungen zurückblicken. Bis jetzt wurden ca. 200.000 Einzelbehandlungen bei mehr als 900 Patienten durchgeführt. In zahlreichen Studien wurde die klinische Wirksamkeit dieses standardisierten Verfahrens belegt. Neue Forschungsansätze zeigen aufgrund der Verbesserung der Fließeigenschaften des Blutes durch die H.E.L.P.-Therapie vielversprechende Ansätze für dieses Verfahren bei anderen Erkrankungen auf.
Die rasche und effektive Wirkung der H.E.L.P.-Apherese beim Hörsturz konnte jetzt in einer prospektiven, randomisierten Multicenterstudie nachgewiesen werden. Insgesamt 201 Hörsturz-Patienten wurden an den Universitäten Berlin, Bochum, Hamburg und München behandelt, entweder mit einer Blut verdünnenden Infusionstherapie über zehn Tage stationär oder mit einer einmaligen ambulanten H.E.L.P.-Apherese. Es zeigte sich, dass die H.E.L.P.-Apherese der Standard-Infusionstherapie hinsichtlich der Remission (Wiederherstellung des Hörvermögens) sowohl in der Akut- als auch in der langfristigen Therapie überlegen ist: Bei einem Vergleich der mittleren Hörschwellen schnitten Patienten, die mit dem H.E.L.P.-Verfahren behandelt worden waren, besser ab. Nach sechs Wochen war es unter der H.E.L.P.-Methode bei 84% der Patienten zu einer Remission (Infusionstherapie 78%) gekommen. Der Bereich der Sprachwahrnehmung, der für das Wohlbefinden der Patienten besonders entscheidend ist, wurde mit der H.E.L.P.-Apherese rasch und merkbar verbessert. Vor allem Patienten mit erhöhten LDL-Cholesterin- oder Fibrinogen-Werten profitieren von dieser Therapie. Hier war bei der Verbesserung der Hörfähigkeit ein signifikanter Unterschied zugunsten der H.E.L.P.-Apherese festzustellen.
Die verschiedenen Ursachen des Hörsturzes führten zur Entwicklung der unterschiedlichsten Behandlungsmethoden. Allen gemeinsam ist das Ziel, das Hörvermögen des Patienten möglichst schnell wiederherzustellen, das heißt, die Therapie muss umgehend eingeleitet werden.
Ausgehend von der Annahme, dass dem Hörsturz eine Durchblutungsstörung zugrunde liegt, wurden Therapiestrategien zur Verbesserung der Mikrozirkulation in der Kochlea entwickelt. In Deutschland werden hier bevorzugt blutverdünnende bzw. durchblutungsfördernde intravenöse Infusionen verwendet, die das Blut- und damit auch das Herzzeitvolumen vergrößern. Gleichzeitig wird der Hämatokrit gesenkt, wodurch die Fließeigenschaften des Blutes verbessert werden. Die Effektivität dieser Behandlung wird jedoch kontrovers diskutiert.
Auf der Theorie einer Immun-Erkrankung und/oder viralen Genese beruht die intravenöse Gabe von Glukokortikoiden. Man geht davon aus, dass die entzündungshemmende und immunsuppressive Wirkung eine Rolle spielt. Für Kortison liegen positive Studienergebnisse vor.
Hierbei befindet sich der Patient in einer Überdruckkammer und atmet reinen Sauerstoff über eine Atemmaske. Dadurch werden Blut und Gewebe verstärkt mit Sauerstoff angereichert, folglich gelangt auch mehr Sauerstoff über die Blutbahn in die kleinen Blutgefäße des Innenohrs. Die Hörzellen werden wieder mit Sauerstoff versorgt. Die Wirksamkeit ist bislang umstritten.
Dieses Verfahren wird von den Fachkreisen als weniger wirksam eingestuft. Die Patienten erhalten eine Ginkgo-Injektion, ein bewährtes Naturheilmittel, das die Durchblutung des Gehirns fördern soll. Anschließend wird das Innenohr eine Stunde lang mit einem Low-Laser-Strahl bestrahlt. Dies soll die Sauerstoffversorgung erhöhen. Eine Bestätigung für den Erfolg dieser Methode steht bis heute jedoch aus.
Die Akupunktur hat schon vielen Menschen mit anderen Erkrankungen geholfen, doch kann sie aufgrund des in der Therapie des Hörsturzes fehlenden wissenschaftlichen Nachweises zum jetzigen Zeitpunkt allgemein nicht empfohlen werden.
Weiterführende Literatur zu den Themen “Hörsturz” und H.E.L.P.-Apherese gibt es bei der B. Braun Servicenummer 0800/1770177 (gebührenfrei) über E-mail oder im Internet