Humane Papillomaviren (HPV) sind weit verbreitet und werden häufig beim Geschlechtsverkehr übertragen. Zwar sind nicht alle HPV-Typen gefährlich, doch einige können das Risiko für verschiedene Krebsarten drastisch erhöhen. Ist der Krebs erst fortgeschritten, gestaltet sich die Behandlung schwierig, und herkömmliche Therapien führen oft zu starken Nebenwirkungen.
Eine innovative Alternative bietet die Regionale Chemotherapie (RCT). Im Interview gibt Prof. Dr. med. K. Aigner, Ärztlicher Direktor und Chefarzt am Medias Klinikum, Einblicke in aktuelle Fortschritte und zeigt, wie innovative Ansätze neue Perspektiven im Kampf gegen HPV-induzierte Tumoren eröffnen.
„HPV-Tumore entstehen durch das Humane Papillomavirus (HPV), das über Haut- und Schleimhautkontakt, zum Beispiel beim Geschlechtsverkehr, übertragen wird und das Risiko für bösartige Tumore erhöhen kann. Besonders problematisch ist dies beim Zervixkarzinom, dem Gebärmutterhalskrebs, da die Erkrankung oft erst spät entdeckt wird. Wenn Symptome auftreten, ist der Tumor oft schon weit fortgeschritten, was die Behandlungsmöglichkeiten einschränkt und die Prognose verschlechtert.“
„Die Standardbehandlung von Krebserkrankungen wie Gebärmutterhalskrebs besteht in der Regel aus einer Kombination von äußerer Bestrahlung, systemischer Chemotherapie und abschließender innerer Bestrahlung, der so genannten Brachytherapie. Diese herkömmlichen Therapien wirken jedoch nicht nur auf den Tumor, sondern greifen auch gesundes Gewebe im gesamten Körper bzw. in der Umgebung des Tumors an. Das führt oft zu erheblichen Nebenwirkungen, die den Organismus stark belasten. Ein weiteres Problem bei fortgeschrittenen Tumorerkrankungen sind Resistenzen gegen gängige Medikamente, die eine wirksame Behandlung erschweren. Hier bietet die Regionale Chemotherapie (RCT) eine innovative und schonendere Alternative.“
„Bei der klassischen, systemischen Chemotherapie, gelangen die chemotherapeutischen Medikamente über den venösen Kreislauf in den gesamten Organismus der Patient:innen. Diese schädigen neben dem Tumor aber auch gesundes Gewebe und können starke Nebenwirkungen hervorrufen. Das Prinzip der RCT beruht hingegen auf der ausschließlich lokalen oder regionalen chemotherapeutischen Behandlung eines Tumors über seine eigene Blutversorgung. Chemotherapeutische Medikamente werden nach der Tumorpassage mit einem speziellen Verfahren herausgefiltert und gelangen so nicht in den gesamten Organismus der Patient:innen. Dadurch können deutlich höhere Medikamentendosen eingesetzt werden als bei der systemischen Chemotherapie und sogar Tumorresistenzen durchbrochen werden, die bei herkömmlichen Chemotherapien häufig entstehen.“ Medias Klinikum Advantages of Regional Chemotherapy - German
„Die RCT kann gut bei soliden Tumoren eingesetzt werden. Unter soliden Tumoren versteht man Krebserkrankungen, die ihren Ursprung in unterschiedlichen Organen bzw. festen Geweben nehmen können. Ziel der RCT ist die Verringerung der Tumormasse, um eine operative Entfernung zu ermöglichen und einen Eingriff so klein wie möglich zu halten. Im Idealfall kann es aber auch ohne Operation durch eine RCT zur kompletten Rückbildung des Tumors kommen. Welche der Techniken dabei zum Einsatz kommt, muss jeweils individuell entschieden werden. Allerdings sprechen nicht alle Tumorarten gleich gut auf die hochkonzentrierte Therapie mit der RCT an. Kopf-Hals-Tumore, Tumore von Bronchien und Brustraum, das Mammakarzinom mit und ohne Metastasen, das Analkarzinom, sowie Tumore von Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse, Blase, Prostata, Eierstöcken und – wie bereits erwähnt – dem Gebärmutterhals zeigen u. a. gute Ansprechraten.
„Bei der RCT unterscheidet man zwischen vier verschiedenen Methoden: der arteriellen Infusion, der arteriellen Katheter-Implantation, der Chemoembolisation sowie der isolierten Perfusion:
Anders als bei der Systemischen Chemotherapie werden die chemotherapeutischen Medikamente bei der RCT lediglich über die Arterien verabreicht, die den Tumor mit Blut versorgen. Dies erfolgt über eine arterielle Infusion mit einem Katheter, der unter lokaler Betäubung über ein Blutgefäß in der Leiste eingeführt, bis zum Tumor vorgeschoben und dort platziert wird.
Bei einer zweiten Methode wird ein spezieller Katheter direkt in das Blutgefäß implantiert, das den Tumor versorgt. Mit dieser Methode kann der Tumor so oft wie nötig behandelt werden, ohne dass jeweils ein neuer Eingriff erfolgen muss.
Die so genannte Chemoembolisation stellt ein drittes Verfahren der RCT dar. Sie wird vor allem bei Tumoren und Metastasen der Leber eingesetzt. Dabei werden die fein verästelten Blutgefäße (Kapillare) in der Tumorregion mit Mikropartikeln verschlossen und die Medikamente im Tumorbereich gehalten. Infolge des geblockten Blutflusses entsteht im Tumorgewebe eine Mangelversorgung mit Sauerstoff, die die Wirksamkeit der Therapie weiter erhöht.
Schließlich kann die RCT noch im Rahmen einer isolierten Chemoperfusion im Rahmen einer Operation chirurgisch durchgeführt werden, indem ein Organ oder eine Körperregion vom Blutkreislauf isoliert und anschließend mittels einer externen Pumpe mit einer hohen Konzentration der Medikamente im isolierten Kreislauf durchströmt wird. Gleichzeitig oder unmittelbar vorher kann dem Tumor Wärme zugeführt (Hyperthermie) und/oder der Sauerstoffgehalt des Blutes herabgesetzt (Hypoxie) und so eine bis zu zehnfach höhere Schädigung des Tumors erreicht werden.” Medias Klinikum Applications RCT - German
„Die HPV-Impfung schützt wirksam vor den häufigsten und gefährlichsten HPV-Typen, die unter anderem mit Gebärmutterhalskrebs in Verbindung gebracht werden. Ideal ist die Impfung vor dem ersten Geschlechtsverkehr, aber auch Erwachsene können davon profitieren. Darüber hinaus spielt die regelmäßige Krebsvorsorge, wie der Pap-Abstrich und der HPV-Test, eine zentrale Rolle, um frühzeitig mögliche Vorstufen des Krebses zu erkennen und zu behandeln. Seit 2020 wird für alle Frauen ab 35 Jahren eine kombinierte Untersuchung aus HPV-Test und Pap-Abstrich durchgeführt.“
Weitere Informationen finden Sie auf der folgenden Website: Regionale Chemotherapie - Medias Klinikum
Prof. Dr. med. Karl R. Aigner, Ärztlicher Direktor und Chefarzt am Medias Klinikum in Burghausen, gehört zu den Pionieren der regionalen Chemotherapie weltweit. Er beschäftigt sich seit mehr als 40 Jahren mit der RCT und zählt heute international zu den erfahrensten Medizinern dieser Behandlungsmethode.
Chemotherapie
HPV
Krebs
Krebstherapie