Die ENTRUST-AF-PCI-Studie wurde unter den schwierigen Corona-Bedingungen durchgeführt und konnte sogar die Rate unerwünschter kardiovaskulärer Ereignisse der ENTRUST-AF-PCI-Studie in der klinischen Routine noch unterbieten. Das klinische Setting zeigte, dass ein Regime aus Edoxaban und einem P2Y12-Inhibitor einer Triple-Therapie aus VKA und zwei Plättchenhemmern im Hinblick auf schwere Blutungen bei Patient:innen mit nvVHF nach einer perkutanen Koronarintervention (PCI) nicht unterlegen ist. Die aktuellen ESC-Leitlinien empfehlen für diese Indikation eine risikoadaptierte, möglichst kurze Dauer der Tripeltherapie, informierte Prof. Dr. Andreas Götte, Paderborn.
Die nicht-interventionelle Registerstudie ENCOURAGE-AF zur peri- und postoperativen Anwendung von Antikoagulanzien und Thrombozytenaggregationshemmern bei Patient:innen mit nvVHF, die nach einer erfolgreichen PCI mit Edoxaban behandelt werden, liefert nun für Deutschland erste Ergebnisse zur Effektivität und Sicherheit aus der klinischen Praxis. Somit ermöglicht sie Rückschlüsse auf die Beachtung der Leitlinie. Die Leitlinienvorgaben der europäischen kardiologischen Gesellschaft in der klinischen Praxis werden demnach gut umgesetzt: So war die Azetylsalizylsäure-Gabe zum Datenerhebungspunkt der Snapshot-Analyse bei 91 % der Patient:innen spätestens an Tag 30 beendet. Tödliche Blutungsereignisse traten unter Edoxaban innerhalb von 30 Tagen nicht auf. Die Raten schwerer und klinisch relevanter, nicht-schwerer Blutungen waren in den ersten 30 Tagen mit 3,5 % niedrig. Kardiovaskuläre Ereignisse waren selten; nach 30 Tagen wurden 0,3% Schlaganfälle, 0,2 % ungeplante Perkutaninterventionen und keine Myokardinfarkte registriert.
Eine große, im klinischen Alltag relevante Gruppe sind Patient:innen mit Tumorerkrankungen, die gegenüber Menschen ohne Malignomen per se ein deutlich erhöhtes Risiko für VTE und Schlaganfälle haben. Eine wirksame Antikoagulation wird für diese Patient:innen aber auch deshalb immer wichtiger, weil sie dank der Entwicklung zahlreicher neuer, potenter Tumortherapeutika in den letzten Jahren immer länger überleben. „Mit der höheren Lebenserwartung steigt zugleich ihr Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen – und zwar unabhängig von der Schwere der Tumorerkrankung“, berichtete Prof. Dr. Matthias Totzeck, Essen. Da für verschiedene Tumortherapeutika zudem beträchtliche Arzneimittelwechselwirkungen mit Antikoagulanzien bekannt sind, kann die gerinnungshemmende Therapie bei Krebspatient:innen herausfordernd sein.
Der Nutzen von Edoxaban wurde in der Hokusai VTE Cancer-Studie untersucht. Ein zusätzlicher Vorteil des NOAK: Tumorpatienten neigen aufgrund der Chemotherapie laut Totzeck häufig zu behandlungsbedürftigen Pilzinfektionen. Dabei kann Edoxaban in reduzierter Dosis (30 mg einmal täglich) gleichzeitig mit dem P-Glykoprotein (P-gp)-Inhibitor Ketoconazol (wird eingesetzt zur Behandlung von Pilzerkrankungen) angewendet werden.