Längst bekannt, aber immer wieder sprachlos machen einen Erkrankungen am besten Stück des Mannes. Denn die häufig damit einhergehenden sexuellen Probleme gelten selbst im 21. Jahrhundert nach wie vor als ein Tabuthema. Die Hemmschwelle einen Facharzt, oder gar eine Fachärztin dazu aufzusuchen ist riesig. Doch neben einer möglicherweise auch notwendigen psychologischen Betreuung durch geschultes Personal, sind Ärzte die einzigen, die bei den Problemen helfen können. Nur sie sind mit dem Krankheitsbild vertraut und natürlich wird das Anliegen immer vertraulich behandelt.
Eine Penisverkrümmung kann entstehen, wenn sich stellenweise Bindegewebe am Penis verhärtet. Man spricht in diesem Fall von einer Induratio penis plastica. Im erigierten Zustand können diese Verhärtungen zu einer Verkrümmung oder zu einem Knick des Penis führen und machen die Erkrankung sichtbar. Die Folgen können die Sexualfunktion einschränken und Betroffene zusätzlich psychisch belasten.
Hilfreich könnte die penile Traktionstherapie sein. Vor allem, um ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern, die Krümmung zu reduzieren und die Sexualfunktion wiederherzustellen. Doch, so lautet die Auskunft einer IQWIG-Meldung, lassen sich aus denn bisher vorliegenden Studienergebnissen keine Nutzen der Traktionstherapie ableiten. Ob und wie sie hilft, bleibt also im Dunkeln. So lautet zumindest das vorläufige Fazit des jetzt veröffentlichten Vorberichts zur Nutzenbewertung.
Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) war vom Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) beauftragt worden, die penile Traktionstherapie bei Personen mit einer Induratio penis plastica im Vergleich zu einer Behandlung mit anderen in Deutschland verfügbaren Therapien oder keiner Behandlung zu untersuchen.
Schnell stellte sich allerdings heraus, dass die bisherigen Studienergebnisse weiteren Forschungsbedarf erfordern, um die Vor- und Nachteile der Traktionstherapie definitiv klären und auch besser bewerten zu können.
Es handelt sich dabei um eine gutartige, erworbene Erkrankung der Bindegewebsschicht, die den Penisschwellkörper umgibt. Im Penis bilden sich Plaques aus kollagenhaltigem Bindegewebe, die verkalken können. Deshalb verliert das Gewebe an Elastizität und der Penis verformt sich. Typischerweise äußert sich dies durch eine Krümmung des Penis bei der Erektion.
Sie gilt als nicht abschließend geklärt. Man geht davon aus, dass sich das Gewebe durch kleine Verletzungen entzündet, die zum Beispiel beim Geschlechtsverkehr auftreten können, und diese zu einer örtlich überschießenden Narbenbildung führen. Eine genetische Veranlagung dafür gilt als wahrscheinlich.
In der akuten (entzündlichen) Phase treten häufig Schmerzen am Penisschaft auf, vor allem im erigierten Zustand. Wenn die Entzündung abgeklungen ist und sich kein weiteres Narbengewebe mehr bildet, setzt die stabile (chronische) Phase ein: Schmerzen sind dann seltener und der Penis verformt sich nicht mehr weiter. Zur spontanen Rückbildung kommt es nur in drei bis 13 Prozent der Fälle.
Studienergebnisse lassen vermuten, dass die Erkrankung häufiger vorkommt als bisher bekannt und meist zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr auftritt. Die IPP kann die Sexualfunktion erheblich beeinträchtigen und kann psychische Probleme zur Folge haben bis hin zu Angststörungen und Depressionen. Zudem berichten viele Betroffene von Beziehungsproblemen.
Derzeit gibt es seitens der europäischen Urologen-Vereinigung (European Association of Urology, EAU) keine Leitlinienempfehlungen. Wohl aber liegen verschiedene Therapieempfehlungen vor, die allerdings nur symptomatisch erfolgen können. Da in der akuten Phase sich der Verkrümmungsgrad des Penis noch verändern kann, wird in dieser ausschließlich medikamentös therapiert.
Mangels wirksamer medikamentöser Therapien wird die Krümmung des Penis in der stabilen Phase zum Teil operativ behandelt, um die sexuelle Funktion wiederherzustellen. Aber durch diese Operationen kann es zu Funktionsstörungen wie erektiler Dysfunktion kommen.
Bei der penilen Traktionstherapie dagegen wird der Penis mittels kontrollierter Dehnung mechanisch mithilfe von Stangen-Expander-Systemen gestreckt, um das Bindegewebe über verschiedene Prozesse auf zellulärer Ebene zu remodellieren und dadurch die Krümmung zu reduzieren. Bisher wurden zwei randomisierte kontrollierte Studien (RCT) identifiziert, in denen die Traktionstherapie mit keiner Behandlung verglichen wurde. In einer dieser RCT zeigt sich nach einer dreimonatigen Traktionstherapie, dass die Behandlung eine Peniskrümmung reduzieren kann. Offen bleibt aber, ob dieser Effekt anhält. Auch zu anderen Zielgrößen wie Schmerzen, sexueller Funktion, Belastung durch Symptome und Nebenwirkungen liefern die Studiendaten keine eindeutigen Ergebnisse. Auch fehlen Daten zur psychischen Beeinträchtigung und gesundheitsbezogenen Lebensqualität gänzlich.
Aus den Studienergebnissen zur kurzfristigen Reduktion der Peniskrümmung nach dreimonatiger Behandlung lässt sich allerdings für die Traktionstherapie bei IPP ein Potenzial als erforderliche Behandlungsalternative ableiten: Derzeit steht für die Behandlung der IPP in Deutschland keine nachweislich wirksame konservative Therapie zur Verfügung. Die Traktionstherapie könnte also durchaus eine Alternative für diejenigen Patienten darstellen, die wegen ihrer Krankheitsphase (noch) nicht für eine chirurgische Behandlung infrage kommen, oder für Patienten, die einen invasiven Eingriff aufgrund der damit verbundenen Risiken ablehnen.
Da insgesamt die Vor- und Nachteile der penilen Traktionstherapie unklar bleiben, sollte eine zweiarmige, multizentrische RCT mit einjähriger Nachbeobachtung durchgeführt werden.
Urologie