Verformungen des Kopfes wie Vorwölbungen, Einbuchtungen oder Schwellungen können viele Ursachen haben. Während einige dieser Veränderungen harmlos sind, können sie auch auf ernsthafte Erkrankungen hinweisen. Eine davon ist Morbus Paget, eine chronische Knochenerkrankung, die zu Verformungen der Knochenstruktur führen kann.
Symptome und betroffene Bereiche bei Morbus Paget
Morbus Paget kann den gesamten Skelettapparat betreffen, wobei bestimmte Knochenregionen besonders anfällig für die krankhaften Umbauprozesse sind. Häufig sind Becken, Wirbelsäule, die langen Knochen der Gliedmaßen und der Schädel betroffen.
Kopfbereich: Symptome und Auswirkungen
Betrifft die Erkrankung den Schädel (Paget-Kranium), können die Veränderungen sowohl äußerlich sichtbar als auch durch Funktionsstörungen bemerkbar sein.
1. Kopfschmerzen und Druckgefühl
- Eine der häufigsten Beschwerden im Schädelbereich bei Morbus Paget sind anhaltende oder intermittierende Kopfschmerzen.
- Diese werden durch die Verdickung der Schädelknochen verursacht, die zu einer veränderten Druckverteilung im Kopf führt.
- In schweren Fällen kann die Knochendicke auf das Doppelte bis Dreifache des Normalen anwachsen.
- Betroffene beschreiben die Kopfschmerzen oft als dumpf, drückend und pulsierend, vor allem im Stirn- und Schläfenbereich.
- Auch ein verstärktes Druckgefühl im Schädelinneren oder hinter den Augen kann auftreten.
- Kopfschmerzen können durch eine eingeschränkte Blutversorgung oder Nervenreizung verstärkt werden.
2. Deformationen des Schädels (Schädelvergrößerung und -asymmetrie)
- Da der Krankheitsprozess zu einer Verdickung und Verformung der Schädelknochen führt, kann es zu einer allmählichen Schädelvergrößerung kommen.
- Dies äußert sich häufig in einer veränderten Kopfform, insbesondere einer Kopfasymmetrie.
- Manche Patienten bemerken dies erst, wenn die gewohnte Hutgröße nicht mehr passt oder der Helm beim Fahrrad- oder Motorradfahren plötzlich zu klein wird.
- Die Verdickung kann vor allem an der Stirn, an den Schläfen oder am Hinterkopf auftreten und in schweren Fällen den Kopf “eckig” erscheinen lassen.
3. Hörverlust und Ohrsymptome
- Die knöchernen Veränderungen des Schädels können den Gehörgang und die Gehörknöchelchen in Mitleidenschaft ziehen, was zu progressiver Schwerhörigkeit führen kann.
- Der Hörverlust tritt meist schleichend und allmählich auf und betrifft oft beide Ohren, jedoch in unterschiedlichem Ausmaß.
- Ursache ist meist eine Verknöcherung der kleinen Gehörknöchelchen (Hammer, Amboss, Steigbügel), die die Schallübertragung behindert.
- Zusätzlich kann das Innenohr durch Durchblutungsstörungen oder Druck auf die Hörnerven geschädigt sein.
- Als Begleitsymptom kann ein Tinnitus (Ohrgeräusche wie Pfeifen oder Rauschen) auftreten.
- In schweren Fällen kann es unbehandelt zu kompletter Taubheit kommen.
4. Schwindel und Gleichgewichtsstörungen
- Betrifft der Knochenumbau den Schädelbereich, kann es zu Kompressionen bestimmter Hirnnerven oder zu Durchblutungsstörungen kommen, die zu Schwindel und Gleichgewichtsstörungen führen können.
- Die betroffenen Patienten klagen über Schwanz- oder Drehschwindel, der besonders beim Aufstehen, Gehen oder bei schnellen Kopfbewegungen auftritt.
- Ursache ist meist eine Schädigung des Gleichgewichtsorgans im Innenohr oder Druck auf die Gleichgewichtsnervenbahnen.
- Auch eine veränderte Durchblutung des Gehirns kann die Gleichgewichtswahrnehmung negativ beeinflussen.
Weitere betroffene Körperbereiche und Symptome bei Morbus Paget
Morbus Paget ist nicht auf den Kopf beschränkt - auch andere Teile des Skeletts können betroffen sein, was zu folgenden Problemen führen kann:
1. Wirbelsäule - Rückenschmerzen und Nervenkompression.
- Durch den Umbau der Knochen kann es zu Verdickungen und Verformungen der Wirbelkörper kommen.
- Diese können auf das Rückenmark und die Nervenwurzeln drücken, was sich durch Rückenschmerzen, Kribbeln, Taubheit oder Muskelschwäche in den Beinen bemerkbar macht.
- In schweren Fällen kann es zu einer Spinalstenose (Verengung des Wirbelkanals) kommen, die zu Gangstörungen bis hin zu Lähmungen führen kann.
2. Becken - Gangstörungen und Schmerzen beim Gehen
- Veränderungen im Beckenbereich können zu einer Hüftasymmetrie führen, die ein humpliges Gangbild zur Folge hat.
- Schmerzen treten vor allem beim Stehen, Gehen oder Treppensteigen auf und können bis in die Oberschenkel oder das Gesäß ausstrahlen.
3. Lange Röhrenknochen - erhöhte Frakturanfälligkeit
- Der krankhaft umgebaute Knochen ist weniger stabil und kann daher leichter brechen.
- Besonders Oberschenkelknochen (Femur) und Schienbein (Tibia) sind von Spontanfrakturen betroffen.
Zusätzliche Symptome bei fortgeschrittener Erkrankung
- Gelenkschmerzen und Arthrose: Durch die veränderte Knochenstruktur kann es zu Fehlbelastungen der Gelenke und damit zu vorzeitiger Arthrose kommen.
- Erhöhte Durchblutung der Haut: Durch die erhöhte Stoffwechselaktivität des betroffenen Knochens kann es zu einer erhöhte Wärmeentwicklung der Haut im betroffenen Bereich kommen.
- Herzbelastung: In schweren Fällen kann der erhöhte Knochenstoffwechsel das Herz belasten und zu einer Herzinsuffizienz führen.
Diagnoseverfahren
Die Diagnose des Morbus Paget erfolgt durch eine Kombination von bildgebenden Verfahren und Laboruntersuchungen:
Bildgebung: Röntgenaufnahmen zeigen typische Veränderungen der Knochenstruktur. Ergänzend können CT oder MRT eingesetzt werden, um das Ausmaß der Erkrankung genauer zu bestimmen.
Knochenszintigraphie: Dieses Verfahren hilft, aktive Krankheitsherde im Skelett zu erkennen.
Laborwerte: Ein erhöhter Wert der alkalischen Phosphatase im Blut kann auf einen verstärkten Knochenumbau hinweisen. rheuma-liga.de
Behandlungsmöglichkeiten
Die Therapie zielt darauf ab, den abnormen Knochenumbau zu kontrollieren und die Symptome zu lindern:
Medikamentöse Behandlung: Bisphosphonate sind Mittel der Wahl, da sie den Knochenabbau hemmen und so die Krankheitsaktivität reduzieren. med.uni-wuerzburg.de
Schmerztherapie: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) können zur Linderung von Knochenschmerzen eingesetzt werden.
Physiotherapie: Gezielte Übungen helfen, die Beweglichkeit zu erhalten und Muskelverspannungen vorzubeugen.
Operation: Bei schweren Fehlstellungen oder Komplikationen wie Knochenbrüchen kann eine Operation notwendig werden.
Weitere Ursachen für Verformungen im Kopfbereich
Neben dem Morbus Paget gibt es noch zahlreiche andere mögliche Ursachen für Vorwölbungen, Eindellungen oder Schwellungen im Kopfbereich. Während einige davon harmlos sind, können andere ernsthafte gesundheitliche Probleme verursachen. Hier ein detaillierter Überblick über die häufigsten Ursachen:
1. Lipome - Gutartige Geschwülste des Fettgewebes
Lipome sind gutartige Wucherungen des Fettgewebes, die sich unter der Haut bilden und als weiche, bewegliche Knoten tastbar sind. Sie wachsen langsam, verursachen in der Regel keine Schmerzen und treten häufig im Bereich des Kopfes, des Halses oder des Rückens auf.
Symptome:
- Weiche, bewegliche Knoten unter der Haut
- Meist schmerzlos, es sei denn, sie drücken auf Nerven
- Größenzunahme über Monate oder Jahre
Behandlung
- Keine Behandlung erforderlich, wenn keine Beschwerden auftreten
- Operative Entfernung bei starker Größenzunahme oder Schmerzen
2. Atherome (Talgzysten) - Gefüllte Talgdrüsenzysten
Atherome, auch Talgzysten oder Grützbeutel genannt, entstehen durch eine Verstopfung der Talgdrüsen, wodurch sich ein mit Talg und Keratin gefüllter Hohlraum bildet.
Symptome:
- Runde, prall-elastische Knötchen unter der Haut
- Häufig auf dem Kopf, im Nacken oder hinter den Ohren
- Können sich entzünden und schmerzen
Behandlung:
- Chirurgische Entfernung, vor allem bei wiederkehrenden Entzündungen
- Antibiotikatherapie bei infizierten Atheromen
3. Hämatome - Blutergüsse infolge von Verletzungen.
Ein Hämatom ist eine Blutung unter die Haut oder in das Gewebe, die nach einem Stoß, Sturz oder Trauma auftreten kann. Besonders am Kopf kann es zu auffälligen Schwellungen kommen.
Symptome:
- Blaurote Verfärbung der Haut
- Langsam zurückgehende Schwellung
- Druckempfindlichkeit und Schmerz
Behandlung
- Kühlung, um die Schwellung abklingen zu lassen
- Schonung und, wenn nötig, Gabe von Schmerzmitteln
- Sehr große oder persistierende Hämatome sind ärztlich abzuklären.
4. Knochenanomalien - Angeborene oder erworbene Deformitäten
Veränderungen der Schädelstruktur können angeboren oder durch Wachstumsstörungen und Stoffwechselerkrankungen verursacht sein.
Mögliche Ursachen
- Genetische Faktoren: Manche Menschen haben von Geburt an eine asymmetrische oder unregelmäßige Schädelform.
- Syndrome wie das Crouzon- oder Apert-Syndrom: Diese genetischen Erkrankungen beeinflussen das Wachstum der Schädelknochen - Rachitis (Vitamin-D-Mangelkrankheit): Eine unzureichende Mineralisierung der Knochen kann zu Verformungen führen.
Behandlung:
- Abhängig von der Ursache
- Bei schweren Fehlbildungen operative Korrektur möglich
5. Tumoren - Gutartige oder bösartige Gewebewucherungen.
Tumore können im Kopfbereich auftreten und sowohl gutartig als auch bösartig sein.
Gutartige Tumore:
- Osteome: Gutartige Knochenwucherungen, die langsam wachsen.
- Fibrome: Bindegewebstumore, die meist harmlos sind
- Hämangiome: Gefäßveränderungen, die als rote oder bläuliche Knötchen sichtbar sind.
Bösartige Tumore:
- Osteosarkome (Knochenkrebs): Aggressive Tumore, die das Knochengerüst angreifen.
- Basaliome und Melanome: Hautkrebsarten, die auch im Kopfbereich auftreten können.
Behandlung:
- Bildgebende Diagnostik (CT, MRT) zur Abklärung
- Chirurgische Entfernung, Strahlen- oder Chemotherapie je nach Tumorart
6. Infektionen - Bakterielle oder virale Entzündungen
Infektionen im Kopfbereich können zu Schwellungen, Schmerzen und Hautveränderungen führen.
Mögliche Infektionen:
- Abszesse: Durch Bakterien verursachte eitrige Entzündungen
- Osteomyelitis: Knochenentzündung durch Infektion
- Cellulitis: Durch Bakterien verursachte Weichteilentzündung
Symptome:
- Rötung, Schwellung, Überwärmung
- Fieber, allgemeines Krankheitsgefühl
- Schmerzen, vor allem bei Berührung
Behandlung:
- Antibiotika bei bakterieller Infektion
- Operative Drainage bei größeren Abszessen
- Schmerz- und entzündungshemmende Medikamente
Wann sollte man einen Arzt aufsuchen?
Ein Arztbesuch ist dringend erforderlich, wenn
- Plötzlich auftretende oder anhaltende Kopfschmerzen, die nicht durch Schmerzmittel gelindert werden können.
- der Kopf sichtbar deformiert oder asymmetrisch wird.
- Hörverlust, Ohrgeräusche oder Gleichgewichtsstörungen auftreten.
- Rückenschmerzen mit Kribbeln oder Muskelschwäche auftreten.
- Gangstörungen oder unerklärliche Knochenschmerzen auftreten.
Fazit: Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist entscheidend, um Komplikationen wie Knochenbrüche, Hörverlust oder neurologische Ausfälle zu vermeiden. Wer Veränderungen am Schädel oder andere Symptome bemerkt, sollte sich ärztlich untersuchen lassen.
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