Bewegungsmangel und ein regelmäßiger, zu hoher Alkoholkonsum ist Alltag in der westlichen Welt. Hinzu kommen Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, Fettleibigkeit und Herzkreislauferkrankungen - alles Volkskrankheiten unserer modernen Industriegesellschaft.
Zu hohe Cholesterinwerte und ein aus dem Ruder gelaufener Zuckerstoffwechsel begünstigen, neben einer Arterienverkalkung, vor allem die Entstehung der gefürchteten Fettleber. Mediziner sprechen von einer Leberverfettung, wenn mindestens 5 % der Leberzellen (Hepatozyten) Fettablagerungen aufweisen.
Das Tückische an dieser Krankheit ist, dass sie jahrelang unbemerkt bleiben kann. Auch bei einer regelmäßig durchgeführten Routineuntersuchung bemerkt der Arzt zunächst keine auffälligen Veränderungen. Selbst die sogenannten Leberblutwerte, wie GOT und GPT, geben keinen Hinweis auf eine Verfettung der Leber. Der Patient leidet in vielen Fällen lediglich an vermehrter Müdigkeit und Konzentrationsschwäche und schiebt diese Probleme im Allgemeinen auf seine eigene stressige Alltagssituation - die Leber leidet weiter still.
Ein Leberverfettung ist zunächst erst mal nicht gefährlich. Je nach Schweregrad kann man mit einer gezielten Diät die Fettleber abbauen, das heißt sie ist reversibel.
Einteilung des Schweregrad der Fettleber:
Die sogenannte Fettleberdiät beruht auf einer Umstellung der Ernährung auf Mahlzeiten mit wenig Kohlenhydraten - auch als „Low Carb“ Ernährung bekannt. In manchen Fällen wird der Arzt ein kurzzeitiges “Leberfasten” mit speziellen Eiweiß-Drinks verordnen, bevor die eigentliche „Low Carb“-Diät beginnt. Liegt zusätzlich noch ein starkes Übergewicht vor, muss kalorienarm gegessen werden. In allen Fällen gehört der absolute Verzicht auf Alkohol selbstverständlich dazu.
Bleibt die Fettleber unerkannt oder aber ist der Patient uneinsichtig, kann eine Fettleber gravierende Folgen haben: Eine Leberentzündung (Hepatitis) mit Gelbsuchtsymptomen oder - in ca. 10 % der Fälle - eine nicht umkehrbare Leberzirrhose (Vernarbung von Lebergewebe) verändern die Organstruktur und bewirken einen lebensbedrohlichen Funktionsverlust. Damit es erst gar nicht dazu kommt, forschen Wissenschaftler seit Jahren an einer möglichen Therapie der Fettleber.
Das Schilddrüsenhormon Triiodthyronin (auch T3 oder Liothyronin genannt) reguliert die Verbrennung von Fetten, Kohlenhydraten und Proteinen. Mit der gleichzeitigen Einnahme von Anabolika machen sich Bodybuilder diese Eigenschaften des Schilddrüsenhormons bereits seit Jahren zu Nutze und zahlen auf dem Schwarzmarkt horrende Preise für Liothyronin. An dieser Stelle wird das Haupteinsatzgebiet für das Schilddrüsenhormon T3 deutlich: eine Steigerung des Kalorienverbrauchs und der Fettverbrennung.
Auch Wissenschaftler wissen schon lange, dass sich das Schilddrüsenhormon T3 positiv auf den Fettstoffwechsel auswirkt und die Cholesterinwerte senken kann. Leider kann T3 zu starken Nebenwirkungen an Herzmuskel (Herzvergrößerung, Herzrhythmusstörungen, Bluthochdruck) und Knochen (Abbau der Knochsubstanz) führen, so dass Mediziner dieses Hormon bisher nicht mit gutem Gewissen und flächendeckend therapeutisch einsetzen konnten.
Einem Wissenschaftlerteam am Helmholtz Zentrum München ist nun aber ein wesentlicher Erfolg gelungen: Wie bei dem berühmten Trojanischen Pferd bauen sie T3 in ein anderes Hormon, dem sogenannten Glukagon, ein. Dieses Glukagon wird durch spezielle Rezeptoren, die es hauptsächlich in der Leber und gar nicht im Herzen und in den Knochen gibt, abgefangen. Dabei ist es den Rezeptoren einerlei, ob das Glukagon mit T3 beladen ist. Auf diesem überaus „eleganten“ Weg gelangt nun das Schilddrüsenhormon in hohen Konzentrationen in die erkrankte Leber und kann dort seine Arbeit beginnen: Die Verfettung der Leber wird nachhaltig gesenkt, der Zuckerstoffwechsel und die Cholesterinwerte bessern sich und als Nebeneffekt kommt es zu einer Senkung des Körpergewichtes. „In unseren Augen ist die Entwicklung des neuen Wirkstoffs ein großer Schritt für die personalisierte Medizin“, erklärt Dr. Timo Müller vom Helmholtz Zentrum München. Sollte sich der Erfolg des „Trojanischen Pferdes“ auch in klinischen Studien wiederholen, so wäre das laut Prof. Susanna Hofmann von der Ludwig-Maximilians Universität ein großer Schritt, um Gefäßverkalkungen und Lebertransplantationen in Zukunft gezielt vorzubeugen.