Würde man hundert Menschen fragen, was für sie Stress bedeutet, bekäme man hundert Antworten. Jeder empfindet ihn anders, und jeder reagiert darauf anders. Manche brauchen ein gewisses Maß an Stress wie die tägliche Tasse Kaffee: „Dann laufe ich zu Bestform auf!“, verkünden sie. Und sie haben Recht. Denn Stress ist Leistungssport für den Organismus. Alles ist auf optimale Ergebnisse ausgerichtet. Das Stresshormon Adrenalin macht uns hellwach und blitzschnell in unserer Entscheidungsfähigkeit. Wir erledigen schwierige Aufgaben mit Links, sind ausdauernd und bersten vor Energie. Nach der Top-Leistung stellen sich Ruhe und Zufriedenheit ein. Der Stress ist abgearbeitet.
Anders läuft es bei Problemen, die uns stark belasten und die wir nicht so einfach lösen können. Solche so genannten Stressoren können auf lange Sicht zu Gesundheitsproblemen führen.
Viele Stressoren liegen sozialen Bereich, z. B. Konflikte mit Angehörigen, Nachbarn oder Kollegen, der Tod des Partners oder Scheidungen. Andere Stressoren begegnen uns meist im Arbeitsalltag: Leistungsdruck, Zeitnot, Überforderung oder Unterforderung. Es gibt aber auch Stressoren aus der Umwelt, die man am wenigsten beeinflussen kann, z. B. Wetterkapriolen wie extreme Hitze oder Kälte, Lärm oder Luftverschmutzung. Sie können dann der Tropfen sein, der das Fass zum Überlaufen bringt, sofern noch andere Stressfaktoren vorhanden sind.
Was und ob uns etwas stresst, liegt auch daran, wie wir es bewerten. Schießen wir bei einer dummen Bemerkung im Kollegenkreis gleich von Null auf Hundert, oder legen wir uns ein dickes Fell zu und lassen Sprüche einfach abperlen? Bedeutet das Ende einer Beziehung für uns den Tiefpunkt im Leben, oder ist es ein Befreiungsschlag?
Sicher gibt es Menschen, die sind genetisch so gebaut, dass sie Stress nicht an sich heran lassen und bestens abpuffern können. Für alle anderen aber gilt: Wenn Stress-Hormone ständig in hoher Konzentration in unserem Körper kreisen, richten sie dort allerhand Schaden an.