Eine Infektion der Harnwege ist äußerst schmerzhaft und kein Phänomen der kalten Jahreszeit, sondern auch im Sommer weit verbreitet. Nasse Badekleidung oder die abendliche Kühle werden gerne unterschätzt und macht man es Bakterien unfreiwillig leicht. Harnwegsinfektionen werden oft sofort mit einem Antibiotikum behandelt, was jedoch in den allermeisten Fällen völlig unnotwendig ist. Im Gegenteil, der unkritischer Einsatz von einem Antibiotikum trägt zur Entstehung von Antibiotikaresistenzen bei. Unkomplizierte Blasenentzündungen heilen oft auch dann folgenlos aus, wenn lediglich die Symptome mit Schmerzmitteln gelindert werden.
Brennende Schmerzen beim Wasserlassen, das Gefühl, ständig auf die Toilette zu müssen, manchmal auch Unterleibskrämpfe: Jede zweite Frau erkrankt mindestens einmal in ihrem Leben an einer Blasenentzündung. Jede vierte bis fünfte Betroffene leidet unter wiederkehrenden Infektionen, die zum Teil mehrmals jährlich aufflammen. Bei Männern treten Harnwegsinfektionen deutlich seltener auf. Das hat anatomische Gründe: Der Harnleiter ist bei Frauen wesentlich kürzer, sodass eindringende Bakterien schneller in die Harnblase vordringen und sich dort festsetzen können. Meist sind es Darmbakterien der Art Escherichia coli, die die lästige Infektion verursachen. Aber auch andere Bakterien kommen als Erreger infrage.
Viel trinken beugt Blasenentzündung vor. Die Wirksamkeit dieses alten Hausmittels ist nun auch wissenschaftlich gut belegt. Eine Ende 2018 im renommierten Fachmagazin JAMA publizierte Studie zeigte: Frauen mit wiederkehrenden Harnwegsinfektionen profitieren stark von einer erhöhten Flüssigkeitsaufnahme. Indem sie ihre tägliche Trinkmenge von 1,5 auf drei Liter steigerten, konnten die Probandinnen die Zahl ihrer jährlichen Harnwegsinfektionen von durchschnittlich 3,3 auf 1,7 fast halbieren. Gleichzeitig sank auch die Zahl der Antibiotikaverschreibungen um nahezu die Hälfte.