Wir sind zwar gerne immer unter den Ersten, aber bei den HPV-Impfquoten liegen wir abgeschlagen ziemlich weit unten auf der Skala. Warum eigentlich, nach nunmehr 15 Jahren, in denen es den Humane Papillomviren (HPV)-Impfstoff gibt?
Bereits in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts brachte der deutsche Virologe Harald zur Hausen1 HPV mit der Entstehung des Zervixkarzinoms in Verbindung. Ab 1990 gab es, aufgrund dieser und weiterer Erkenntnisse die ersten klinischen Impfstoffstudien. Im September 2006 brachte das Pharmaunternehmen MSD mit Gardasil® den ersten HPV-Impfstoff in Europa auf den Markt. Er richtete sich gegen die HPV-Typen 16 und 18 sowie 6 und 114. Längst gibt es, darauf aufbauend, neue, bivalente Impfstoffe, die vor weiteren Hochrisiko-HPV-Typen schützen.
Bereits seit 2007 gibt es eine STIKO-Empfehlung zur HPV-Impfung für Mädchen für das Alter von 12–17 Jahren, welches 2014 auf 9–14 Jahre herabgesetzt wurde. Eine Nachholimpfung wird bis 17 Jahre empfohlen.
Seit 2018 wird die HPV-Impfung zusätzlich für Jungen gleichen Alters empfohlen, um die Krankheitslast durch bestimmte HPV-assoziierte Tumore zu reduzieren.
Nicht nur die EU-Kommission, sondern auch die WHO wollen bis 2030 die HPV-Impfquoten deutlich erhöhen, und zwar auf bis zu 90 %.
2019 wurde in Europa die Wahrnehmung von HPV in 12 verschiedenen Ländern untersucht. Deutschland schnitt hier sowohl bei der Bekanntheit von HPV an sich (40 %) als auch bei dem Wissen, dass eine Infektion mit bestimmten HP-Viren Krebserkrankungen auslösen kann (32 %), am schlechtesten ab. Aufklärung ist also dringend erforderlich, in der Schule und vor allem bei den Kinderärzten. Denn die ärztliche Empfehlung zur HPV-Impfung nimmt eine elementare Rolle bei der Entscheidungsfindung ein.
2008 erhielt zur Hausen für seine HPV-Forschungsarbeiten den Nobelpreis für Medizin. ↩
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