Pharmazeuten der Uni Würzburg erhalten Forschungsgelder in Höhe von € 500.000 für eine Kapsel, die geschluckt wird und im Magen oder Darm ein therapeutisches Gas freisetzt.
Wenn es um Kohlenmonoxid geht, denken die meisten Menschen zuerst an ein gefährliches Gas, das zum Beispiel in Motorabgasen enthalten ist. In sehr geringen Konzentrationen kommt Kohlenmonoxid aber auch natürlicherweise im Organismus des Menschen vor: Hier entfaltet es unter anderem anti-entzündliche Wirkungen.
„Entzündungen des Darms zum Beispiel können durch geringe Konzentrationen von Kohlenmonoxid gelindert werden“, sagt Professor Lorenz Meinel, Inhaber des Lehrstuhls für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU). Und auch eine spezielle Form von Magenlähmung, die häufig bei Diabetikern auftritt, lässt sich durch das Gas vermutlich positiv beeinflussen.
Doch Gase verflüchtigen sich schnell. Darum ist es relativ schwierig, sie in Form eines einfach anzuwendenden Arzneimittels im Körper gezielt an einen speziellen Wirkungsort zu bringen. Professor Meinels Team möchte hier Abhilfe schaffen: Es arbeitet an einer Kapsel, die geschluckt wird und kleine Mengen Kohlenmonoxid erst dort freisetzt, wo sie wirken sollen: im Magen oder im Darm.
Diese innovative Idee der JMU-Forscher wurde nun prämiert: Sie gehört zu den Preisträgern in der ersten Runde des „Medical Valley Awards“. Damit verbunden ist eine Förderung in Höhe von 500.000 Euro. Das Geld kommt vom bayerischen Wirtschaftsministerium und soll dazu dienen, die medizinische Innovation in eine Unternehmensgründung münden zu lassen.
Lorenz Meinel und seine Mitarbeiter Cornelius Hermann, Chris Hopper und Dr. Christoph Steiger bekamen den Preis Ende Februar 2018 bei einer Festveranstaltung des Medical Valley Europäische Metropolregion Nürnberg (EMN) e. V. in Erlangen überreicht. Zusammen mit ihnen wurden vier weitere Forschungsteams aus Bayern ausgezeichnet. Die Prämien überreichte die damalige Wirtschaftsministerin Ilse Aigner.
Mit dem Geld will das Team der JMU im Lauf der kommenden zwei Jahre das Projekt in eine Start-up-Firma überführen. Dazu müssen Kapsel und Wirkstoff noch in einer Qualität hergestellt werden, die den Anforderungen der pharmazeutischen Industrie entspricht.
Bei der Festveranstaltung, der „Medical Valley Innovation Night“, stand die Zukunft der Gesundheitsversorgung im Vordergrund: 15 Startups und Forschungsprojekte stellten Lösungen für die Medizin von morgen vor. Die Bandbreite reichte von miniaturisierten, energieautarken Schließsystemen für Inkontinenzpatienten über intelligente Pflegepflaster für Demenzkranke bis hin zur digitalen Diagnostik für die Immuntherapie von Krebspatienten.
Weitere Informationen: Website von Prof. Dr. Lorenz Meinel
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