Strom sparen heißt die Devise in der Krise! Doch der Blick auf die nackten Fakten und die Handlungsalternativen zeigt: Es ist entscheidend, wie schnell es uns gelingt, Gas aus anderen Quellen zu importieren oder aus Strom Brennstoffe herzustellen, seien sie nun gasförmig oder flüssig. Deswegen geht es in den kommenden Jahren nicht in erster Linie darum, fossile Kraftstoffe einzusparen.
Zeiten wie diese ändern die Sicht auf die Dinge oft sogar gegen festgefügte Grundsätze. Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, bringt Deutschland eilig in Stellung mit einer Einkauftour bei Potentaten und … der Aktivierung des Notfallplans Gas. Das hat Konsequenzen für den Autofahrer…Kohle aus Russland wird im Laufe des Sommers ersetzt werden, Öl im Laufe dieses Jahres und Gas bis 2024.
Jede zusätzliche Energiequelle irgendwo in der Welt hilft uns in dieser Lage kurz oder mittelfristig weiter, jede eingesparte Kilowattstunde (kWh) ebenfalls. Kein Wunder, dass in diesem Zusammenhang reflexartig wieder Tempobeschränkungen oder Fahrverbote auf den Tisch kommen. Das war schon 1973 eine erzieherische Maßnahme, die Bürger zum sparsamen Umgang mit Benzin und Diesel motivieren sollte.
Wenn Habeck unsere Situation heute richtig einschätzt, geht es jetzt nicht um Erdöl. Die kritische Lage entsteht durch das Gas. Automobile, die mit Gas fahren, zählen aber zu den Exoten. Verzicht bei denen fällt nicht ins Gewicht. Auch Tempo 130 oder Sonntagsfahrverbote für alle Fahrzeuge helfen nicht bei der Gasversorgung der Industrie und der Wohnungen.
Blicken wir auf die erneuerbaren Energien der Zukunft, so werden Windräder, Solardächer und Stauseen Strom liefern, nichts anderes als elektrische Energie. Doch bis das unsere Lage grundsätzlich verändert, müssen viele Windmühlengegner in Bürgerinitiativen, Kommunen und Länderministerien überzeugt werden. Am Ende wird auch das nur helfen, wenn gleichzeitig die Anlagen stehen, die mit elektrischer Energie Brenn- und Kraftstoffe in ausreichender Menge herstellen. Wir werden fürs Planen und Bauen viele Jahre brauchen.
Gas brauchen wir aber jetzt. Und das zeigt das große Dilemma, in dem Minister Robert Habeck steckt: Erst die dritte Stufe des Notfallplans Gas versetzt die Bundesnetzagentur in die Lage, Gas den einzelnen Verbrauchern zuzuteilen. Doch auch schon jetzt ließe sich Gas für die Industrie und die Wohnungen freisetzen, wenn wir mehr Kohle verstromen, die ja offenbar schnell herangeschafft werden kann.
2021 wurde unser Strom zu 29,7 Prozent mit Hilfe von Stein- und Braunkohle erzeugt, … mit Ende des Jahres stammten noch 13,3 Prozent der elektrischen Energie aus den sechs verbliebenen Kernkraftwerken. Bis Ende dieses Jahres sollen die alle vom Netz gegangen sein. Habeck meint, es lohne nicht, die jetzt noch aktiven drei AKW weiterlaufen zu lassen.
Die 10,5 Prozent oder 51,1 Milliarden kWh elektrische Energie aus Gas könnten von Kohlekraftwerken übernommen werden, ebenso die 65,3 Milliarden kWh aus den Kernkraftwerken. Der Anteil der Kohle an der Stromerzeugung würde damit allerdings für die nächste Zeit auf rund 54 Prozent (von 29,7 Prozent in 2021) steigen. Die Ampel hatte unter dem starken Druck der Grünen einen vorgezogenen Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2030 versprochen – wenn möglich. Dieser Plan dürfte sich erledigt haben.
Doch mit der gewaltigen Zunahme beim Kohlestrom hat sich die Mär vom umweltfreundlichen Elektroantrieb zunächst einmal erledigt. Denn alle Berechnungen des Kohlendoxid-Fußabdrucks der Elektromobilität, die vom sinkenden Anteil von Kohlestrom ausgingen, eignen sich nur noch für den Papierkorb.
Robert Habeck bleibt nur die tröstliche Gewissheit: Wenn alle Pläne aufgehen, ist allen geholfen – der Umwelt und der Wirtschaft. Für uns alle bedeutet das: rund ein Jahrzehnt Daumen drücken, dass alles klappt und das Klima durchhält.
Bis dahin Sofortmaßnahmen zum Stromsparen: Das sofortige Verbot des Baus von Elektroautos und für die glücklicherweise noch sehr kleine Flotte der Fahrzeuge mit E-Antrieb eine Tempobeschränkung auf 80 km/h und ein Sonntagsfahrverbot.
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