Fast acht Millionen Menschen mit Handicap gibt es in Deutschland. Viele davon müssen den Alltag barrierefrei meistern. Nicht immer leicht zu Hause und auf Reisen schon gar nicht. Vor allem für den Urlaub braucht es Angebote, die behindertengerecht zusammengesetzt sind. Wir haben uns informiert, welche Destinationen sich dafür etwas einfallen ließen. Und wir sind fündig geworden.
Spiekeroog
„Transparenz schaffen“ für Menschen, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind – lautet das Motto der öffentlichen Einrichtungen auf der Insel Spiekeroog. Die autofreie ostfriesische Nordseeinsel ist mit auch mit barrierearmen Fähren erreichbar. Das heißt: breite Schiffsrampe, behindertengerechtes WC und entsprechende Stellplätze. Menschen im Rollstuhl können auf der Insel die durchgängig befestigten Wege befahren. Um auch den Strand und das Meer barrierefrei zugänglich und erlebbar zu machen, legte man Stichwege aus Laufbrettern bis zur Wasserkante an. Ferner stellt Spiekeroog das Strand- und Wattmobil sowie einen selbstfahrenden Solar-Strandrollstuhl zur Verfügung. Dank seiner Ballonreifen können seine Nutzer problemlos am Strand und sogar entlang der Wasserkante fahren.
Südliche Weinstraße
Bereits 2015 wurde diese Region im Rahmen des Wettbewerbs „Tourismus für Alle“ vom Land Rheinland-Pfalz als Modellregion für barrierefreies Reisen ausgezeichnet und hält das ganze Jahr über zahlreiche Reiseangebote auch für Urlauber bereit, die mit dem Rollstuhl unterwegs sind. Seit sich Rheinland-Pfalz dem bundesweit einheitlichen Kennzeichnungssystem „Reisen für Alle“ angeschlossen hat, nehmen immer mehr Betriebe entlang der Südlichen Weinstraße daran teil. Sie stellen Gästen geprüfte und detaillierte Informationen zur Verfügung, die sie bereits bei der Reiseplanung abrufen können. Seit Neuestem ist auch der Wild- und Wanderpark der Südlichen Weinstraße bei Silz barrierefrei zugänglich. Dort geht es nun unter anderem ohne Hindernisse zum Spielplatz, zu den Wisenten bis hin zum Wolfsgehege. Befahrbare sowie gepflasterte Wege, befestigte Rampen und mehr machen es möglich, mit Rollator, Rollstuhl, Kinderwagen oder auch mit Geh-Behinderung den gesamten unteren Teil des Areals zu erreichen.
Trentino
„Die Klänge der Dolomiten“ nennt sich in der norditalienischen Region ein Festival, welches noch bis zum 1. Oktober Konzerte vor traumhafter Naturkulisse bietet. Erstmals in der 28jährigen Festival-Geschichte haben Menschen mit Einschränkungen die Möglichkeit, an den Musikvorstellungen in den Trentiner Dolomiten teilzunehmen. Vier Konzerte der Veranstaltungsreihe sind nicht nur für Menschen mit motorischen Behinderungen, sondern auch für Hörgeschädigte mit Hilfe einer besonderen Technologie zugänglich. Diese basiertauf taktilen Audiosystemen und ermöglicht es Menschen mit Hörbehinderungen, Musik wahrzunehmen. Bei den sogenannten Subpacs handelt es sich um eine Art Audio-Weste, die in der Lage ist, den Tieftonbereich direkt auf den Körper des Zuhörer zu übertragen. Weitere Informationen gibt es hier.
Jerusalem
Auch wenn Israel nicht gerade als sicherer Hotspot im Nahen Osten gilt, so zieht es doch rund 4 Millionen Menschen jährlich nach Jerusalem. Damit die Stadt auch von allen gleichermaßen erkundet werden kann, wurde die Altstadt, inklusive der Via Dolorosa für Rollstuhlfahrer, Sehbehinderte aber auch Eltern mit Kinderwagen final erschlossen. Dadurch sind nun 95 Prozent der Stadt barrierefrei, darunter auch die Eingänge zur Klagemauer, zur Grabeskirche und zum Tempelberg. In den Gassen wurden unter anderem Rampen angebracht. Steile Abhänge wurden abgeflacht und mit Handläufen versehen. Außerdem gibt es barrierefreie Toiletten mit Beschilderung. Die Handy-App Accessible JLM, zeigt eine interaktive Karte der barrierefreien Straßen und gibt weitere Informationen.
Quebec
Barrierefrei Campen? Das ist im kanadischen Quebec auf dem Campingplatz Aventure Mégantic in Frontenac möglich. Der Platz hat die Barrierefrei-Zertifizierung der Organisation Kéroul erhalten und ist für alle ohne jegliche Hindernisse und zu jeder Jahreszeit zugänglich. Nicht nur der Weg zum und durch die Anlage ist barrierefrei, auch die einzelnen Unterkünfte. Eine Wohneinheit bietet Platz für bis zu sieben Personen, wobei die Bewohner problemlos zwischen dem Wohnzimmer, der Küche mit übersichtlicher Theke, dem Schlafzimmer mit Freiraum unter dem Bett und dem Badezimmer mit schwellenloser Dusche wechseln können. Eine Gartentür bietet Zugang nach draußen, wo die Gäste die erhöhte Feuerstelle zum Brutzeln von Marshmallows und anderen Köstlichkeiten nutzen können.
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