In Bayern werden die Feste gefeiert, wie sie fallen. Zwei der großen Volksfeste sind schon vorbei, eines beginnt heute am 16. September und die Fürther Kärwa läßt noch auf sich warten. Der Spätsommer und Herbst ist allenthalten in Bayern landauf und landab die Zeit der Kirwas, Volksfeste und Patrozinien, dazu kommt natürlich das berühmteste Bierfest der Welt, die Münchner Wiesn. Doch mancher Bayern-Botschafter ist zur Volksfest-Hochzeit mit ganz anderem beschäftigt. So gab es früher auf den Volksfesten mittendrin eine Tanzmeisterin, die nicht nur den Landler, Zwiefachen und die Polka konnte und ihr Wissen besonders gern weitergab. Wir berichten nicht nur über eine aktive Tanzmeisterin, sondern auch über einen Hirten, der Opernsänger ist und beim Almabtrieb das eine Leben gegen das andere tauscht. Wir fanden zudem die kleinste Blaskapelle Bayerns, deren Mitglieder viel mehr können als nur die Klassiker – und auch keine Berührungsängste mit anderen Genres haben. Und eine Winzerin, die mit pinken Gummistiefeln im Herbst ihren ökologischen Wein erntet.
„Der bayerische Tanz kennt keine Grenzen“, sagt Katharina Mayer. Weil Feiern und Feste oft fest ins Kirchenjahr integriert waren, hatten sie lange ein biederes Image – und damit schwand die Attraktivität der Tänze. Katharina Mayer hat sie nicht nur aus dem verstaubten Eck geholt, sie trägt die Tänze um die Welt und begeistert auch in anderen Ländern Menschen dafür. Mit ihr tanzen und von ihr lernen kann jeder – etwa ein Mal im Jahr beim Kocherlball am Chinesischen Turm in München oder bei den Tanzböden, die es regelmäßig überall im Freistaat gibt.
Eine Kirchweih (Kirwa, Kärwa, Kerwa) ohne Musik – undenkbar! Alexander Schuhmann und die Geschwister Sophie und Daniel Barth sind die Fexer – „Ableger“ würde man den Namen ins Hochdeutsche übersetzen. Ihr Markenzeichen: Sie sind nicht nur in der traditionellen Blasmusik zuhause, auch wenn sie sich mit der Kombination Trompete, Tuba und Kuhlohorn als „wahrscheinlich kleinste Blaskapelle der Welt“ bezeichnen. Mit dieser Mischung und den Auftritten auf diversen Festen und Festivals, bei denen man ihnen den Spaß an der Musik immer anmerkt, haben sie sich eine breite Fanbasis geschaffen – bei Jung und bei Alt.
Auch beim Viehscheid im Allgäu wird gefeiert – wenn auch leiser. Für Florian Karg ist das Datum in jedem Jahr ein persönlich wichtiger Tag. Denn im Sommer ist Florian Karg Hirte auf der Alpe Plättele – im Winterhalbjahr steht er als Opernsänger auf der Bühne. 122 Jungrinder und seine Familie, darum dreht sich in den warmen Monaten alles. Das Leben auf dem Berg ist schlicht, die Arbeit hart, was auf der Karte der Alpe steht, ist handgemacht. Schließlich genießen die Hirten im Allgäu hohes Ansehen, sorgen sie doch für das Kulturgut Alpwirtschaft. Und wenn dann der Viehscheid vorbei ist, Landwirte und Hirten auf ein unfallfreies Jahr angestoßen haben und die Blätter sich langsam verfärben, dann taucht Florian Karg als Opernsänger ein in die Welt der „Stillen Nacht“, jenem Weihnachtsklassiker. In Bad Hindelang beginnen im Oktober die Proben für die gleichnamige Weihnachtsoper, in der der Tenor Karg die Hauptrolle spielt.
„Maroggo“ wird Margetshöchheim liebevoll von den Einheimischen genannt. Und wenn andernorts die Volksfeste auf Hochtouren laufen und das Bier fassweise fließt, macht Winzerin Ilonka Scheuring ihre Heckenwirtschaft auf. In ihrer gemütlichen Weinstube können Besucher die Tropfen verkosten, die Ilonka in ihren Steillagen produziert: von Silvaner über Scheurebe, Riesling bis zum Spätburgunder. Ihre kreative Arbeit erledigt die Winzerin mit pinkfarbenen Gummistiefeln so ökologisch wie möglich. Zu den Weinen gibt es in der „Hecke“ fränkische Spezialitäten, etwa Bratwürste mit Weinsauerkraut.
Und wenn Gäuboden und Gillamoos, Kärwa und Wiesn schließlich vorbei sind, stehen die Lebkuchen schon im Supermarktregal und es dauert nicht mehr lange, bis die Weihnachtsmarkt-Saison beginnt. Eine gute Zeit also, Körper und Seele ein bisschen Ruhe zu gönnen. Wo und wie? Schauen Sie mal hier.
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